Die Chroniken von Gonran II: Feuer der Rache (Fantasy-Roman) (German Edition)
Aber es geht auch um meine Mutter! Findest du es etwa nicht verdächtig, dass er dir all die Jahre nicht erzählt hat, dass sie damals bei ihm über den Hof kam? Und dass er sogar ihr Medaillon bei sich trägt?“
Tron musterte ihn lange, biss sich auf die Lippen und sagte: „Es waren damals harte Zeiten. Die Wirren des Krieges hatten nicht nur in der Landschaft und den Städten ihre Spuren hinterlassen. Nein. Auch in unseren Seelen klaffte eine tiefe Wunde.
All die Zerstörung, die Verzweiflung, das Töten, das Blut …“ Tron atmete tief ein und fuhr fort: „Olayon wollte aus eigenem Willen aus dem Dienst entlassen werden. Wenn er dies nicht getan hätte, wäre ich gezwungen gewesen, ihn freizustellen.“
„Was war geschehen?“, fragte Torwak bedrückt.
„Er hatte die Eroberung Turs durch die Gondraner hautnah miterlebt. Wir kämpften Seite an Seite wie Brüder. Schützten einander, wann immer nötig. Als die Gunst der Gur sich gegen uns wandte und die Schlacht verloren war, zog ich mich mit König Xeron und den treuesten Anhängern in die Berge zurück.“ Tron starrte nach den Worten leblos vor sich und lenkte sein Pferd steif wie eine Säule.
„Und … und Olayon?“, fragte Torwak vorsichtig.
„Der meldete sich freiwillig, um unseren Rückzug zu decken. Was für ein Krieger! Dabei wurde er schwer verwundet und lag kampfunfähig am Boden. Die Gondraner dachten, er sei tot. Aber nein. Er war kurzzeitig gelähmt. Er sah alles und konnte nichts tun. Die Schreie der Frauen, der Kinder … Das Feuer, das Blut … Es verfolgt ihn bis heute. Danach war er nicht mehr der Alte. Seine Seele brauchte Frieden, Ruhe …“
Torwak nickte.
„Unter den Umständen ist es nicht verwunderlich, wenn er das Medaillon vergaß.“
„Das sehe ich genauso, junger Krieger. Er konnte oder wollte sich nicht daran erinnern. Ein Wunder, dass er das Medaillon so lange bei sich behielt. Bei den Erinnerungen, die für ihn daran haften.“
„Verzeih, wenn ich deinen Freund zu unrecht beschuldigte.“
Tron nickte nur und deutete auf das Flammenmeer einige Hundert Meter vor ihnen.
„Mit den Pferden kommen wir da nicht durch. Wir müssen sie in sicherer Distanz verstecken.“
Torwak entdeckte nicht weit vor ihnen einen kleinen Steinhaufen. Das Feuer hatte bereits rund herum gewütet und die einst mächtigen Bäume in schwarze Stummel verwandelt. Torwak sprang von seinem Pferd ab und näherte sich vorsichtig den rußigen Steinen. Die Zügel von Schwarzer Donner in seiner Linken und die Rechte auf dem Knauf seines Schwertes ruhend, blieb er wenige Meter vor dem Haufen stehen.
Nichts rührte sich. Alles schien friedlich außer dem Zischen der Flammen im Hintergrund. Er ging um die Steine herum und erkannte, dass dies die Grundmauern eines niedergebrannten Hauses sein mussten. Von Weitem betrachtet sah es von allen Seiten nur wie ein Steinhaufen aus.
„Perfekt!“, sagte Tron, der mit den Kriegern zu ihm aufgeschlossen hatte. „Genau darin können wir unsere Pferde lose festbinden. Der Wald ist hier schon abgebrannt. Somit sind sie bis zu unserer Rückkehr sicher vor den Flammen.“
Ohne auf weitere Anweisungen zu warten, banden die beiden Krieger ihre Pferde im Inneren der Mauern fest, genau wie Tron und Torwak dies taten. Alle achteten genauestens darauf, die Leinen nicht zu fest zu verknoten, sodass sich die Pferde im Notfall selbst befreien konnten.
Torwak tätschelte den Hals von Schwarzer Donner und raunte ihm ins Ohr: „Ich bin bald zurück Großer, bis bald“, worauf Schwarzer Donner leise wieherte und seinen Kopf an seiner Wange rieb.
5. KAPITEL
Tron stellte sich in ihrer Mitte auf und deutete auf das Flammenmeer.
„Also Männer. Wir bleiben dicht beisammen in einer Reihe. Ich gehe voraus, Torwak kommt nach mir, dann folgt ihr beide. Auf geht’s!“
Bevor sie antworten konnten, zog Tron bereits sein Schwert, nahm seinen Schild vom Rücken und ging los. Torwak und die Krieger taten es ihm gleich und schon bewegten sie sich auf die Flammen zu. Von Weitem sahen die Feuertürme bereits äußerst eindrücklich aus. Aber von Nahem erschlug es Torwak schier den Atem.
Die Flammen schossen höher gegen den Himmel, als die Bäume jemals wachsen konnten. Mit jedem Schritt brannte die Hitze stärker auf seiner Haut, durchbohrte unerbittlich seine Rüstung bis auf die Knochen. Schweißperlen tropften ihm die Stirn hinunter über sein Gesicht, wo sie sich mit Ruß und Kohle
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