Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
Pferdezüchter der Waldläufer. Will wusste nicht, ob er diese Entscheidung nun bedauern sollte. Er hätte Reißer natürlich gern bei sich gehabt, aber eine Seereise nach Nihon-Ja dauerte lange, weitaus länger als jede andere Schiffsfahrt, die er mit Reißer unternommen hatte. Es gab kaum Gelegenheit, an Land zu gehen, damit die Pferde sich die Beine vertreten konnten, und das wäre für die Tiere eine große Strapaze gewesen.
Und so war auch Wills Hund Ebony in der Obhut von Lady Pauline verblieben. Ebonys Erziehung war noch nicht abgeschlossen, und Will hatte befürchtet, ihr manchmal sehr ungestümes Benehmen könnte bei den Herrschern von Toscano, die viel Wert auf Etikette legten, Probleme verursachen.
Gundar nickte und verschwendete keinen weiteren Gedanken an die Pferde. Er wusste ja nicht, wie schwer den beiden Waldläufern die Entscheidung gefallen war, ihre Pferde zurückzulassen. Neugierig blickte Gundar zum Kai.
»Und wer ist diese schlaksige Fahnenstange?«, fragte er. »Gehört der Kerl zu euch?«
Die vier Araluaner drehten sich um. Mit großen Schritten, einen Rucksack über der Schulter, kam ein hochgewachsener, schlanker Mann auf sie zu.
»Die Versuchung war übermächtig«, erklärte Selethen, als er vor ihnen stand. »Daher habe ich beschlossen mitzukommen.«
Zehn
Nihon-Ja
N achdem George nach Iwanai aufgebrochen war, hatte Shukin sofort das Tempo erhöht.
Als sie jetzt ihre Pferde beständig in leichtem Galopp über den schmalen, schlammigen Bergpfad laufen ließen, wurde Horace erst so richtig klar, wie sehr George sie aufgehalten hatte. Ein wenig schuldbewusst gestand er sich ein, wie froh er war, seinen Kameraden überzeugt zu haben, dass ihre Wege sich trennen mussten.
Der Rest der Gruppe – alle geübte Reiter – schaffte das Pensum mühelos, und die einheimischen Ponys, die etwas kleiner waren als Horace’ Schlachtross in Araluen, waren ausdauernd und robust. Aber vor allem waren sie trittsicher, was Horace daran erkannte, dass sein Reittier zwar stolperte, jedoch sofort wieder festen Tritt fand.
Einem Reiter aus der Eskorte war aufgefallen, wie angespannt Horace im Sattel saß, und er kam an seine Seite.
»Überlasst dem Pferd die Führung, Or’ss-san«, sagte er leise. »Es ist diese Bergwege gewöhnt und kommt gut allein zurecht.«
»Das habe ich auch bemerkt«, knurrte Horace. Als der unebene Boden erneut unter den Pferdehufen nachzugeben schien, zwang er sich, so locker wie möglich im Sattel zu sitzen, statt seine Muskeln anzuspannen, um sich gegen einen Sturz zu wappnen, und die Zügel anzuziehen. Das Pferd stieß ein Grunzen aus, und Horace hatte das merkwürdige Gefühl, dass es ein Grunzen der Anerkennung war, als wollte das Pferd ihm sagen: So ist es besser. Bleib einfach locker, du großer Knochensack, und überlass alles andere mir.
Horace streckte die Hand aus und tätschelte den Hals des Pferdes. Das Tier antwortete, indem es seine zottige Mähne schüttelte.
Sie behielten für etwa eine halbe Stunde einen leichten Galopp bei und wechselten dann für etwa zwanzig Minuten ins Traben. Dieser Rhythmus ähnelte der schnellen Marschgeschwindigkeit der Waldläufer, die Horace bei seinen Reisen mit Walt und Will kennengelernt hatte. Und wenn er auch anfänglich mit dem langsameren Tempo nicht einverstanden gewesen war, so wusste er doch, dass sie langfristig auf diese Weise schneller vorankamen.
Die Sonne war eine milchige Scheibe hinter den grauen Wolken, die über den Himmel jagten. Als sie direkt über ihnen stand, gab Shukin das Zeichen zum Anhalten. Sie befanden sich an einer Stelle, wo der Pfad sich zu einer kleinen Lichtung verbreiterte.
»Wir werden essen und uns kurz ausruhen«, verkündete er.
Sie sattelten die Pferde ab und rieben sie trocken. Bei diesem Wetter durften sie die Tiere nicht schweißnass im scharfen Wind stehen lassen. Währenddessen holten drei Diener Proviant aus den Packtaschen. Als die Reiter ihre Pferde versorgt hatten, war auch das Essen bereit und die Dienstboten hatten ein Feuer für den Tee angezündet.
Horace bekam einen Teller mit eingelegtem Gemüse, geräucherter Forelle und gut gewürztem Reis, der in Kügelchen gerollt war. Er setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm und stöhnte leicht. Seine schmerzenden Knie und Oberschenkel zeugten davon, wie groß die Anstrengung der vergangenen Stunden gewesen war. Es war angenehm, sich ein paar Minuten auszuruhen.
Das Essen war gut – leicht, würzig und schmackhaft.
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