Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
knirschend durchtrennt. Blut schoss aus den Wunden. Dann sprang der Ork hastig wieder zurück. Der Oger wand sich, wollte aufstehen. Doch das ging nicht, seine Beine gehorchten ihm nicht. Mit seinen kräftigen Armen drehte er sich auf den Rücken und schlug fuchtelnd nach dem Angreifer. Aber der hielt sich immer knapp außer Reichweite und schlug seinerseits mit der Axt auf die Hände des Ogers ein. Immer mehr Wunden zeichneten sich dort ab. Zwei Finger fehlten bereits. Ganz langsam erreichte der Schmerz der Verwundungen das träge Gehirn des Ogers. ‚Aua!’ Er verzog das Gesicht und wand sich noch mehr in der Hoffnung, den Ork irgendwie erwischen und zerquetschen zu können. Von der anderen Seite her näherte sich jetzt der Wolfsfreiter. Er hatte gar nicht wirklich die Flucht ergriffen, sondern ritt vielmehr einen kleinen Bogen, um nun genau zum richtigen Zeitpunkt zum Ausgangsort zurückzukehren. Aus vollem Galopp sprang er von seinem Wolf ab und landete direkt auf der Brust des Ogers. Der starrte ihn aus seinem verbliebenen Auge, schon fast wahnsinnig vor Wut. In wilden Zuckungen dreht er sich hin und her, um den zweiten Angreifer abzuwerfen. Aber der Goblin war es gewohnt, das Gleichgewicht zu halten, und balancierte jede Bewegung des Ogers geschickt aus. Mit der rechten Hand griff er auf seinen Rücken, wo er einen kurzen Speer trug. Den packte er mit beiden Händen, hob ihn hoch und rammte ihn dem Oger mit voller Wucht in das sehende Auge. Blut und gallertartige Masse spritzen in alle Richtungen weit durch die Luft. Bikka stützte sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Speer und trieb ihn vollständig durch den Kopf des Ogers, bis er schließlich die Rückwand des Schädels erreichte. Krachend brach der Schaft ab. Die verendende Bestie bäumte sich noch einmal auf und stieß in einer Mischung aus Schmerz und Entsetzen einen letzten schrillen Schrei auf. Dann sackte der Oger in sich zusammen und blieb regungslos liegen. Bikka wischte sich mit dem Ärmel die schleimigen Überreste des Auges aus dem Gesicht und sprang auf den Boden zurück. Dann übergab er sich. Rabb löste derweil das Seil, das sie gespannt und mit Schnee getarnt hatten, rollte es sorgfältig zusammen und verstaute es im Gepäck. Danach liefen sie gemeinsam zum Schlitten herüber. Als sie über die hölzerne Seitenwand des Schlittens lugten, sahen sie den gut verschnürten Snip auf dem Bärenkadaver liegen. „Na endlich, das wurde ja auch Zeit.“, begrüßte der Goblin die beiden Ankömmlinge mit einem breiten Grinsen im Gesicht . Nachdem sie Snip befreit hatten, informierten sie sich gegenseitig über die Geschehnisse in der Zwischenzeit. Zu Snips Freude hatten die anderen sein Pferd unversehrt wiedergefunden. Eine Tasche hatte es zwar auf der wilden Flucht verloren, aber ansonsten war alles da. Snip atmete erleichtert auf. So einiges von den Sachen würden sie sicher noch gut gebrauchen können. Und den Rest mussten sie halt abschreiben. Die Sachen jetzt zu suchen, das saß jetzt beim besten Willen nicht drin. Während Bikka den Schlitten musterte, kam ihm eine gute Idee. Zusammen mit den anderen wuchtete er den toten Bären vom Schlitten. Dann bastelte er aus Seilen ein Zuggeschirr für die Pferde und spannte sie vor den Schlitten. So konnten die beiden angeschlagenen Gruppenmitglieder sich ein wenig ausruhen, während die Reise weiterging. Nogg schnappte sich die Zügel und trieb die Pferde an. Bikka ritt derweil voraus und kundschaftete das Gelände aus. Auf noch so eine unliebsame Überraschung konnten sie definitiv gut verzichten. Ohne weitere Zwischenfälle erreichten sie die andere Seite des Hochplateaus. Am nächsten Morgen machten sie sich an den Abstieg. Der gestaltete sich noch beschwerlicher als der Aufstieg. Den Schlitten konnten sie nicht weiter benutzen. Dafür war es zu steil. Und so mussten auch die beiden Verletzten zu Fuß gehen. Snip hatte damit kein großes Problem. Ihm ging es mittlerweile schon wieder recht gut, wenngleich seine Muskeln und Knochen noch anständig schmerzten. Nogg hingegen war doch ernsthafter verletzt, als zunächst angenommen. Mühsam ging es voran. Schritt für Schritt stiegen sie den Berg herunter. Dabei mussten sie auch sehr vorsichtig sein, dass die Pferde nicht ins Rutschen gerieten. Dem verletzten Ork lief trotz eisiger Kälte der Schweiß von der Stirn. Ein ums andere Mal hielten sie an, um kurze Pausen zu machen und neue Kraft zu tanken. Snip holte dann eine Flasche mit einem merkwürdigen
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