Die Chroniken von Gonran II: Feuer der Rache (Fantasy-Roman) (German Edition)
dabei zu haben.“
Harlan antwortete nur mit einem verstohlenen Lächeln.
Umgehend setzten sie ihren Weg fort. Nun zu fünft zwangen sie sich immer weiter in den Nordwald hinein an den Feuertürmen vorbei Richtung Goron, der Hauptstadt von Gondran. Vielerorts entdeckten sie Überreste vereinzelter Hütten und kleiner Dörfern, die von ihren Bewohnern fluchtartig verlassen worden waren. Die Gondraner, auch Nordmänner genannt, lebten in vielen kleinen Stämmen und Clans aufgeteilt im Walde. Interessenskonflikte und die pure Lust am Kampf ließen immer wieder Kriege auflodern. In all dem Chaos hatte Raaron es geschafft, seine Stadt Goron zu einem hunderttausend Bewohner zählenden Reich hochzuziehen. Eine nicht unbeachtliche Leistung, entschied Torwak.
„Pssst!“, zischte Tron mit vor den Mund gepresstem Finger.
„Nur noch einige Hundert Meter, dann sind wir am Waldrand zu Goron.“
Vorsichtig schlichen sie Schritt für Schritt weiter. Jeder Ast, der aus Unachtsamkeit gebrochen wurde, konnte ihren Tod bedeuten. Und Raaron würde bestimmt dafür sorgen, dass dies ein grauenvoller Tod wäre …
Unbehelligt gelangten sie bis zum Waldrand, wo sie sich langsam auf den Boden legten und nebeneinander in die Dunkelheit spähten.
Tron, der neben Torwak lag, flüsterte: „Es ist ungewöhnlich, dass hier keine Wachen oder Patrouillen stehen …“
Torwak versuchte, irgendetwas in der Stadt zu erkennen. Sie sah ausgestorben aus, nichts bewegte sich, kein Licht brannte. Er erinnerte sich an die Zeit, als er hier in der Stadt seine ersten Kontakte mit den Einwohnern von Gonran hatte. Damals, als ihm Raaron und seine Brüder vorgaukelten, ihm helfen zu wollen, aber ihn nur als Mittel für ihre eigenen machtgierigen Pläne einsetzen wollten. Er erinnerte sich an den Tag, an dem er Tron beim Bach begegnet war …
Dem Bach …
„Tron!“, sagte Torwak aufgeregt.
„Ruhe, nicht so laut! Was ist denn?“
„Die sind bestimmt in der Nähe des Baches auf dem Übungsgelände! Dort hatte ich früher immer trainiert und ich habe gehört, es ist der Ort für Festlichkeiten aller Art für die Gondraner …“, flüsterte Torwak aufgeregt.
Tron lächelte, nickte bestätigend und machte eine drehende Handbewegung als Zeichen, sich zurückzuziehen. Tron gab einige kurze Befehle und schon schlichen sie weiter durch den brennenden Wald, der Torwak wie die echte Hölle vorkam. Es war für ihn früher schon eine Hölle gewesen und jetzt erst recht.
Manche Dinge ändern sich nie …
Zu seiner großen Überraschung kamen sie unbehelligt bis zum Bach. Keine Menschenseele hatte versucht, sie aufzuhalten oder umzubringen. Bald schon wussten sie auch, warum …
6. KAPITEL
Unbehelligt wateten erst Tron und Torwak durch den Bach. Am anderen Ufer angekommen winkten sie Harlan und die zwei Krieger herbei.
Torwak flüsterte: „Wir müssen dem Wald folgen.“ Er deutete auf seine rechte Seite. „Der führt uns direkt zur Arena und ist nah genug, damit wir alles sehen können.“
Tron übergab nun Torwak die Führung. Vorsichtig und gespannt bis in die Zehenspitzen schlichen sie durch den Wald. Auf dieser Seite des Baches war zu seiner Überraschung kein Feuer zu sehen. Wie von Geisterhand hatten es die Gondraner geschafft, Goron vor der Feuersbrunst zu schützen. Es musste nun viel später als Mitternacht sein.
Hinter den letzten Bäumen, die sie von der Arena trennten, erkannte Torwak lodernde Fackeln. Viele Fackeln.
Sie schlichen sich näher heran und jeder verkroch sich in einem Busch. Tron gab den beiden Kriegern den Befehl, ihren Rücken zu decken.
Die Arena bestand, wie schon damals, nur aus einem riesigen Platz aus flachgestampfter Erde mit wenigen Holztribünen und einem Hochsitz. Aber diesmal war alles anders. Der Platz quoll von Gondranern über. Männer, Frauen und Kinder standen dicht gedrängt und bildeten ein Meer von Menschen. Es mussten Hunderttausende sein …
Tron flüsterte erschrocken zu Torwak: „Das sind nicht nur die Einwohner von Goron. Das müssen alle Einwohner vom Nordwald sein …“
„Die sind doch sonst immer verfeindet …“
Trommeln unterbrachen Torwaks weitere Worte. Rhythmisch hallten sie in die Nacht und ließen Ruhe in die Menge einkehren. Eine fast unheimliche Ruhe. Wie bei einer Prozession standen sie da, ruhig und brav wie unschuldige Lämmer. Aber wenn sie losgelassen wurden, waren sie wilde, ungestüme Krieger.
Langsam bahnte sich ein Spalier aus
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