Die Chroniken von Gonran II: Feuer der Rache (Fantasy-Roman) (German Edition)
diese dachten, die Kriegssklaven wären reguläre Krieger. Sie konnten dadurch Verwirrung stiften. Und falls sich, wie es ab und zu vorkam, die Kriegssklaven mit dem Feind verbündeten, waren es leicht besiegbare Gegner, deren Stärke ohnehin nur in der Abschreckung lag. Jeder Kriegssklave wusste, dass sein Leben nicht von langer Dauer sein würde. Denn sie waren nur Sklaven, leicht ersetzbare Einheiten, deren Verlust niemanden kümmerte.
Leute tuschelten miteinander, stießen sich gegenseitig mit den Ellenbogen an, um anzudeuten, der andere solle bei dem Angebot zuschlagen.
„Der Sklave ist das Beste, was ich euch jemals angeboten habe!“
„Das hast du beim letzten auch schon gesagt, Jack!“, entgegnete ein untersetzter Mann von kräftiger Statur, die selbst unter dem weißen Laken, das der Mann trug, gut zur Geltung kam. Er fügte hinzu: „Den Sklaven hatte ich von dir gekauft, damit er Fässer in mein Wirtshaus trägt. Er trug genau zweieinhalb Fässer, danach brach er zusammen. Herzversagen, meinte unser Arzt!“, tobte er mit rotem Kopf.
„Ohhh, Jaros der Wirt, du bist auch da!“, nuschelte Jack verlegen.
„Und ob ich da bin. Zehn Goldtaler hatte ich dir für den Taugenichts bezahlt. Zehn Taler!“, schrie Jaros mit bebender Stimme in die Menge.
Es war nun vollkommen still. Niemand sagte ein Wort oder rührte sich. Der Wind pfiff um die Ecke und brachte eine Ladung Sand mit sich. Einige husteten leise, die meisten schwiegen.
„Zwei Fässer trug er rein, beim dritten brach er zusammen und das Schlimmste: Mein Fass wurde dabei zerstört! Hast du eine Ahnung, wie teuer das Fass war? Ein Silbertaler! Genau genommen stehst du in meiner Schuld, Jack!“
Inzwischen war eine Patrouille auf die Menschenmenge und vor allem den Lärm aufmerksam geworden. Sie bestand aus zehn Soldaten, die sich hinter ihren roten, rechteckigen Schilden nahe bei ihnen in einer Zweierreihe aufstellten. Torwak kam sich wie ein liegen gebliebenes Stück Fleisch vor, um das fleißig gefeilscht wurde.
Was für ein Gefühl. Und meine Mutter ist schon jahrelang Sklavin ... meine Güte!
Jack wurde sichtlich nervöser. Die Lage hatte sich gegen ihn gewendet und Torwak bemerkte, dass er seit der Ankunft der Soldaten verstohlen nervös seine Finger aneinander rieb.
„Also Jaros, der Sklave war gesund, als ich ihn dir verkaufte. Ich hatte ihn getestet, geprüft, er war stark. Nicht so stark wie der hier, aber ich ...“
„Stark!?“, unterbrach ihn Jaros. „Er bekam kaum ein Fass hoch. Mir scheint, dass du irgendwo einen Bettler eingefangen und den an mich verscherbelt hast!“
Ein Soldat sagte etwas hinter vorgehaltener Hand zum Anführer, der einen roten Kamm auf dem Helm trug. Jack bemerkte dies und wandte sich lächelnd dem Wirt zu.
„Wir finden bestimmt einen Weg als alte Freunde. Ähm, warum besprechen wir dies nicht in aller Ruhe und trinken einen zusammen?“
„Nichts da! Wenn du so ehrlich bist, lass uns das hier und jetzt regeln!“, sagte Jaros mit einem Lächeln.
„Nun ja ... Ich kann dir den Sklaven hier anstatt für zehn, sagen wir für acht Goldtaler überlassen.“
„Und wer sagt mir, dass der Kerl nicht gleich bei der ersten Belastung stirbt?“, sagte der Wirt und fügte gespielt freundlich hinzu: „Mein alter Freund.“
Die Menge lachte laut; selbst die Soldaten hielten sich vor Lachen den Bauch.
Ein kluger Kerl, der Wirt, das muss ich ihm lassen ...
„Eine berechtigte Frage, Jaros! Sagen wir, der Sklave hier hält, was ich dir verspreche, was wäre er dir denn wert?“
Jaros lief noch röter an, stellte sich wenige Schritte vor Jack auf und spie: „Mir wert? Du machst wohl Witze, mein Freundchen?! Du wirst mir den Kerl als Ersatz für den letzten Penner hierlassen. So habe ich wenigstens etwas für mein verlorenes Geld! Und ich hoffe für dich, Jack, dass der hier nicht gleich tot umfällt!“
Jack schaute sich Hilfe suchend um. Sein Blick blieb auf dem Kommandeur der anwesenden turionischen Truppe haften. Er lächelte und huschte beinahe lautlos zu seinem vermeintlichen Retter.
„Kommandant, was meinen denn Sie zu der Angelegenheit? Sie als weiser Anführer dieses Trupps können uns bestimmt einen annehmbaren Vorschlag unterbreiten. Zumindest etwas annehmbarer als der Vorschlag von Jaros sollte der schon sein …“, sagte Jack versöhnlich, während er sich lässig auf dem Schild des nächsten Soldaten abstützte.
Der Kommandant lächelte überrascht, irritiert und schaute sich
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