Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
aufhielt. Vermutlich hatte er seinen Herrn nach Dubhan gebracht und beschützte ihn dort. Vielleicht sollte ich mich gar nicht um meine Flucht kümmern, sondern darum, nach Dubhan zu kommen, um endlich Nachtfeuer zu begegnen und meine Rache zu vollziehen. Nachdem Ardig Hall gefallen ist, gibt es ohnehin nichts anderes mehr für mich zu tun.
»Natürlich, alles andere ist dir egal«, sagte jemand laut, und Rowarn fuhr zusammen. Es war seine eigene Stimme gewesen!
»Was passiert mit mir?«, flüsterte er ängstlich.
Angestrengt lauschte er, doch immer noch war es völlig dunkel und geisterhaft still. Als ob er sich nicht mehr im Heerlager befände, sondern weitab davon, tief im Fels verborgen, fern von allem Leben.
Erwachte nun doch das Zwiegespaltene in ihm? Trennte ihn in zwei Teile, Regenbogen und Finsternis, sodass er gegen sich selbst antrat? Rowarn-Licht gegen Rowarn-Dunkel?
Nein, ihm war nicht alles andere egal! Er wusste nicht, was mit Noïrun, Olrig und den anderen war, seinen Lehrmeistern und Freunden, denen er so viel zu verdanken hatte, und die für eine Sache kämpften, die andere begonnen hatten.
Heriodon vermutete etwas in ihm, deshalb behielt er ihn im Auge. Er versuchte mit allen möglichen Tricks, es aus Rowarn herauszubekommen und ihn gleichzeitig auf die Seite der Finsternis zu ziehen. Natürlich, das war die Antwort! Auch Femris wusste es demnach noch nicht. Wenn er nämlich herausbekam, dass sein Heermeister den Zwiegespaltenen in Händen hielt, wäre er sicher höchst erfreut! Denn sobald er alle Splitter vereint hatte, konnte er Rowarn für das Tabernakel einsetzen. Es hieß, dass allein der Zwiegespaltene dazu in der Lage sei, das Tabernakel zu nutzen. Nirgends stand, dass er dies aus freiem Willen tun musste.
Wahrscheinlich kann Heriodon Femris nicht erreichen, um ihn zu fragen, was aus mir werden soll, und bis dahin »kümmert« er sich um mich, will mich gefügig machen und wartet ab, wie der Unsterbliche entscheidet. Und Femris wird es irgendwann herauskriegen, er ist ein Mächtiger. Ich werde es vor ihm nicht verbergen können.
»Und was bedeutet das?«, fragte dieselbe Stimme wie vorhin, die nicht zu ihm zu gehören schien und doch aus ihm kam.
Rowarns Augen brannten, und heiße Wut erfüllte ihn. »Ich darf Nachtfeuer nicht treffen, sondern muss fort von hier und mich irgendwo verstecken, wie ein Feigling. Weil ich zu schwach bin, um gegen die Finsternis zu kämpfen. Weil die Finsternis selbst in mir ist und danach drängt, sich mit Femris zu verbünden.«
Das war die bittere Wahrheit. Wie lange konnte er noch durchhalten? Mit nur einer einzigen Unterhaltung hatte Heriodon ihn erschüttert und aller Kräfte beraubt. Rowarn fühlte sich jetzt noch schwach und entblößt. Er wusste, auf Dauer würde er den Einflüsterungen nicht mehr standhalten können. Das Erbe von Nachtfeuer war zu stark ...
An diesem Tiefpunkt der Erkenntnis angekommen, verbarg Rowarn zitternd den Kopf in den Armen und schämte sich seiner Angst und Schwäche. Er hatte Angmor in die Gefangenschaft gebracht, und nun war er dabei, Ardig Hall aufzugeben, nur weil er nicht mehr die Unterstützung von Olrig und Noïrun hatte.
Auf sich allein gestellt war Rowarn ein jämmerlicher kleiner Käfer, der sich nicht mehr aufrichten konnte, sobald er auf dem Rücken lag.
Er war wohl ein wenig eingeschlummert, denn es brauchte eine Weile, bis das leise Schlurfen und Schleichen, das rasselnde Atmen in seine Gedanken drang. Rowarn stellten sich sämtliche Haare auf, und das Blut gefror ihm. Er kannte dieses Geräusch. Viel zu gut.
Aber nein, ich bilde es mir nur ein , redete er sich in Gedanken gut zu. Olrig und Halrid Falkon haben mir beide gesagt, dass ich nichts zu befürchten habe, weil die Eliaha in ihrer eigenen Zwischenwelt lebt und mich nicht erreichen kann. Ich brauche keine Angst zu haben.
Aber warum kam das Schlurfen und Keuchen dann näher? Warum konnte er ihm nicht einfach Einhalt gebieten, es wegscheuchen?
Es war nicht wirklich! Er musste fest daran glauben!
Warum sucht sie mich? , dachte Rowarn bebend. Ich war nicht dabei, damals in der Schlacht auf dem Titanenfeld. Olrig hat sie auch gesehen, aber sie verfolgt ihn nicht. Wieso kann sie mich immer wieder aufspüren? Was will sie von mir?
Nun war das Schlurfen und Schnaufen ganz nahe, Rowarn glaubte, den eisigen Atemhauch auf den Händen zu spüren. Aber er regte sich nicht, weigerte sich, etwas Törichtes zu tun. Es war reine Einbildung, er musste
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