Die Chroniken von Gonran II: Feuer der Rache (Fantasy-Roman) (German Edition)
geschmeichelt in der Menge um. Die plötzliche Aufmerksamkeit war ihm sichtlich unbehaglich. Er setzte aber schnellstens wieder seinen unbeweglichen, diszipliniert starren Kommandant-Ausdruck auf, schritt forsch in die Mitte, während ihm Jack hektisch folgte. Dann musterte er Torwak, Jaros und Jack.
„Nach dem Gesetz von Kondran hat jeder, der kranke Sklaven verkauft, umgehend kostenlos für Ersatz zu sorgen. Dies, wenn die Krankheit innerhalb der ersten zehn Tage nach Kauf sichtbar wird. Falls die Krankheit nach den zehn, aber vor dreißig Tagen erkennbar wird, kann der Käufer zur Hälfte des üblichen Preises Ersatzware anfordern. Nach dreißig Tagen besteht kein Anrecht auf Ersatz. Also Jaros, wann hast du den Sklaven von dem Händler gekauft?“
Jack stand hinter dem Kommandanten und spähte über dessen Schulter zufrieden lächelnd zu Jaros.
Jaros räusperte sich, stellte beide Arme in die Seiten und sagte: „Nach meiner Rechnung war dies vor, hmm, genau 29 Tagen!“
Jack zuckte erschrocken zusammen, stellte sich dann sogleich mit erhobenem Zeigefinger neben den Kommandanten.
„Der Wirt hat wohl etwas zu viel in seine eigenen Fässer geschaut, verehrter Kommandant. Es waren 31 Tage!“, entgegnete Jack mit einem charmanten Lächeln.
Inzwischen hatten sich Georg und Spunk neben Torwak aufgestellt. Er lag nach wie vor auf dem Pferd und hörte gebannt zu, wie über sein Schicksal verhandelt wurde.
„Hat jemand der Anwesenden gesehen, wie Jaros den toten Sklaven weggeschafft hat?“, rief der Kommandant bestimmt in die Menschenmenge.
„Die da hat‘s gesehen!“, sagte ein junger Bursche und zeigte auf eine Frau, die in zerlöcherten Laken mit gesenktem Kopf vor ihm stand. Die Menschen wichen zurück, sodass die Frau alleine dastand. Ihre Hände und Füße waren lose zusammengekettet und sie trug ein dickes, metallenes Halsband; die Markierung der Sklaven in Kondor.
„Eine Sklavin? Müssen wir schon Sklavinnen befragen, um an die Wahrheit zu kommen?“, klagte der Kommandant.
„Nun denn, wie heißt du Sklavin und wem gehörst du?“
„Mein Name ist Myrtha, Sklavin von Zolomos.“
„Das bin ich“, fügte der junge Bursche neben ihr hinzu.
„Gut. Erzähl, Sklavin, wann hast du Jaros mit dem toten Sklaven gesehen?“
„Es war vor 29 Tagen, als ich Jaros mit dem toten Sklaven gesehen habe. Er ging in Richtung Südtor.“
Jack schaute zu Spunk, der nur hilflos beide Hände hob und den Kopf schüttelte. Georg grinste weiterhin starr in die Menge. Entnervt stöhnte Jack auf und wandte sich an Jaros.
„Dann habe ich mich wohl geirrt. Kann vorkommen bei der Hitze“, sagte Jack.
„Geirrt oder war das eben ein Betrugsversuch?“, sagte der Kommandant und befahl mit einem Handzeichen, um Jack und seine Gefährten herum einen Kreis zu bilden. Blitzschnell führten die Soldaten den Befehl aus. Nun waren sie von den grimmig dreinblickenden Männern umzingelt.
11. KAPITEL
„Also bitte, ich und betrügen! Ich bin ein ehrlicher Geschäftsmann, der schon seit vielen Jahren Sklaven liefert! Bisher waren alle Kunden zufrieden“, sagte Jack mit erhobenem Zeigefinger. „Keiner hat bisher auch nur die kleinste Beanstandung an meiner Ware vorgebracht.“
„Dann wurde es aber mal höchste Zeit!“, fuhr ihm Jaros dazwischen.
„Ruhe!“, schrie der Kommandant, wandte sich zu Jack und drohte: „Was ist dein letztes Angebot? Oder muss ich dich gleich zum Verhör mitnehmen?“
Jack schluckte leer und sagte hastig: „Oh nein, wir regeln dies. Da es ja ...“, sagte er und legte nachdenklich den Finger ans Kinn „ungefähr 29 Tage her ist, dass ich ihm den Sklaven verkauft habe, und da ich heute so gut bei Laune bin, schlage ich Folgendes vor: Ich schenke Jaros den Sklaven unter einer Bedingung ...“, dann lachte Jack und fügte hinzu, „nämlich dass ich und meine Männer heute Abend ordentlich im Gasthaus von Jaros essen und trinken können!“
Die Menge atmete entspannt auf und alle Anwesenden lachten.
„Nun, Jaros, nimmst du das Angebot an?“, fragte der Kommandant lachend.
Jaros lachte ebenfalls. Die Zornesröte war nun wieder aus seinem Gesicht gewichen und machte seiner typischen ungesunden Blässe Platz.
„Ich nehme das Angebot an. Heute Abend sollen Jack und seine Männer bei mir Speis und Trank umsonst erhalten im Tausch gegen den Sklaven dort.“
„Dann ist dies ja geregelt“, sagte der Kommandant, gab einen Befehl und marschierte mit
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