Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
als der lächerliche Heermeister von Ardig Hall. Ich glaube ja nicht einmal, dass du zum Knappen taugst, aber vermutlich will er Noïrun persönlich einen Stachel ins Fleisch treiben. Und selbst aus kümmerlichen Taugenichtsen wie dir kann Heriodon passable Krieger formen. Wenn er erst mit dir fertig ist, bist du Noïruns größter Feind.«
»Niemals«, flüsterte Rowarn.
Gonarg grinste. »Der General überzeugt jeden. Und für dich kann es nur von Vorteil sein, dem unheilvollen Einfluss von Noïrun zu entkommen. Sein Interesse an dir ist krank.«
In Rowarns Augen trat ein helles Glühen. »Komm mir niemals zu nahe«, knurrte er leise. »Und sei besser immer bewaffnet.«
»Dein Temperament wird uns sehr von Nutzen sein. Nun tob dich bei der Arbeit aus. Ein Warine wird dich beaufsichtigen, und wenn du trödelst, setzt es Hiebe.«
Rowarn hatte nicht die Absicht zu trödeln. Er würde fleißig sein, Auge und Ohr offenhalten und alles in Erfahrung bringen, was er für eine Flucht brauchte. Die Chalumi fürchtete er nicht, er hatte sie schon einmal besiegt. Und wahrscheinlich durften sie ihn nicht töten, selbst wenn er floh. Der Heermeister würde sich kaum so viel Mühe mit ihm geben, um ihn dann kurzerhand von seinen Wächtern umbringen zu lassen.
Als der Nauraka die Höhle betrat, in der die Pferde dicht an dicht angebunden waren, hörte er über alle Laute hinweg ein helles Wiehern, und die Tränen schossen ihm in die Augen. Windstürmer! Der kleine Falbe war hier! Auf einmal fühlte Rowarn sich nicht mehr so einsam und verlassen. Windstürmer erkannte ihn immer noch, und das Tier kümmerte es nicht, dass sein Herr zur Hälfte Dämon war.
Nachts wurde Rowarn wieder in seine Zelle eingesperrt. Er war an diesem Abend so müde, dass er kaum etwas zu sich nehmen konnte. Nicht einmal zu Gedanken war er mehr fähig. Das Strohlager wirkte einladend, und Rowarn fiel in einen bleiernen Schlaf, kaum dass er den Kopf einigermaßen bequem gebettet hatte.
Die Tage vergingen von jetzt an schnell. Nach einiger Zeit durfte Rowarn in eine vergitterte Zelle umziehen, wo er freie Sicht auf die Schlucht und den tiefen Graben hatte. Er wurde nie schlecht behandelt, auch nicht geschlagen, obwohl jede Menge Warinen mit Stöcken, Keulen und Peitschen umherliefen. Zu essen gab es genug; es war vom Geschmack her nicht unbedingt abwechslungsreich, aber frisch und nahrhaft. Auch seine Kleidung wurde regelmäßig gereinigt, und er bekam alle paar Tage Gelegenheit, sich gründlich zu waschen.
Zusätzlich zu seinem täglichen Knappendienst bei Heriodon zog ihn Gonarg zu verschiedenen Arbeiten heran, die allesamt unangenehm waren, doch Rowarn beklagte sich nie. Er verrichtete schweigend alles und beobachtete unablässig die Umgebung. Den Wechsel der Wachen, die Stärke der Truppen, ihre Art zu kämpfen. Nichts entging ihm.
Da er sich unauffällig verhielt, gewöhnten sich die Dubhani bald an ihn und fingen an, gutmütig zu scherzen, wenn er wieder einmal unter der Last eines Wassertrogs zusammengebrochen war oder beim Schmied in der Gluthitze der Esse neben dem Blasebalg fast dahinschmolz. Rowarn machte die schwere Arbeit nichts aus. Er blieb dadurch in Übung und bewahrte seine Kräfte. Auf die Scherze ging er nicht ein, manchmal lächelte er sogar dazu, und machte weiter.
Es ging ihm erstaunlich gut als Gefangener, und er konnte feststellen, dass auch die anderen angemessen behandelt wurden. Die »Umerziehung« begann also sofort. Bald schon wurden allen die Ketten abgenommen, und sie wurden in Sammelkerkern untergebracht. Rowarn bekam Gelegenheit, mit dem einen oder anderen ein Wort zu wechseln, doch er gab bald auf. Was auch immer mit den Soldaten geschehen war, sie dachten nicht an Flucht. Es schien, als hätten sie sich aufgegeben. Der junge Nauraka hätte sie gern aufgerüttelt, aber er wollte die Aufmerksamkeit nicht zu sehr auf sich lenken.
»Du bist ein ziemlich kluger Junge«, bemerkte Heriodon einmal, als er an der Schmiede vorbeikam, wo Rowarn neben seinen Tätigkeiten für den Heermeister hauptsächlich eingesetzt wurde. »Aber das ist erst der Anfang.«
»Ihr seid auch sehr schlau«, flüsterte Rowarn für sich. »Und das ist noch lange nicht das Ende.«
Die Zeit verging, und es bot sich keine Gelegenheit zur Flucht. Rowarn wusste immer noch nicht, wo in Valia sich die Schlucht befand und welche Ausgänge es gab. Immerhin zeigten die Warinen ab und zu am Abend, dass Leben in ihnen steckte, wenn sie gemeinsam bei
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