Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Dämmerung in die Nähe des Felsgangs, in dem Angmor gefangen ist. Dir wird schon eine Begründung einfallen, wenn du gefragt wirst. Und dann pass genau auf. Sobald sich drin etwas rührt, musst du schnell dort sein. Mit Moneg und Waffen. Klar?«
»Verstanden«, nickte Gaddo. »Das schaffe ich, ich weiß auch schon, wie. Und du?«
»Ich werde kurz vor unserer Flucht die Pferde freilassen, um für Ablenkung zu sorgen«, antwortete Rowarn. »Angmor hat mir außerdem zugesichert, dass er Hilfe herbeiruft. Er sagt, dass wir das Zeichen unschwer erkennen werden.«
In nervöser Anspannung brachte Rowarn die Zeit herum. Er wagte es nicht, noch einmal Angmor aufzusuchen und Fragen zu stellen, doch er platzte fast vor Neugier. Was hatte der Visionenritter vor? Hoffentlich zeigte das Mittel überhaupt Wirkung bei ihm! Und hoffentlich änderten Heriodon und Tracharh nicht ihre Pläne ...
Mach dich nicht verrückt , ermahnte er sich selbst. Du verrätst noch alles .
Zum Glück war Gonarg weit fort. Er war ein Mensch und wäre bestimmt misstrauisch geworden. Als Spitzel musste er über außerordentlich feine Sinne verfügen, die jede Veränderung sofort auffingen.
Aber alles schien wie geplant zu verlaufen. Der Heermeister und sein Vertreter bereiteten den Aufbruch der ersten Einheit vor und hielten sich in einer der Seitenschluchten auf. Es hieß, Femris sei inzwischen erwacht, wenngleich noch sehr schwach und mehr dahindämmernd als bei Bewusstsein.
Rowarn hoffte, dass Gaddo die Chalumi vergiftet hatte. Zumindest sah er keine mehr herumfliegen, das war wenigstens ein gutes Zeichen. Bis zur Dämmerung dauerte es nicht mehr lange. Von der Hilfe, die Angmor rufen wollte, war aber weit und breit noch nichts zu erkennen. Rowarn konnte sich überhaupt keine Vorstellungen machen, was für eine Art Unterstützung das sein sollte – der Vernunft nach konnte es nur ein Heer sein.
Um sich abzulenken, stellte er heimlich einige Vorräte, Decken und Utensilien zusammen und versteckte sie in der Nähe der Höhle, in der Angmor und Tamron eingesperrt waren. Dann war es endlich so weit. Er sah Gaddo langsam heranreiten, mit Windstürmer an der Hand und noch drei weiteren Pferden am Sattel angebunden. Die Pferde waren alle gesattelt und gezäumt, und in den Seitenhaltern steckten kurze Schwerter neben zusammengerollten Seilen. Niemand nahm Anstoß daran. Rowarn achtete darauf, dass sie keinen Blickkontakt bekamen.
Von der anderen Seite her näherte sich Moneg. Gaddo stieg in der Nähe der Verliese bei einem Brunnen ab und unterhielt sich kurz mit dem Verräter. Moneg nickte. Er schien keinen Verdacht zu schöpfen. Es war nicht ungewöhnlich, dass Soldaten auf diese Weise auf einen Einsatzbefehl warteten. Und von seinem treuen Schatten würde er eine Hinterlist kaum erwarten. Moneg gähnte und lehnte sich gelangweilt an die Brunnensäule.
Rowarn machte sich auf den Weg zu den Stallungen. Sein langer Schatten ging ihm voraus, und er fühlte die tröstliche Wärme der Sonne in seinem Rücken. In den schrägen Sonnenstrahlen tanzten winzige schillernde Insekten mit langen Schwanzfäden, die sich im Reigen ineinander schlangen und sich im Wirbel wieder lösten.
Die Sonne stand so tief, dass sie die Seitenschlucht gar nicht mehr erreichte. Der Übergang war schlagartig, als hätte jemand in einem verdunkelten Zimmer alle Kerzen bis auf eine gelöscht. Das Licht war diffus, Konturen und Farben flossen ineinander zu verwaschenem Blau und lösten die Grenzen zwischen Hell und Dunkel auf. Die tagsüber finster wirkenden Höhlen, die jedes Sonnenlicht aussperrten, wirkten jetzt heller und offener und erforderten kaum mehr Umgewöhnung für die Augen. Die Pferdeleiber verschwammen zu einer einzigen Masse, die leicht hin- und herwogte, ab und zu aufstampfte und schnaubte. Rowarn wusste, nach welchem System die Pferde angebunden waren. Bei Alarmsignal konnten sie blitzschnell gelöst und fortgebracht werden. Das wollte er nun zu seinem Vorteil nutzen.
Während er sich dem Hauptknoten näherte, sah Rowarn sich immer wieder um. Er konnte seine Anwesenheit hier glaubhaft erklären, trotzdem wollte er nicht gesehen werden. Der Himmel über ihm wurde rasch dunkler, schon blinkte ein erster Stern auf. Nur im Westen war es noch hell, und eine vereinzelte Wolke erglühte in rotem Schein. Umso düsterer, beinahe trostlos wirkte es hier unten.
Noch immer war keine Unterstützung zu sehen. Moneg hatte hoffentlich inzwischen die Geduld nicht
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