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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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Vorreiter denken sich immer solche dramatischen Namen aus. Damit kann man in den Schenken besser angeben.«
    Kiran betrachtete das glatte Wandstück, und eine lebhafte Vision, wie Dev an ihm vorbeisauste und unten aufschlug, trieb ihm den Schweiß in die Handflächen. Der Felssims schienplötzlich ein viel gefährlicherer Sitzplatz zu sein. Kiran wusste nicht einmal, wie er ohne Dev zurück zum Konvoi gelangen sollte, geschweige denn über die Grenze nach Alathien. »Aber wenn du abrutschst? Vergiss das Karkabon! Wir finden ein anderes Mittel, um mit Pello fertig zu werden.«
    Dev ging in die Hocke, um mit Kiran auf Augenhöhe zu reden. »Hör zu. Ich besteige die Berge schon, seit ich einem Muli bis zum Knie reichte. Ich weiß, was ich tue.« Er schlug mit der flachen Hand auf den Sims. »Ich würde mich am Brudermörder nicht versuchen, wenn ich dächte, ich könnte abstürzen. Ohne den Karkabonstein kann ich Pellos Amulette nicht aufspüren, und am Brudermörder finde ich ganz sicher einen. Du willst verhindern, dass Pello eine Nachricht nach Ninavel schickt, dann ist das die einzige Möglichkeit.«
    Das war natürlich ein Irrtum. Es gab eine andere Möglichkeit. Wenn Kiran selbst Pellos Wagen durchsuchte, würde er jedes Amulett aufspüren, trotz seiner Barriere. Wenn er Dev auf die Stellen aufmerksam machte und der dann seinen wie auch immer gearteten Trick anwendete   … doch nein. Wie sollte er seine Fähigkeit, Schutzzauber zu spüren, denn erklären, ohne Verdacht zu erregen? Vielleicht könnte er behaupten, er trüge ein spezielles Amulett   … nein, Dev würde es sehen wollen, womöglich darauf bestehen, es selbst zu benutzen …
    Kiran kniff sich in die Nasenwurzel. »Kannst du mich wenigstens vorher nach unten bringen?« Wenn er nur mehr Zeit zum Nachdenken hätte!
    »Und dich dann allein lassen, damit Pello dich in die Finger bekommt? Nee, nee, hier oben bist du sicherer.« Dev stand auf und verschränkte die Hände hinter dem Rücken, um sich nach hinten zu dehnen. »Wenn Khalmets Hand mich berührt und ich abstürze, dann rühre dich nicht vom Fleck. Cara und Jerik werden dich holen kommen. Bleib beim Konvoi bis kurz vor der Grenze. Dann lässt du dich unter einem Vorwand zurückfallen und gibst einem der Arbeiter eine Nachricht für Gerrans Lagerhaus am Flussufer mit. Gerran wird sich um alles Weitere kümmern.« Dev zögerte und sah Kiran prüfend an, als ob er noch etwas sagen wollte. Doch stattdessen wandte er sich ab.
    »War das etwa als Beruhigung gemeint?« Kiran überlegte fieberhaft, womit sich Dev überzeugen ließe, ohne Verdacht zu schöpfen, aber sein Kopf war wie leergefegt.
    Dev ging ans Ende des Felsvorsprungs und schaute nicht mal über die Schulter. »Warte, vielleicht können wir   …«
    »Sei still«, unterbrach Dev ihn freundlich. »Ich muss mich konzentrieren.« Er legte die Hände an den Fels und beugte den Kopf. Die entschlossene Ruhe in dieser Körperhaltung kannte Kiran. Er hatte sie Hunderte Male bei Mikail gesehen, wenn er sich bereit machte, einen Zauber zu lenken. Kiran machte den Mund auf und schloss ihn wieder. Vielleicht war die Besteigung für Dev gut zu bewältigen, und Kiran machte sich ganz unnötig Sorgen.
    Doch wenn Dev sich damit verschätzt hatte   … Kiran könnte den Absturz mühelos abfangen, wenn er wollte. Wäre er bereit, Devs Leben zu opfern? Er sah Ruslan vor sich: rücksichtslos triumphierend. Ihm drehte sich der Magen um. Wenn ihm bloß der Tod drohte, wäre die Entscheidung einfach: Er würde Dev retten und den Tod von Ruslans Hand willkommen heißen. Kiran fasste an das Amulett an seiner Brust und verzog das Gesicht. Dieser Ausweg fiel weg. Lizaveta hatte ihre Hilfe nicht bedingungslos gewährt.
    Dev hob den Kopf. Kurz sah Kiran die meditative Ruhe in seinem Gesicht, dann stieg Dev mit geschmeidigen Bewegungen die Steilwand hinauf, so entspannt, als wäre er nicht hundert Fuß, sondern eine Elle über dem Boden. Das Selbstvertrauen, das sich in jeder Körperlinie ausdrückte, beruhigte den Aufruhr in Kirans Magen.
    Devs Aufstieg wurde langsamer, wo der Überhang schrägerwurde. Dort versetzte er jeweils nur eine Hand oder einen Fuß mit äußerstem Bedacht und ohne jede Hast. Obwohl Kiran ihm zusah, verstand er nicht, wie Dev sich an dieser Wand festhalten, geschweige denn hochklettern konnte. Doch Dev bog sich und griff aus und stieg nach oben, alles mit derselben sehnigen Anmut. Als er sich der Karkabonader näherte, entspannte sich Kiran

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