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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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du?«, rief Morwen. »Beschreib es mir!«
    Der junge Ritter strengte seine Augen an. Zum Glück war es ein etwas trüber, von Schleierwolken durchsetzter Tag, sonst wäre es für ihn nicht möglich gewesen, direkt zum Himmel zu blicken. Dann musste er schlucken. »Keine Vögel«, gab er Auskunft. »Obwohl sie bunte, schillernde Federn tragen. Sie sind lang und dünn und haben keine Beine, und ihre Köpfe ...« Ihm schauderte. Es waren die Köpfe von Schlangen, kantig und breit, mit einem ausgestellten gezackten Hautkragen. Doch das brauchte er nicht mehr zu erklären, Morwen hatte bereits verstanden.
    »Chalumi!«, schrie sie.
    »Die Wagen zusammen, Kreis bilden!«, befahl Olrig daraufhin. »Alle Ritter und Soldaten sofort in den Kreis! Holt die Zelte und breitet sie über euren Köpfen aus, schnell!«
    Der Fürst hatte bereits umgedreht, und in fliegender Hast zogen sich alle mit den Pferden in den inneren Kreis der Wagenburg zurück, die sich blitzschnell um sie geschlossen hatte. Sie zerrten die Zelttücher hervor, um sie gemeinsam über sich zu spannen. Bald darauf waren die Federschlangen heran und griffen mit schrillen Pfiffen an. Sie schlugen die Köpfe in die Planen, und Rowarn sah riesige Giftzähne durch den Stoff stechen, aus denen eine gelbe, stinkende Flüssigkeit tropfte. Klatschend, prasselnd wie ein schwerer Hagel trommelten die Chalumi auf die Tücher ein, versuchten, sie zu durchschlagen, sich durchzubeißen. Sie zischten und geiferten und schnappten hektisch. Die Pferde machten sich ganz klein und zitterten, aber sie verharrten brav, obwohl das völlig gegen ihre Natur war. Die Menschen verhielten sich ebenfalls still, verständigten sich höchstens durch Augenkontakt und Körpergesten. Jeder hoffte, dass es bald vorübergehen würde, sobald die Schlangen merkten, dass sie nirgends auf warmes Fleisch trafen, und abzogen, um anderswo Beute zu suchen.
    Und dann bemerkte Rowarn den Riss im Tuch, und ausgerechnet in Noïruns Nähe. Das stumpfe Maul einer Chalumi bohrte sich bereits hindurch.
    Es blieb keine Zeit mehr für eine Warnung; das würde die Reptilien womöglich erst recht aufmerksam machen. Rücksichtslos drängte Rowarn sich durch die Menge und ging dabei bewusst das Risiko ein, dass dadurch anderswo Lücken und Risse entstanden, aber der Anführer ging vor. Noïrun machte ein verdutztes Gesicht, als Rowarn mit eiligen Schritten direkt auf ihn zusteuerte, ihn scheinbar überrennen wollte. Kurz vor dem Zusammenstoß sprang Rowarn hoch und packte zielsicher mit der Hand zu, genau in dem Moment, als der Federschlange der Durchbruch gelang. Der junge Ritter blickte in wilde rubinrote Augen mit schwarz geschlitzten Pupillen, einen aufgerissenen, zähnestarrenden Rachen und eine lange, gespaltene Zunge, die sich ihm zischend entgegenringelte. Doch da fanden seine Finger den richtigen Halt hinter dem aufgeblähten Kragen und schlossen sich fest um den Reptilienhals. Buntschillernde Federn flogen durch die Luft, als Rowarn die Schlange ins Innere zog. 
    Die Chalumi zischte und fauchte und wand sich mit unglaublicher Kraft in seiner Hand. So sehr, dass er den Griff für einen Moment lockern musste, und das genügte dem Reptil. Zischend schlug es die Giftzähne in seinen Handrücken. Rowarn durchzuckte ein kurzer, heftiger Schmerz, und Wut ergriff ihn. Er riss mit der freien Hand die Zähne aus seiner Haut und schleuderte die Chalumi zu Boden. Dann zerschmetterte er blitzschnell mit dem Stiefelabsatz den Schlangenschädel, bevor die Chalumi wieder hochschnellen konnte.
    Alles war so schnell gegangen, dass die anderen immer noch im Moment des Schreckens gefangen waren. Rowarn öffnete den Mund, doch dann spürte er eine Erschütterung in seinen Ohren, ein so hohes, grausames Pfeifen, dass er die Hände hochriss und schreiend in die Knie brach.
    Im selben Moment endete der Angriff der Chalumi, das Prasseln und Trommeln, und sie verschwanden. Es wurde ruhig.

    Rowarn war froh, als das entsetzliche Pfeifen endlich aufhörte und der Schmerz in seinen Ohren verklang. Aber ihm war schwindlig, und er sah nur noch verschwommen. Er bekam kaum mit, wie Noïrun neben ihm niederkniete, seinen Mund auf die verwundete, blutende Hand presste und heftig zu saugen begann. Dann spuckte er aus, saugte wieder, das tat er dreimal, bis kein Blut mehr kam.
    »Es ... es geht schon ...«, murmelte Rowarn benommen.
    Er hörte die Stimme des Fürsten wie aus weiter Ferne, seine Augen nahmen nur noch verzerrte Abbilder wahr.

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