Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Regalen nehmen gesehen, wenn er für Heriodon besondere Tränke zubereiten sollte. Auch Gonarg hatte ab und zu etwas geholt. Die Kammer war natürlich verriegelt, aber das sollte für Rowarn kein allzu großes Hindernis darstellen. Es wäre nicht die erste Vorratskammer, in die er einbrach. In seinen Kindertagen hatten Rubin und er regelmäßig die weggesperrten Naschereien von Rubins Mutter geplündert. Die gute Frau hatte nämlich die besten Honigklumpjes hergestellt, die man sich vorstellen konnte. Natürlich hatte sie die Diebstähle jedes Mal bemerkt und nicht nur Maulschellen verteilt, sondern zudem bessere Schlösser an der Tür angebracht. Aber auch die Kinder lernten dazu. Dafür nahmen sie gern die Strafe in Kauf. Die Hand von Rubins Mutter war viel zu liebevoll, um ihnen ernsthaft wehzutun.
Also wartete Rowarn am besten einen günstigen Moment ab, wenn der Koch die Höhle verließ, und dann war er hoffentlich schnell genug, bevor er erwischt wurde. Kurz vor der Essensverteilung musste er sich ohnehin dort einfinden, aber es schadete nichts, wenn er ein wenig früher dran war.
Der Koch, ein stämmiger Zwerg, wunderte sich allerdings. »Was willst du denn schon hier? Hast du nichts anderes zu tun?«
»Im Augenblick nicht. Der Heermeister ist anderweitig beschäftigt, und Gonarg ist bereits aufgebrochen. Vielleicht will man mich auch ein wenig schonen, nachdem ich gestern das Ding im Graben gefüttert habe und beinah dabei draufgegangen bin.«
»Soll mir recht sein. Da du schon mal hier bist, kannst du mir gleich helfen, ich habe heute eine Menge zu tun.« Der Koch gab ihm ein langes, scharfes Messer und wies auf ein großes Fleischstück, das ein Knecht soeben herbeischleppte. »Schneiden.«
Rowarn übernahm die Aufgabe, still und unauffällig, wie er sich immer gab. Hin und wieder kamen Warinen herein und erkundigten sich nach dem Fortschritt der Zubereitung. Wie es schien, hatten sich einige Befehlshaber zu einer Besprechung versammelt und verlangten ungeduldig nach Bewirtung. Sie wollten sicherlich Heriodons Abwesenheit nutzen, um ein paar besonderen Genüssen zu frönen, die ihnen sonst vorenthalten wurden. Das kam nicht zum ersten Mal vor. Rowarn hatte diese Möglichkeit bereits bei der Planung des Ausbruchs mit einbezogen, schließlich hatte er lange genug alle Vorgänge im Lager beobachtet. Es spielte ihm in die Hände, die Zeichen standen günstig.
Der Koch wurde zusehends nervöser und scheuchte Rowarn herum. Schließlich öffnete er sogar die Tür zur bewussten Kammer und trug ihm auf, ein bestimmtes Kräuteröl zu suchen, und ein Pulver zur Verbesserung des Wohlbefindens. »Dann sind sie friedlicher und lassen uns vielleicht in Ruhe«, bemerkte der Zwerg schwitzend. Auch er war vor Angriffen der Offiziere nicht geschützt und setzte alles daran, zu überleben.
»Wie finde ich diese Sachen?«, fragte Rowarn.
»Es ist alles beschriftet, Dummkopf!«, rief der Koch ungeduldig und rannte zwischen zwei Kochstellen hin und her. »Bei so vielen Flaschen, wie soll man da sonst den Überblick behalten? Auf dem Glas mit dem Öl steht Livuu , und das Pulver befindet sich in einem Holzkästchen mit der Aufschrift Furfo . Lesen kannst du doch, oder?«
»Nur die Schrift der Hochsprache.«
»Bestens. Und jetzt spute dich!«
Die kleine Kammer war halbdunkel, aber Rowarn hatte keine Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden. Die Wände waren vollgestellt mit Regalen, auf denen unüberschaubar hunderte Flaschen, Gläser, Kästchen und Dosen aufgereiht waren. »Wo genau muss ich denn suchen?«, rief Rowarn ratlos in die Küche, denn alles stand durcheinander, oder war zumindest nach einem System sortiert, das er nicht erkannte.
»Verflixt, muss ich das etwa auch noch selber machen?«, schrie der Koch aufgebracht. »Links stehen die Würzmittel, geradeaus findest du alles für die Heilung, rechts sind die Zutaten für besondere Getränke, und neben der Tür alles übrige!«
»Also das Öl links, und das Pulver rechts«, murmelte Rowarn und fing an zu suchen. Das Alanium musste sich demnach auch auf der rechten Seite befinden, doch hier schien das Durcheinander noch unübersichtlicher.
Endlich hatte er das Öl gefunden, doch das Pulver entzog sich seinem scharfen Blick. Dafür machte sein Herz einen Satz, als er auf einem Brett eine Art Phiole mit der Aufschrift »Al.« fand, ganz bescheiden nach hinten gerückt und sehr unauffällig. Das musste es sein!
»Wo bleibst du?«, fegte die halb zornige, halb
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