Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
Vom Netzwerk:
sagte Noïrun plötzlich: »Das bleibt unter uns, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich, Herr«, versicherte Rowarn, fast mit empörtem Unterton.
    Der Fürst hielt das Pferd an, und Rowarn erstarrte verdutzt. Hatte er etwas Falsches gesagt? »Da ist noch eine Sache«, fuhr Noïrun fort, halb zu ihm gedreht. »Keine Förmlichkeiten mehr, kein ›Ja, Herr‹ oder ›Nein, Herr‹, es sei denn, es geht um die Bestätigung eines Befehls. Haben wir uns verstanden?«
    »Äh ... nein, ehrlich gesagt ...«, stammelte Rowarn verwirrt.
    »Rede mich an wie Olrig. Wir sind beide Ritter. Abgesehen von der Befehlsgewalt bin ich dein Kampfgefährte. Und ... Freund. So oft, wie du mir schon das Leben gerettet hast, und so lange, wie wir zusammen reisen, und auch noch zu zweit auf einem Pferd, ist diese Distanz einfach nicht mehr angebracht.«
    Rowarn überlief es heiß und kalt, und er wusste vor Freude und Verlegenheit nicht, was er sagen sollte. Er nickte strahlend, und sie setzten den Weg fort.

    Der Fürst mied die Wege. Zumeist ritten sie durch helle, sonnendurchflutete Laubwälder, die sich säuselnd im stetigen Wind wiegten. Trockenes Laub raschelte unter den Pferdehufen, und Veilchen, Sternglöckchen und Buschwindröschen bildeten violettweiße, weithin verstreute Blütenteppiche, die betörend dufteten. Vielstimmig erschallten Vogelstimmen, zart und lieblich, die Herzen erfüllend.
    »Hier sollte man mit seiner Liebsten wandeln«, bemerkte Noïrun. »Sie sollte tanzen zu Vogelliedern und zum Gesang, den man ihr darbietet, und Worte sollten die einzige Waffe sein, die man noch tragen muss, Poesie und Kunst der Liebe.« Er strich gedankenverloren durch die Mähne des Pferdes. Leise fügte er hinzu: »Wie lange ist es her, dass ich dies zuletzt tat ...«
    Zum ersten Mal gab der Fürst Gefühle wieder, die ihn bewegten, und ließ vermuten, dass er nicht immer nur Soldat und Krieger gewesen war. Und zum ersten Mal seit dem Aufbruch durchzuckte Rowarn Heimweh nach Weideling. Sogleich pochte seine Hand wieder stärker, und er presste sie an seine Brust und biss die Zähne zusammen.
    »Sehr schlimm?«, fragte Noïrun nach hinten, dem wohl nie etwas entging, nicht einmal, wenn er schwermütig seiner Vergangenheit nachhing, über die er nie sprach.
    »Nur Schmerz, der vergehen wird«, antwortete Rowarn gedämpft. »Nichts von Bedeutung.«
    Sie waren ganz allein, und abgesehen von Vögeln begegnete ihnen kaum ein Tier. Das Pferd trabte unermüdlich und stetig dahin, und sie kamen gut voran. Schließlich erreichten sie Grasland, so weit das Auge reichte; die schimmernde Straße, die Rowarn gestern von dem Hügel aus gesehen hatte, bevor die Chalumi angegriffen hatten, lag nicht mehr weit entfernt.
    Aus der Nähe wirkte sie noch eindrucksvoller. Schwere, über die Grassoden hinausragende Quadersteine waren fugenlos aneinandergereiht und bildeten ein festes, planes Pflaster. Die Steine hatten den Schimmer von mattem Gold; kein Wunder, dass sie weithin sichtbar waren. Von Horizont zu Horizont zog sich die Straße schnurgerade wie ein endloses Band, in der Breite konnte sie mindestens vier große Karren nebeneinander aufnehmen.
    »Was ist das?«, fragte Rowarn staunend und ehrfürchtig.
    »Eine Freie Straße«, antwortete Noïrun. »Valia war einst Teil der Vier Königreiche, die in der Frühzeit der Welt entstanden und erst nach der Titanenschlacht untergingen. Eine der vier Reichsstraßen, die die Königreiche miteinander verbanden, führt mitten hindurch. Die Besonderheit dieser Straßen besteht darin, dass sie als frei gelten. Das bedeutet, sie sind neutral. Jeder, der sich auf einer Freien Straße befindet, reist in Frieden. Hier gibt es keine Bedrohung, keine Verfolgung, keine Zugehörigkeit zu Regenbogen oder Finsternis.«
    »Bedrohung nicht einmal durch Tiere, wie die Chalumi?«
    »Nein, erst recht keine Tiere oder Bestien. Sie können die Straße lediglich überqueren oder überfliegen, aber nicht verweilen. Deshalb finden bedeutende und schwierige Friedensverhandlungen nicht selten auf einer Freien Straße statt, weil nicht die Gefahr eines heimtückischen Anschlags oder auch nur Missverständnisses besteht. Jeder achtet darauf, sich daran zu halten, in eigenem Interesse. Selbst der Verschlagenste würde es niemals wagen, die Freie Straße zu besudeln.«
    Rowarn begriff. »Deshalb also sollte Olrig sich gestern beeilen, die Freie Straße zu erreichen.«
    Noïrun nickte. »Wenn sie es rechtzeitig geschafft haben, konnten sie in

Weitere Kostenlose Bücher