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Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Todokis Augen weiteten sich vor Entsetzen, als ihm klar wurde, dass das Schwert des Gaijin unbeschädigt geblieben war. Von der kraftvollen Wucht, die er in den Schlag gelegt hatte, aus dem Gleichgewicht gebracht, taumelte Todoki und konnte seine Abwehr nicht aufrechterhalten.
    Horace machte einen Ausfallschritt mit dem rechten Fuß, um dem Stoß den größtmöglichen Nachdruck zu verleihen. Er zielte auf die Lücke oben an Todokis gehärteter Brustplatte, wo nur eine Blende aus weichem Leder die Kehle des Generals bedeckte.
    Die in Nihon-Ja geschmiedete Klinge durchschnitt den dünnen Halsschutz.
    Todoki, der immer noch nicht recht begriff, was ihm an diesem Tag widerfahren war, starrte Horace eine Sekunde lang über die Schwertklinge hinweg an. Dann wich jedes Leben aus ihm und er stürzte zu Boden. Horace zog sein Schwert heraus und drehte sich um. Die Kikori-Krieger – denn das waren sie nun: echte Krieger – streckten ihre Kurzschwerter in die Luft und jubelten ihm zu. Eine Stimme begann zu rufen und innerhalb von Sekunden kam das Echo aus hundert Kehlen.
    »Kurokuma! Kurokuma! Kurokuma!«
    Mit einem Lächeln trat Selethen auf Horace zu, um ihm zu gratulieren. Sie umarmten sich, und zusammen mit den Kikori-Kriegern gingen sie zu dem Hügel, auf dem Will, Walt und Shigeru warteten.
    »Ich wüsste immer noch gern, wie er zu diesem Namen gekommen ist«, sagte Will.
    Shigeru sah ihn an, und diesmal lag keine Scherzhaftigkeit in seinen Worten, als er über Horace’ neuen Namen sprach.
    »Wie auch immer er ihn bekommen hat«, sagte er, »es ist wahrhaftig ein Ausdruck großen Respekts.«

Sechsundvierzig

    A lyss zurrte den letzten Ast fest und betrachtete die grobe Plattform, die sie in der Baumgabel errichtet hatte.
    »Das dürfte reichen«, sagte sie. Die Plattform auf den dicken Ästen war ungefähr zwei mal zwei Schritte breit und bot Alyss und Evanlyn genug Platz, um auf das geheimnisvolle Raubtier zu warten, das im Uto Wald lauerte.
    Sie befanden sich tief im Wald, an einer Stelle, wo vier Hasanu von dem Raubtier, das ihnen nur als Kyofu oder das Grauen bekannt war, getötet worden waren.
    Evanlyn, die noch unten stand, sah sich nervös um. Die Sonne ging unter, bald würde es dunkel werden – und es war bekannt, dass das Grauen bei Nacht auf die Jagd ging. Es war eine Sache, in Nimatsus Burg zu sitzen und über die abergläubischen Ängste der Hasanu zu urteilen. Eine ganz andere war es, hier draußen im Schnee zu stehen, während die Schatten immer länger wurden und der düstere Wald sie umgab. Im vollen Tageslicht hatte Evanlyn sich ohne Furcht an die Aufgabe gemacht, Äste für die Plattform zu sammeln. Doch dann waren die Schatten länger geworden, und sie hatte gemerkt, dass sie immer öfter bei ihrer Arbeit ängstlich über ihre Schulter geblickt hatte und beim leisesten Geräusch zusammengezuckt war.
    »Wirf mir das Seil herunter«, rief sie. »Ich komme hoch.«
    »Augenblick.« Alyss stand langsam auf und ging in die Mitte der Plattform, um zu prüfen, ob die Äste stark genug waren, ihr Gewicht auszuhalten. Schließlich war sie zufrieden und ging zum Rand ihres Ausgucks und warf das zusammengerollte Seil nach unten. Evanlyn kletterte mit betonter Lässigkeit das Seil hoch und rollte es dann wieder zusammen. Danach suchte sie sich einen Platz, wo sie es sich bequem machen konnte – auch wenn »bequem« an diesem Ort vielleicht der falsche Begriff war.
    Alyss grinste sie an. »Angst, dass das Grauen hinter dir hochklettern könnte?«
    Evanlyn erwiderte ihren Blick kühl und antwortete nicht. Das war genau ihre Sorge gewesen.
    Dunkelheit breitete sich im Wald aus und die beiden Mädchen verharrten in der Kälte auf der Plattform. Einziges Geräusch war das Schnauben und Quieken des kleinen Schweins, das sie an einen Baum in der Nähe gebunden hatten. Das Ferkel war der Köder, der das Grauen hervorlocken sollte. Dann, so hoffte Alyss, würden sie das Grauen – was immer es auch war – mit den beiden Speeren töten können, die neben ihr lagen. Sie hatte sie sich von den Hasanu geborgt. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie Waffen gefunden hatte, die leicht genug waren, dass sie sie handhaben konnte, aber schließlich hatte sie sich für Übungswaffen der Kinder entschieden. Sie war eine geübte Speerwerferin und Evanlyn hatte ihre Schleuder und einen Vorrat an schweren, eierförmigen Eisenkugeln dabei.
    »Das Schwein kann einem leid tun«, meinte Evanlyn leise.
    »Na ja, du kannst ja jederzeit

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