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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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hielt er den Kristall über das Blutmagierzeichen auf dessen Brust und die andere Hand über dessen Stirn. Der rote Schein auf der Haut sah aus wie Blut. Ich sah die dunklen Blutergüsse an den Handgelenken verschwinden.
    Kiran regte sich und holte Luft. Der Magier nahm die Hände weg, der Kristall hörte auf zu leuchten. Er steckte ihn wieder ein und zog Kiran halb auf seinen Schoß, sodass Kirans Kopf an seiner Brust lag.
    »Öffne die Augen, Kiranushka, mein tapferer Sohn, Kindmeines Herzens, ardeshka savoi , wach auf   …« So redete er zärtlich auf ihn ein. Seine dunkle Stimme war von demselben Akzent gefärbt, den ich von Kiran kannte, aber seiner war stärker. Er strich ihm sanft übers Haar. Kiran wimmerte und drehte sich an seine Brust wie ein Trost suchendes Kind. Der Mann schloss die Arme um ihn. Sein Gesicht drückte eine tiefe bittere Zärtlichkeit aus.
    Ich lag bestimmt falsch   – das konnte nicht Ruslan sein. Aber wer war der Kerl dann? Irgendwie kam er mir doch bekannt vor.
    Kiran schlug die Augen auf, keuchte laut und stieß sich mit einer verzweifelten Bewegung weg.
    »Ruslan! Lass mich los, lass mich los!« Er klang panisch und atemlos.
    Ich starrte den Mann an. Das war Ruslan? Aber er hatte Kiran geheilt, ihn im Arm gehalten   … Das passte gar nicht zu dem Bild, das ich mir aufgrund von Kirans Angst und Abscheu gemacht hatte.
    Ruslan ließ ihn los. Die Zärtlichkeit verschwand, an ihre Stelle trat eine kalte Belustigung, die mich stark an Simon erinnerte.
    Rückwärts kroch Kiran bis an die Höhlenwand und hielt die Augen auf Ruslan geheftet wie auf eine giftige Schlange.
    »Keine Angst, Kiran. Du hast nichts von mir zu befürchten.« Ruslan sprach beruhigend, aber mit einem leichten ironischen Beiklang, bei dem mir unwohl war.
    »Du lügst.« Kirans Stimme zitterte.
    Ruslan lächelte ihn an. Ich bekam eine Gänsehaut. Das gleiche grausame Lächeln wie bei Simon.
    »Wie sollte ich nicht zufrieden sein? Simon Levanian vernichtet   … Sein Tod war schon lange mein Wunsch, doch er hielt sich hinter der alathischen Grenze versteckt wie ein Kind hinter dem Rock der Mutter.« Sein Ton triefte von Verachtung. »Darum vergebe ich dir deine törichte Rebellion, denn daraus ergab sich für mich eine wunderbare Gelegenheit.« Sein Lächelnwurde weicher. »Du hast deine Rolle tapfer und überzeugend gespielt.«
    Kiran guckte genauso verwirrt wie ich. Er blickte über die verrußten, geborstenen Rinnen, als sähe er sie zum ersten Mal, dann drehte er den Kopf zu dem Schutthaufen. Er wurde blass, und seine Lippen formten meinen Namen.
    Ich wagte nicht, ihm ein Lebenszeichen zu geben. Was immer Ruslan jetzt vorhatte, er war mir zu gefährlich.
    Kirans Blick schweifte über die Blutlache. Unwillkürlich fasste er sich an den Magen, dann an das Zeichen an der Brust und bekam einen gequälten Ausdruck.
    »Der Rückstoß   – ich müsste jetzt tot sein. Aber Lizavetas Bindung, mit einem Muster, das dem so ähnlich war, was ich brauchte, um Simons Zauber zu stören   – das war Absicht, nicht wahr? Und als ich ihr Muster veränderte, löste ich einen tiefer liegenden Zauber aus, der den Rückstoß von mir weglenkte   …« Kirans Stimme wurde immer leiser. »Du   … hast das von Anfang an   … du hast das geplant?« Er sprang auf, die Augen groß vor Entsetzen.
    Es zog mir den Magen zusammen, als mir plötzlich einfiel, wieso mir Ruslan bekannt vorkam. Er war der Blutmagier, den ich gesehen hatte, nachdem ich von Bren weggegangen war. Seine kalte Belustigung, als er damals meinen Blick auffing! Derselbe Mann stand jetzt vor mir. Mir kam eine schreckliche Erkenntnis. Bei der Begegnung hatte er schon genau gewusst, wer ich war. Zur Hölle mit ihm! Ich war von Anfang an eine blinde Spielfigur gewesen. Mein einziger Trost war, dass es nicht nur mir so ging. Pello hatte Ruslans Plan nicht gekannt, und Sechaveh höchstwahrscheinlich auch nicht.
    Ruslan quoll fast über vor Arroganz und Triumph. »Es war eine schwierige Aufgabe, diese Herzbindung. Sie musste so subtil sein, dass man sie nicht spürte, und doch stark genug, um enorme Kräfte wegzulenken und dein Leben zu erhalten.Ja, wir haben nächtelang daran gearbeitet, Lizaveta und ich.« Er dachte leise lächelnd daran zurück. »Alles andere war leicht. Ich brauchte nur an den Nathahlen heranzutreten, bei dem du die Passage übers Gebirge bezahlt hast   – Bren hieß er, glaube ich –, und dafür zu sorgen, dass Simon von deiner Flucht nach

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