Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
Feind. Todoki stand vor ihm, ihre Gesichter waren nur fingerbreit voneinander entfernt. Der General schrie ihn an, sein Speichel landete auf der Wange des Mannes.
»Feigling! Deserteur! Das sind nur Bauern! Du bist ein Senshi! Dreh dich um und kämpfe!«
Der Mann hob den Blick, um dem General in die Augen zu sehen. Todoki las Scham darin, aber auch Verwirrung und Furcht.
»General«, sagte er, »sie haben Ito und Yoki getötet, die an meiner Seite waren.«
»Dann geh zurück und räche deine Kameraden!« Voller Wut versetzte Todoki dem Mann einen Schlag ins Gesicht. Blut rann vom Mundwinkel des Soldaten, doch noch immer machte er keine Anstalten, sich umzudrehen.
»Tötet sie!«, schrie Todoki. »Tötet fünf von ihnen für jeden eurer toten Kameraden! Geh zurück und kämpfe, du Feigling! Beweise ihnen, dass sie nicht gegen die Senshi kämpfen können!«
Das waren kühne Worte, aber die Senshi hatten eben aus nächster Nähe erlebt, dass die Kikori, die verachteten Bauern, eben doch gegen die Senshi kämpfen und sie töten konnten. Fünfunddreißig ihrer Kameraden lagen wie zum Beweis tot auf dem Schlachtfeld.
»General«, sagte der Senshi, »wie kann ich etwas töten, was ich nicht sehen kann?«
Todoki war sich bewusst, dass die Blicke der anderen auf sie gerichtet waren, und verspürte eine überwältigende Wut in sich aufsteigen. Diese Männer hatten ihn durch ihr feiges Verhalten beschämt. Und nun wagte dieser Feigling ihm zu widersprechen! Eine Rebellion wie diese konnte ansteckend sein, das war ihm klar. Gestatte einem Mann, einen Befehl zu verweigern. und andere werden ihm folgen.
Sein Schwert blitzte auf und traf den Mann in der Lücke zwischen Helm und Brustplatte. Mit einem erstickten Schrei taumelte der Senshi und stürzte zu Boden. Todoki stieg über seinen leblosen Körper hinweg vor die anderen Senshi, die vor ihm zurückwichen. Mit seiner bluttriefenden Schwertklinge deutete er auf die Reihen der Kikori.
»Dort ist der Feind! Attacke! Kämpft gegen sie. Tötet sie!«
Die Furcht vor seinem Schwert und die tief verwurzelte Disziplin, die ihnen eingetrichtert worden war, waren stärker als die Furcht vor den Gojus der Kikori. Von Todokis Offizieren bedrängt, drehten die Männer sich in Richtung Feind. Sie taten es zögernd, aber sie taten es.
Will, der von seinem Aussichtspunkt alles beobachtete, sah, wie der General der Nihon-Jan seine Truppen maßregelte. Er war versucht, einen Schuss auf ihn abzugeben, aber Todoki war von Dutzenden von Leuten umgeben, und ihn zu treffen wäre reine Glückssache. Er hielt es für besser, abzuwarten, um den Erfolg ihres Vorhabens nicht zu gefährden. Die passende Zeit würde schon noch kommen.
Er hatte schon mit etwas Ähnlichem gerechnet, und jetzt war die richtige Gelegenheit, um den zweiten Teil seines Plans in Gang zu setzen.
Er steckte die Finger in den Mund und stieß zwei kurze, durchdringende Pfiffe aus.
Selethen und Horace hörten das Signal. Horace gab den Befehl für beide Gojus .
»Und kehrt. Im Laufschritt!«
Die Kikori drehten sich um einhundertachtzig Grad und marschierten zurück zu ihrer Ausgangsposition.
»Halt!«, schrie Horace, und die vier Reihen blieben stehen. »Und kehrt!«
Wieder drehten sich die Männer in vollkommener Übereinstimmung.
General Todoki beobachtete das Manöver und feuerte seine zögernden Soldaten an.
»Seht ihr? Sie ziehen sich zurück! Sie werden einem zweiten Angriff nicht standhalten können! Attacke!«
Seine Männer waren da nicht so sicher. Sie hatten den präzisen und reibungslosen Rückzug der Kikori gesehen. Es hatte keinerlei Anzeichen von Panik gegeben. Die wachsameren und klügeren unter den Senshi begriffen, dass der Feind sich nur auf eine bessere Verteidigungsstellung zurückgezogen hatte.
Todoki sah die Zweifel in ihren Blicken. Er drehte sich aufgebracht um, und zum ersten Mal bemerkte er die Gruppe von drei Männern auf einer kleinen Anhöhe hinter den Reihen von Kikori. Er starrte hinüber und traute beinahe seinen Augen nicht. Es standen drei Männer dort und beobachteten das Geschehen. Zwei von ihnen waren nur schemenhaft zu sehen, ihre Gestalten täuschten irgendwie das Auge, wenn er versuchte, sie genauer zu erkennen. Doch die dritte Gestalt, die eine Senshi-Rüstung trug, war unverwechselbar. Es war der Kaiser! Todoki rief seine Offziere zu sich und deutete mit dem Schwert auf die entfernte Gestalt.
»Da ist Shigeru«, sagte er. »Holt eure Bögen. Wenn wir ihn töten und dann
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