Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
den Magen um, und es kostete ihn extrem viel Beherrschung, sich nicht zu übergeben. Mit dem Goblin unter dem Arm ging der Oger auf einen großen Felsen zu. Dahinter hatte er eine Art Schlitten abgestellt, an dessen vorderer Seite ein starkes Seil hing. Dieses schnappte er sich nun und zog den Schlitten zum Bären. Mit einem Kraftakt riss er erst den Speer aus dessen Brustkorb, um anschließend den Leichnam auf den Schlitten zu wuchten. Oben drauf legte er den vertäuten Snip ab. Dann zog er langsam mit seinem Schlitten davon . Ein paar hundert Meter entfernt kam Rabb allmählich wieder zu sich. Sein Kopf schmerzte mächtig. Vorsichtig tastete er ihn ab und entdeckte eine dicke Beule an seinem Hinterkopf. Gut, dass da nicht viel Verstand drin steckte, der beschädigt werden konnte. Vorsichtig stand er auf und horchte in sich hinein, ob möglicherweise sonst noch etwas verletzt sei. Aber außer ein paar Prellungen und Schürfwunden schien alles in Ordnung zu sein. Erleichtert schaute er sich um. Verblüfft stellte er fest, dass sein Pferd den Sturz unbeschadet überstanden hatte und nur ein paar Meter von ihm im Schnee stand, wo es offenbar auf ihn wartete. ‚Braver Gaul, gut gemacht!’, dachte er bei sich und tätschelte ihm sanft den Hals. Dann führte er sein Pferd den Hang wieder hinauf. Vorsichtig, Schritt für Schritt, um nicht noch einmal abzustürzen. Oben angekommen, ließ er seine Blicke schweifen. Nogg lag nach wie vor unter seinem übel zugerichteten Pferd. Bikka kniete neben ihm, und versuchte ihm zu helfen. Mit ein paar schnellen Schritten war Rabb heran und wuchtete mit Bikkas Hilfe den Kadaver des Pferdes vom Leib seines Freundes. Der Ork stöhnte laut auf und öffnete die Augen. ‚Den Göttern sei Dank! Er lebt.’ Rabb hatte schon das schlimmste befürchtet. Der Prankenhieb des Bären hatte sehr gefährlich ausgesehen, und auch ein Ork war nicht unkaputtbar. Vorsichtig tasteten sie Nogg ab. Ein paar üble Prellungen, gebrochene Rippen und ein aufgerissener Oberarm – das konnten sie für den Moment feststellen. Im Großen und Ganzen sah das nicht nach etwas Ernstem aus. Gemeinsam bugsierten sie den verletzten Ork auf Rabbs Pferd. Dann machten sie sich schleunigst auf, um Snip zu suchen. Die Spuren des Bären gaben ihnen einen ersten Anhaltspunkt.
Mit festen Schritten stapfte der Oger durch den Schnee und freute sich. Heute hatte er reiche Beute gemacht. Das reichte für ein paar anständige Mahlzeiten. Und sogar noch einen Nachtisch gab es oben drauf. An diesen Grünhäuten war zwar nicht sonderlich viel dran, vor allem an den kleineren davon. Aber sie schmeckten ganz gut und belasteten den Magen nicht so sehr. Vor seinem inneren Auge sah er schon die zubereitete Mahlzeit. Ja, er konnte sie förmlich riechen und schmecken. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Da wurde er plötzlich jäh aus seinen Träumereien gerissen. Ein Pfeil, der aus dem Nichts zu kommen schien, schlug in seine rechte Schulter ein. Ärgerlich fuhr er herum und suchte nach dem Übeltäter. Schnell hatte er ihn gefunden: Neben einem Felsen saß eine weitere Grünhaut auf einem großen Wolf und zielte mit ihrem Bogen auf ihn. Der Oger ließ augenblicklich die Leine des Schlittens fallen und setzte sich wütend in Bewegung. Ein weiterer Pfeil flog auf ihn zu, verfehlte ihn aber knapp. Unaufhaltsam rannte der Oger weiter. ‚Noch mehr Futter!’ Die Distanz zu dem Wolfsreiter verkürzte sich zusehends. Da sauste noch ein Pfeil auf ihn zu, und diesmal traf er ihn direkt in sein linkes Auge. Schmerzerfüllt brüllte der Getroffene auf. Blut lief über sein Gesicht. Für einen Moment konnte er nichts mehr sehen. Doch dann schüttelte er den Schmerz ab, griff nach dem Pfeil und riss ihn sich mit einem Ruck aus dem Auge. Die Wut kochte in ihm hoch. Mit hochrotem Kopf stürmte er, so schnell er konnte, auf den Schützen zu. Der ließ seinen Bogen sinken und wendete seinen Wolf. Ein lautes Brüllen drang aus der Kehle des Ogers, und er legte noch einen Zahn zu. Als er fast den Felsen erreicht hatte, blieb sein Fuß irgendwo in der Luft hängen. Es riss ihm förmlich die Beine unter dem Leib weg, und er fiel bäuchlings auf den schneebedeckten Felsen. Sekunden später stürzte eine weitere Grünhaut aus der Deckung des Felsens. Größer und muskulöser als der Wolfsreiter. Mit einem geschickten Sprung landete er zwischen den Beinen des Ogers und schlug mit seiner Axt nacheinander in beide Kniekehlen der liegenden Bestie. Sehnen wurden
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