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Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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zu öffnen.
    Horace zog das Öltuch zur Seite und darunter kam ein Schwert zum Vorschein! Sein Schwert, in einer gut geölten Lederscheide. Die schlichte Parierstange, der Messingknauf, das mit Leder umwickelte Heft, all das war ihm vertraut.
    »Aber … das ist ja mein Schwert!«, rief er verblüfft aus. Sein Schwert war beim Kampf an der Brücke hinunter in den reißenden Fluss gefallen. Er konnte sich überhaupt nicht erklären, wie man es hatte bergen können.
    »Seht es Euch genauer an«, forderte Shigeru ihn auf, und da erst bemerkte Horace, dass das Lederband am Heft neu war. Da war kein einziger Schweißfleck von den unzähligen Einsätzen. Horace wollte das Schwert ziehen, da erinnerte er sich daran, dass dies in der Gegenwart des Kaisers ein schwerer Verstoß gegen das Protokoll war. Aber Shigeru forderte ihn mit einer knappen Geste auf, es dennoch zu tun.
    Die Klinge kam mit einem Zischen aus der Scheide und Horace sah sie sich genau an. Dieses Schwert war perfekt ausbalanciert – genau wie er es in Erinnerung hatte. Es hätte tatsächlich sein altes Schwert sein können. Allerdings war die Klinge bläulich und wies ein sich wiederholendes Muster von Halbkreisen und Wellenlinien auf. Das Licht wurde darin gefangen, und die Klinge schimmerte auf eine Weise, wie sein altes Schwert nie gefunkelt hatte.
    »Das war Shukins Geschenk für Euch«, erklärte Shigeru, und Horace erinnerte sich daran, wie Shukin ihm gesagt hatte, er hätte etwas zu Erinnerung für ihn, damals, als er zurückgeblieben war, um die Furt zu verteidigen und ihnen den nötigen Vorsprung zu verschaffen. »Er hat sich eines Abends in der Sommerresidenz Euer Schwert ›geliehen‹ und ließ es dann von seinem eigenen Schwertschmied genau kopieren.«
    »Aber … warum …«, begann Horace und fragte sich im Stillen, warum Shukin sich diese Mühe gemacht hatte.
    Shigeru, der ahnte, was den jungen Ritter bewegte, hob die Hand.
    »Es gibt einen Unterschied zwischen den beiden Waffen. Diese Klinge ist aus Nihon-Jan Stahl und sehr viel härter als Euer altes Schwert. Deshalb hält sie auch viel mehr aus. Wenn Ihr jetzt gegen einen Senshi kämpft, dann werdet Ihr das zu gleichen Bedingungen tun.«

Achtunddreißig

    I hre erste Nacht war ereignislos gewesen, bis auf Evanlyns Stöhnen, als sie in ihrem kleinen Zelt lag und erfolglos gegen die Schmerzen in den Schultern und den verkrampften Muskeln ankämpfte. Sie und Alyss waren viele Stunden über das ruhige Wasser des Sees gepaddelt und hatten schließlich an einer kleinen Insel angelegt. Ein schneller Rundgang hatte ergeben, dass die Insel unbewohnt war – sie bestand aus kaum mehr als ein paar Felsen mit einigen dürren Sträuchern. Und so hatten die beiden jungen Frauen an einem schmalen Sandufer ihr Nachtlager aufgeschlagen.
    »Das sind Muskeln, von denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie habe«, sagte Evanlyn am folgenden Morgen zu Alyss. »Und alle brennen wie Feuer.«
    Evanlyn war in ausgezeichneter körperlicher Verfassung, aber das stundenlange Paddeln hatte Muskeln beansprucht, die sie bisher noch nicht gebraucht hatte.
    Sogar Alyss spürte den Vortag in ihren Knochen. Sie wusste auch, dass es für Evanlyn noch schlimmer sein musste. Dennoch durfte sie nicht zulassen, dass die Prinzessin sich ständig darüber beschwerte. Deren leises Stöhnen während der Nacht hatte auch ihr den Schlaf geraubt und so war sie an diesem Morgen leicht gereizt.
    »Du wirst dich schon noch daran gewöhnen«, sagte sie knapp.
    Evanlyn warf ihr einen Blick zu, erkannte, dass sie von Alyss kein Mitgefühl zu erwarten hatte, und kniff entschlossen die Lippen zusammen. Von nun an würde sie sich nichts mehr anmerken lassen!
    Das Wasser über dem Feuer kochte, und sie nahm den Kessel herunter und goss das Wasser in eine kleine metallene Teekanne, in der sich die mitgebrachten grünen Teeblätter befanden.
    »Ich wünschte, wir hätten Kaffee«, sagte sie. Auf ihren Reisen mit den Waldläufern hatte auch sie dieses Getränk schätzen gelernt. Sie reichte Alyss eine Tasse.
    »Ich auch«, antwortete Alyss geistesabwesend. Sie nippte am Tee, genoss seine Wärme und breitete ihre Seekarte im Sand zwischen ihnen aus. Es war eine sehr schlichte Zeichnung, und abgesehen von den Inseln, die in unregelmäßigen Abständen als Punkte auftauchten, war nicht viel zu sehen.
    »Heute wird ein langer Tag«, sagte sie. »Die nächste Insel ist hier drüben.« Sie tippte auf einen der Punkte.
    Evanlyn warf einen Blick darauf,

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