Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)
einfacher, einen verletzten Körper zu heilen als eine versehrte Seele.«
Will schüttelte verwunderte den Kopf, während er nachdachte. »Also kümmert Ihr Euch nun schon seit bald zwanzig Jahren um diese Leute und werdet dennoch als böser Zauberer angesehen?«
Malcolm nickte. »Das mag zum Teil meine Schuld sein. Ich habe nichts dagegen unternommen, weil ich die Leute aus meinem Wald fernhalten wollte. Allerdings scheint im letzten Jahr jemand auf die Idee gekommen zu sein, das Schauermärchen von Malkallam zu seinem eigenen Nutzen zu verwenden.«
»Keren?«, sagte Will.
Malcolm nickte. »Es sieht ganz danach aus. Die Frage ist, was hofft er daraus zu gewinnen?«
»Sobald ich es herausfinde«, sagte Will grimmig, »werde ich es Euch wissen lassen.«
A lyss erstarrte im ersten Moment in ihrem Stuhl, als Buttle sie ansah. Was um Himmels willen tat dieser Mann hier? Hatte er sie erkannt? Die Fragen schwirrten in ihrem Kopf, und sie musste ihr ganzes schauspielerisches Talent aufbieten, um die Fassade der hohlköpfigen Lady Gwendolyn aufrechtzuerhalten.
»Entschuldigt die Störung«, sagte Buttle ungehobelt. Sein Ton machte deutlich, dass es ihm völlig egal war, ob sie die Störung entschuldigte oder nicht. Stirnrunzelnd sah er sie an, ehe er sich zu Keren drehte. Irgendetwas an dieser Dame kam ihm bekannt vor.
»Dachte, Ihr wolltet es sofort wissen. Man hat mir gesagt, Ihr wärt hier mit…« Er deutete mit dem Daumen auf Alyss.
»Lady Gwendolyn«, erklärte Keren. »Die Dame ist Gast in diesem Haus. Sie ist die Verlobte Lord Farrells von Gort.«
In seiner Stimme lag ein warnender Unterton. Sag nicht zu viel vor ihr, lautete die Warnung . Alyss hörte es heraus. Sie setzte ein künstliches Lächeln auf und streckte Buttle die Hand zum Handkuss entgegen.
»Ich glaube nicht, dass Ihr mir bereits vorgestellt wurdet, Sir«, sagte sie.
Buttles Unsicherheit, was ihre Person betraf, schien verflogen zu sein. Er blickte auf die Hand und wusste offensichtlich nicht, was er tun sollte. Natürlich würde ein Mann mit guten Umgangsformen sie an den Mund heben, um einen Kuss anzudeuten, aber Buttle besaß keine Umgangsformen.
Keren kam ihm zu Hilfe. »Lady Gwendolyn, dies ist John Buttle, einer meiner neuen Soldaten.«
Buttle schien mittlerweile begriffen zu haben, dass er etwas mit Alyss’ ausgestreckter Hand tun musste. Er ergriff sie, nicht allzu sanft, und schüttelte sie.
»Erfreut, Euch kennenzulernen«, sagte er mit dem Charme eines Ziegenbocks.
»Ganz meinerseits«, erwiderte Alyss glatt. »Nun, Mr Buttle, Ihr habt die Verräter verfolgt? Wie tapfer von Euch!«, flötete sie.
Buttle runzelte die Stirn. »Verräter?«, wiederholte er und blickte unsicher zu Keren.
»Ich habe Lady Gwendolyn gerade erzählt, dass Lord Orman mithilfe dieses Musikanten vorhatte, die Burg den Skotten zu überlassen.«
Man sah Buttle an, wie heftig er nachdachte, bis es ihm schließlich dämmerte. »Ahhh! Ja, klar. Stimmt. Verräter sind die. Bloß gut, dass wir sie rechtzeitig entdeckt haben, was? Wenn …«
»Ja, ja, ich bin sicher, Lady Gwendolyn möchte die hässlichen Einzelheiten gar nicht hören«, unterbrach ihn Keren schnell. Er hatte wenig Vertrauen in Buttles Fähigkeit,
sich aus dem Stegreif eine Geschichte auszudenken.
Alyss bemerkte die rasche Einmischung und erriet den Grund dafür. Sie verspürte eine unglaubliche Erleichterung, dass sie Keren nicht ins Vertrauen gezogen hatte. Offensichtlich waren eine Menge Dinge auf Burg Macindaw nicht so, wie es den Anschein hatte.
»Oh du liebe Güte, Mr Buttle, Ihr scheint verletzt zu sein!«, rief sie jetzt aus. »Ich fürchte, Ihr verliert Euer ganzes Blut auf meinem Teppich hier!«
Buttle blickte nach unten auf sein Bein, wo das Blut durch den behelfsmäßigen Verband sickerte. Er fluchte leise und zupfte den Verband zurecht. Nach seinem ersten neugierigen Blick auf Alyss schien er sie zu ihrer Erleichterung als das zu nehmen, was sie zu sein vorgab. Schließlich, dachte sie, ist es ja auch schon Wochen her, seit er mich gesehen hat, und damals habe ich das Haar offen getragen. Heute hatte sie es straff zusammengebunden und trug eine kunstvolle Kopfbedeckung mit Schleier. Das war die neueste Mode, auch wenn sie Alyss persönlich gar nicht gefiel. Aber man hatte ihr während ihrer Ausbildung beigebracht, wie viel eine andere Haarfrisur bei einer Verkleidung ausmachte. Natürlich waren auch ihre Kleider völlig anders als damals. Im Augenblick trug sie ein reich
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