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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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war mir noch nie so bewusst gewesen.
    Kirans Augen wurden noch schmaler. »Was ich vorher gesagt habe, zählte wohl gar nicht, wie? Du wolltest unbedingt diese Kletterpartie machen.«
    »Natürlich wollte ich das.« Welcher Vorreiter nicht? Zufrieden betrachtete ich noch mal meine Route über die schimmernde Felswand. Mein Haken, den ich in den fingerbreiten Spalt geschlagen hatte, funkelte in der Sonne. Jeder Vorreiter,der durch die Schlucht käme, würde sehen, dass jemand den Brudermörder bezwungen hatte.
    »Du findest es also richtig, dafür alles zu gefährden«, fauchte Kiran.
    Ich sah seine geballten Fäuste und den Schweiß an seinen Schläfen. Nun ja, solche aus Angst geborene Wut war mir auch nicht fremd. Ich schlüpfte in mein Hemd. »Ich bin das Risiko ja nicht grundlos eingegangen. Jetzt sind wir in der Lage, uns um Pellos Amulett zu kümmern. Danach geht’s dir besser, du wirst sehen.«
    Kiran zuckte und drehte den Kopf weg. Ich wunderte mich. Seine Wut verstand ich, aber plötzlich bekam er diesen ausweichenden Blick wie ein Behafteter, der einen wichtigen Auftrag vermasselt hat. War er wegen seiner Panik bei dem Gewitter dermaßen empfindlich?
    »Wie gelangen wir nach unten?«, fragte er, wollte mich aber noch nicht ansehen.
    Ich begann das Seil auszuschütteln. »Ich werde dich hinunterlassen und hinterherklettern. Bleib zur Wand gedreht, stemme die Füße dagegen und lauf daran nach unten, während ich Seil nachgebe.«
    Kiran spähte über die Kante und schluckte.
    »Keine Angst, das ist viel leichter als der Aufstieg.« Ich vergewisserte mich, dass das Seil ordentlich durch die Kletterhaken und um meine Taille lief, klar zum Sichern. »Als du gestern in die Katzenkrallen, äh, gewandert bist, ist dir da was Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Zum Beispiel?« Er zog noch mehr die Schultern hoch.
    »Siehst du den schwarzen Fleck da drinnen?« Ich zeigte auf die Stelle in dem graugrünen Dickicht. Beim Wasserholen am Morgen hatte ich festgestellt, dass es kein Schatten der Dämmerung gewesen war, was ich am Abend bemerkt hatte, sondern eine Gruppe abgestorbener Büsche. Ihre Blätter waren trockenund schwarz geworden. »So was hat noch keiner von uns gesehen, nicht mal Jerik.«
    »Könnte da ein Blitz eingeschlagen sein?« Kiran zog die Brauen zusammen, schaute aber nicht mehr schuldbewusst. Also hatte seine Empfindlichkeit nichts mit seiner Flucht in die Büsche zu tun.
    »Möglich. Aber ich hörte Harken heute Morgen zu Cara sagen, dass welche von den Kutschern wegen ihrer Maultiere besorgt sind. Sie fressen nicht, so als wären sie krank. Und von hier oben sieht man, dass die kranken Tiere zu den Wagen gehören, die am nächsten bei den schwarzen Büschen stehen.«
    Jetzt wirkte Kiran aufgeregt. »Werden sie wieder gesund, die Maultiere?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    Kiran schaute zum Konvoi hinunter und kaute auf der Unterlippe. »Dauert es nun länger, bis wir nach Kost kommen?«
    Seine Besorgnis war ihm so deutlich anzumerken, dass ich weich wurde. »Nee. Harken meint, dass die Maultiere die Wagen trotzdem ziehen können. Aber sonderbar ist es. Bist du sicher, dass dir in dem Gebüsch nichts aufgefallen ist?«
    Seine Schultern wurden etwas lockerer. »Ja«, antwortete er leise. »Mir ist nichts aufgefallen. Allerdings war ich zu der Zeit abgelenkt.« Er warf mir einen Blick zu. »Übrigens kommt Cara das Geröllfeld herauf.«
    Ich schaute über die Kante und verzog das Gesicht. Und wie sie kam. Sie stampfte über die Steine, als wollte sie sie zermalmen. »Mach dich auf was gefasst. Sobald wir unten sind, zieht sie mir das Fell über die Ohren.«
    »Sie hat dich gern.« Er sagte es leise, aber der bittere Beiklang war dennoch zu hören. Ja, ihm hatte jemand einen Schlag versetzt, und zwar erst kürzlich. Die Geliebte, die er leugnete? Oder der Vater, an dem er würgte, wenn er ihn nannte? Egal, ich machte mir nicht die Mühe zu widersprechen. Er würde früh genug erfahren, dass Caras Wut nicht ihrer Sorge um mein Wohlergehen entsprang. Ich hatte gegen ein ungeschriebenes Gesetz der Vorreiter verstoßen: keine riskanten Kletterpartien, während man einen Handelszug begleitet, außer es wäre unbedingt nötig. Und als Kopf der Vorreiter hatte sie für meine Reue zu sorgen.
    Ich warf noch einen sehnlichen Blick auf den Brudermörder. Na ja, einen Arschtritt war die Kletterpartie wert, sogar ohne die Karkabonsteine.
    »Bist du bereit?«, fragte ich Kiran.
    Er nickte. Ich half ihm, sich

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