Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)
durchaus vorstellbar, dass dieser merkwürdige Mann mit den Skotten gemeinsame Sache machte. Aber warum sollte Keren hinsichtlich Wills Rolle in dem Verrat solche Lügen behaupten? Sie merkte, dass Keren auf eine Entgegnung von ihr wartete.
»Aber er hat eine so nette Singstimme«, sagte sie. Das wäre wohl die Art von hirnloser Bemerkung, die Lady Gwendolyn machen würde.
Keren hob die Augenbrauen. Zweifellos dachte er das auch. »Nichtsdestoweniger, Mylady, ist er ein feindlicher Kundschafter.«
»Oh, dann danke ich Euch, dass Ihr mich davon in Kenntnis gesetzt habt, Sir Keren. Das ist ja eine ganz schreckliche Sache. In der Tat, ganz schrecklich! Mein Verlobter, Lord Farrell, wird entsetzt sein, wenn er hört, in welcher Gefahr ich schwebte!«
Keren verbeugte sich im Sitzen leicht. »Ich versichere Euch, Mylady, Ihr seid absolut nicht in Gefahr. Glücklicherweise haben wir die Verschwörung rechtzeitig aufgedeckt. Ich bedaure nur, dass die Verräter es geschafft haben zu entkommen. Ich wollte Euch nur davon in Kenntnis setzen, da ich annahm, Ihr wäret über die Unruhe im Hof besorgt.«
»In der Tat war ich das, Sir Keren. Vielen Dank für Eure Fürsorge. Nun fühle ich mich doch besser in dem Wissen, dass meine Sicherheit in den Händen eines so tapferen und rücksichtsvollen Ritters liegt. Ich werde …«
Was immer es war, was sie ankündigen wollte, wurde von einem weiteren Klopfen an der Tür unterbrochen.
»Herein!«, rief Keren. Das war etwas anmaßend von ihm, dachte Alyss, und entsprach eigentlich nicht ganz dem Bild des feinfühligen Edelmanns. Sie bekam langsam ihre Zweifel, was Sir Keren betraf.
Die Tür wurde ziemlich heftig aufgestoßen. Ein Mann trat ein, der sehr stark humpelte. Sein rechter Oberschenkel war nur notdürftig verbunden worden. Offensichtlich suchte der Verletzte nach Sir Keren, denn schon beim Eintreten fing er an zu reden.
»Sie sind entkommen, die verdammten Hunde. Sie sind in diesen verfluchten Wald hinein.« Er sah zu Alyss, und sie konnte gerade noch verhindern, dass sie überrascht zusammenzuckte.
Der Mann war John Buttle.
E s war beinahe eine Stunde später, als Malkallam wieder aus dem Haus kam. Will war auf der Bank sogar leicht eingenickt. Die Sonnenstrahlen waren weitergewandert und hatten ihn in Wärme gebadet. Er erwachte, als die Tür mit einem leichten Quietschen aufgezogen wurde und der Zauberer zu ihm auf die Veranda trat.
Malkallam lächelte, als er die Frage in Wills Augen las. »Er wird wieder gesund werden. Ihr hättet allerdings nicht mehr viel länger warten dürfen. Sein Diener ist noch bei ihm und passt auf ihn auf.«
Will nickte. Er hatte nichts anderes von Xander erwartet.
»Dann hatte man ihm Rauschmittel verabreicht?«
Malkallam nickte. »Gift, um genau zu sein, und noch dazu ein besonders scheußliches. Es ist sehr selten und wird nicht in den gängigen Verzeichnissen von Kräutern, Rauschmitteln und Giften aufgeführt. Es dauert etwa eine Woche, bis es anfängt zu wirken, also wurde es wahrscheinlich irgendwann in den letzten zehn Tagen in Lord Ormans Essen oder Trinken gemischt. Eine einzige kleine
Dosis reicht. Tagelang geschieht gar nichts, und wenn man dann die ersten Anzeichen bemerkt, ist es meist schon zu spät.«
»Wenn es das gleiche Gift ist, das Lord Ormans Vater krank gemacht hat, wie kommt es, dass seine Heiler es nicht herausgefunden haben?«
»Wie ich schon sagte, es ist sehr selten. Die meisten Heiler haben noch nicht einmal davon gehört, und wenn doch, kennen sie das Gegenmittel nicht.«
»Aber Ihr kennt es?«
Malkallam lächelte. »Ich bin nicht wie die meisten Heiler.«
»Nein, das seid Ihr sicher nicht. Was oder wer seid Ihr denn, wenn ich fragen darf?«
Malkallam musterte ihn ein paar Sekunden, bevor er antwortete. Dabei bedeutete er Will, ein Stück zu rutschen. »Macht Platz für mich, dann reden wir darüber.«
Er setzte sich neben Will und sah sich auf der Lichtung um. Trobar spielte immer noch mit der Hündin, warf ein Stöckchen für sie, das sie holen sollte. Jedes Mal wenn sie es ihm brachte, ließ sie es zwischen ihren Vorderpfoten liegen und forderte ihn schwanzwedelnd heraus, es ihr abzunehmen. Die meisten anderen Bewohner von Malkallams kleinem Reich waren wieder verschwunden. Ein paar waren noch mit alltäglichen Verrichtungen beschäftigt wie Holz hacken und die Scheite aufrichten.
»Also fangen wir an«, sagte Malkallam. »Was wisst Ihr über mich?«
»Wissen?«, wiederholte Will. »Sehr
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