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Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Ellbogen schmerzten von dem ständigen Paddeln und Wasserschöpfen. Alyss blieb verbissen bei ihrer Aufgabe, weiterzupaddeln und trotz ihrer unfreundlichen Kommentare verspürte die Prinzessin eine wachsende Bewunderung für die Kraft und Ausdauer ihrer Gefährtin. Alyss ließ nicht nach und beförderte das Boot immer weiter gleichmäßig durch die Wellen.
    »Zumindest«, sagte sie irgendwann schwer atmend, »gibt mir der Wind die Richtung vor. Solange er an unserer linken Vorderseite weht, steuern wir auf die Insel zu.«
    »Außer er dreht sich«, sagte Evanlyn und schüttete einen weiteren Eimer Wasser über Bord.
    Daraufhin herrschte erst einmal Schweigen. Schließlich sagte Alyss: »Daran habe ich gar nicht gedacht. Das überprüfe ich lieber noch mal.«
    Das Kajak wurde langsamer und schaukelte schließlich im Wind, während Alyss aufhörte zu paddeln und ihren Nordsucher herausholte. Es dauerte ein paar Minuten, bis die Nadel sich eingependelt hatte, dann seufzte Alyss erleichtert auf.
    »Nein, alles in Ordnung. Wir sind noch auf Kurs. Weiter geht’s.«
    Evanlyn hatte den kurzen Halt dazu genutzt, den größten Teil des Wassers aus dem Boot zu schöpfen. Jetzt konnte sie wieder ihr Paddel nehmen und Alyss helfen, sodass sie schnell das kurze Stück, das sie abgetrieben waren, wettgemacht hatten. Ihre Schultern brannten. Aber sie hatte sich vorgenommen, auf keinen Fall mehr zu jammern, und sie biss sich in die Wangen, um auch ja keinen Laut mehr von sich zu geben. Mit gesenktem Kopf holte sie mit dem Paddel aus, stach ins Wasser und brachte das Boot vorwärts. Bei jedem Schlag schoss ein scharfer Schmerz durch ihre Arm- und Schultermuskeln. Doch sie war fest entschlossen, nicht vor Alyss aufzuhören. Sie würde nicht mehr stöhnen, sondern einfach weitermachen. Nicht mehr stöhnen, einfach weitermachen! Die unausgesprochenen Worte bildeten in ihren Gedanken den Takt für den Paddelschlag, und sie sagte sie sich immer wieder in Gedanken vor.
    Zumindest friere ich nicht, dachte sie nach einer Weile. Obwohl ihre Füße und Hände kalt waren, spürte sie dennoch Schweiß auf ihrem Körper. Sie paddelte immer weiter, entschlossen, nicht vor ihrer Gefährtin aufzugeben. Das Licht nahm jetzt ab, da die Wintersonne schon tief am Horizont stand. Ihr Blickfeld war auf den Bug des Kajaks und das anthrazitfarbene Wasser beschränkt.
    Kein Stöhnen mehr, einfach weitermachen. Immer und immer wieder. Ausholen, rein, ziehen, heben. Ausholen, rein, ziehen, heben. Sie hasste den See. Sie hasste das eiskalte Wasser. Sie hasste das Paddel, hasste das Kajak. Sie hasste alles an dieser Unternehmung. Und vor allem hasste sie Alyss.
    »Wir haben es geschafft«, sagte Alyss. »Wir sind da.«
    Evanlyn hätte sie auf der Stelle küssen können. Sie hob den Kopf. Vor ihr lag die Insel. Sie war um einiges größer als die erste und es gab sogar Bäume und nicht nur ein paar karge Büsche.
    Sie zogen das Boot das Kiesufer hoch, dann ließen sie sich erschöpft zu Boden fallen und stöhnten beide vor Schmerzen auf. Alyss wartete, bis sie sich ein paar Minuten ausgeruht hatten, ehe sie Evanlyn an der Schulter schüttelte.
    »Komm jetzt«, sagte sie. »Wir müssen das Lager aufbauen, bevor wir völlig steif werden.«
    Als Evanlyn sich müde aufrappelte, ging ihr durch den Kopf, dass sie Alyss wohl zu schnell vergeben hatte. Sie hasste sie schon wieder. Andererseits hatte sie natürlich recht. Müde rafften sie sich dazu auf, ein Feuer zu machen und ihr Zelt dicht daneben aufzubauen. Sobald sie ihre schweißnasse Wäsche gewechselt hatten, ließen sie sich auf ihre Schlafmatten fallen und zogen die Decken hoch. Sie waren viel zu müde, um auch nur ans Essen zu denken.

    Das lange traurige Heulen drang durch den Nebel von Erschöpfung, der sich um Evanlyn gelegt hatte, und weckte sie.
    Kam das aus der Nähe oder von Weitem? Sie konnte es nicht genau sagen. Sie hatte tief und fest geschlafen. Vielleicht hatte sie nur geträumt.
    Da hörte sie es wieder. Nein, das war kein Traum. Das Heulen kam ganz aus der Nähe.
    »Alyss?«, sagte sie unsicher. Niemand kann dieses Geräusch überhören und weiterschlafen, dachte sie.
    »Was ist?«
    »Das möchte ich ja gerade wissen. Es klingt nach einem Wolf. Gibt es Wölfe auf diesen Inseln?«
    »Es hat sich jedenfalls nicht nach einem Schmusekätzchen angehört.« Alyss schob ihre Decke beiseite und machte sich an ihrem Rucksack zu schaffen, der neben ihrer Matte stand. Draußen war das Lagerfeuer fast

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