Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Fürst.
»Sicher?«
»Ja. Diesmal: ja.«
Sie lachte.
Bald darauf bekam Rowarn ein weiteres bitteres Getränk verabreicht, das ihm wie Feuer die Kehle hinunterrann. Er hustete und keuchte und glaubte zu ersticken. »Na, ich danke«, stieß er krächzend hervor. »Wenn das der vielgerühmte Likör ist ...«
Isa lachte herzlich. »Den gebe ich euch mit für unterwegs, Süßer, jetzt brauchst du erst mal was Kräftigeres.« Sie schob ihm ein Blatt in den Mund, das er bis zum nächsten Morgen unter die Zunge legen musste. »Alles, was du jetzt noch benötigst, ist Ruhe.« Ihre Augen glitzerten plötzlich, während sie das sagte, und vor allem das letzte Wort betonte.
Rowarn empfand zuerst Verwunderung und dann Verlegenheit, als er den Ausdruck in den Augen des Fürsten bemerkte. Sie waren ganz dunkel geworden, und ein weiches, warmes Licht leuchtete in ihnen. Die Art, wie er Isa anblickte, ließ keinen Zweifel offen, was er vorhatte, und zeigte vor allem, dass die beiden bereits ziemlich vertraut miteinander waren. Zum zweiten Mal seit Ennishgar zeigte sich, dass Noïrun keineswegs vergessen hatte, was es bedeutete, ein Mann zu sein. Und mit gelöster, entspannter Miene wirkte er plötzlich sehr viel jünger. Wie ein Mensch ohne Verpflichtung, ohne ständigen Kampf, ohne bedeutungsvolle Aufgabe. Für einen Augenblick lastete das Schicksal der Welt nicht mehr auf seinen breiten Schultern.
Also schöpfte selbst Noïrun ab und zu neue Kräfte und legte für ein paar Augenblicke alle Strenge und Verantwortung ab. Ein tröstlicher Gedanke, wie Rowarn schließlich feststellte, als er seine schockierte Verlegenheit überwunden hatte. Seine Zuneigung zu dem Fürsten vertiefte sich in diesem Moment noch mehr.
Rowarn suchte eine Möglichkeit, sich zurückzuziehen, damit der Fürst auch Gelegenheit bekam, einmal nur Mensch zu sein. »Ich bin sehr müde«, murmelte er. »Ich sollte mich schlafen legen.« Draußen war es inzwischen dunkel geworden, es war also durchaus angemessen.
»Ja«, sagte Noïrun mit abwesender Stimme, ohne den Blick von Isa zu lösen.
»Willst du nichts essen?«, fragte Isa höflich, aber Rowarn sah ihr an, dass sie es kaum erwarten konnte, ihn los zu sein. Er fühlte ein Lachen in sich aufsteigen, gleichzeitig wurde ihm im Gesicht heiß, weil die beiden so offenkundig zeigten, was sie wollten. Damit wurde er noch nicht so schnell fertig.
»Das verschiebe ich auf morgen«, sagte er. »Ich danke sehr für die Fürsorge, aber ich kann die Augen nicht mehr offen halten.« Das stimmte sogar. Er fühlte sich innerlich immer schwerer, wie betäubt, und er hatte auch tatsächlich keinen Hunger.
Isa wirkte erleichtert. »Komm, ich zeige dir deinen Schlafplatz, wo du völlig ungestört bist. Vor allem wird die Luft darin dir zusätzliche Kräfte verleihen und die Heilung beschleunigen.«
Noïrun half ihm auf, Rowarn konnte auf eigenen Füßen stehen und fühlte nur ein heftiges Ziehen in der Hand. Das Gehen tat ihm sogar gut, richtete die Welt wieder gerade und beendete das Schwanken in seinem Inneren. Isa öffnete eine schmale Tür neben der Feuerstelle, und Rowarn stolperte in eine nach Kräutern würzig duftende Kammer mit einem kleinen Fenster, in der neben einigen Fässern und Gefäßen voller getrockneter Blüten und Blätter ein gemütlich aussehendes Felllager errichtet war. Er seufzte, als er sich umgehend darauf niederließ und sich wohlig ausstreckte, bevor er sich wieder aufrichtete und Krug und Schale zum Waschen in Empfang nahm.
»Erhol dich gut, Liebes«, sagte die Kräuterfrau lächelnd. Während die Tür hinter ihr langsam ins Schloss fiel, sah er gerade noch, wie Noïrun Isa ungeduldig in seine Arme zog und sich über sie beugte.
Im frühen Morgengrauen wurde Rowarn unsanft geweckt, als Isa in seine Kammer stürmte und ihm die Decke wegzog. »Auf, junger Mann! Ich habe dir ein Bad gerichtet, und anschließend werdet ihr essen und verschwinden, es ist höchste Zeit!«
Noch im Halbschlaf versuchte Rowarn die Felldecke festzuhalten, was der Heilerin ein heiteres Lachen entlockte. »Ich bin Kräuterfrau, die nicht nur Magenkranke behandelt, und ich habe gewiss schon alles gesehen! Wenngleich nicht unbedingt oft derart Hübsches, das sich weder verstecken muss noch sollte«, schnurrte sie und drehte sich kokett um, als sie sah, wie verlegen er war. Sie verließ den Raum, aber die Tür blieb offen. »Noïrun, dein junger Schützling ist reichlich schüchtern den reifen Damen
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