Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
überwucherten Baumriesen, moosbewachsenen Felsbrocken und modernden, schon vor langer Zeit umgestürzten Stämmen. Die Sonne tastete sich energisch durch das sanft rauschende Blätterdach, ließ sich nicht abschneiden oder abhalten und warf flackernde, breit streuende Fächer auf den laubbedeckten Boden.
Als der Waldrand nicht mehr fern war, hielten sie an und stiegen ab. Von hier aus sah man bereits grünes Wiesenland zwischen den Stämmen hindurchblitzen. Angmor besprach sich mit Noïrun, weil sie nun in den Einflussbereich Dubhans kamen. Reeb und Laradim wurden als Späher vorausgeschickt und kamen in höchster Eile zurück.
»Wir haben eine Truppe Dubhani entdeckt, die auf den Waldrand zuhält!«, meldete die Ritterin. »Ein Zusammenstoß wird unvermeidlich sein.«
»Damit mussten wir rechnen«, sagte Noïrun ruhig. »Wie viele sind es?«
»Wir zählten zehn Warinen, zwei menschliche Bogenschützen und einen Zwerg«, antwortete Reeb. »Und ein gedrungener Kerl in grauer Rüstung ...« Er verstummte, als er sah, wie Arlyn, Rowarn und Noïrun gleichermaßen zusammenzuckten.
Arlyn wurde bleich. » Er ist es!«, zischte sie. »Nie hätte ich geglaubt, ihm noch einmal zu begegnen ...« Sie schien drauf und dran, aus dem Wald zu stürmen, aber Noïrun hielt sie am Arm fest.
»Du bleibst hier. Du siehst ihn dir nicht einmal an!«
»Dieses Gesicht ist mir ins Gedächtnis gebrannt, ich will ...«
»Nein, sage ich!« Noïrun sah sie fest an. »Nicht du, Arlyn. So hör doch auf mich.« Langsam ließ er sie los.
Sie erwiderte seinen Blick. Dann nickte sie, wenngleich schweratmend.
Angmor zog sein geflammtes Schwert. »Ich werde das jetzt beenden.«
Rowarn öffnete den Mund, doch Noïrun war schneller: »Steck dein Schwert wieder ein. Das ist ausschließlich eine Sache zwischen ihm und mir.«
»Meine Fehde ist älter«, knurrte der Visionenritter. »Er hat den Orden auf dem Gewissen, allen voran meinen Freund und dessen Frau ...«
Noïrun gab nicht nach. »Und er war mein Lehrmeister, Angmor, der mir Dinge antat, von denen nicht einmal ein Dämon etwas wissen will. Unwichtig .«
»Eine Rache kann nicht ...«
»Rache ist hier fehl am Platz. Jeder von uns hat Grund dazu, Heriodon umzubringen. Aber darum geht es jetzt nicht. Heriodon ist der Heermeister von Femris. Ich wiederhole: Das ist allein meine Angelegenheit.« Er warf Rowarn einen strengen Blick zu, als der auch seine Ansprüche anmelden wollte. »Und das gilt auch für dich, mein König. Du hältst dich da vollständig raus.«
Angmors Gesicht verfinsterte sich, und seine Augenwülste wurden bedrohlich spitz. Die verblassende Hautfarbe nahm ein tieferes Blau an, die Hörner bekamen ein silbriges Glitzern; so mochte er einst in jungen Tagen ausgesehen haben. »Wie kommst du darauf, dass ich ...«
Der Fürst unterbrach den Dämon brüsk.
»Weil ich«, setzte Noïrun an und machte durch seine Haltung unmissverständlich klar, dass er keinesfalls nachgeben würde und sich auch nicht im Geringsten von Dämonenmacht beeindrucken ließ, » weil ich«, wiederholte er nachdrücklich und schob dazu den Oberkörper leicht vor, die Hand am Schwertgriff, und vollendete: »Weil ich der Heermeister von Ardig Hall bin, der höchste im Rang stehende Offizier aller hier Anwesenden! Damit habe ich die alleinige und ausschließliche Befehlsgewalt über jeden Einzelnen , einschließlich sämtlicher Könige, Visionenritter«, und dann richtete er seinen funkelnden Blick auf Graum, »und ihrer Begleiter.«
Für einen Moment herrschte tiefes Schweigen. Der Fürst, um über anderthalb Haupteslängen kleiner als der Visionenritter, bot dem Dämon mühelos gleichauf die Stirn.
»Und es ist mein Befehl«, schloss Noïrun schließlich, »dass keiner von euch sich dem Heermeister Dubhans nähern wird, noch die Waffe gegen ihn ziehen, solange ich am Leben bin. Wer gegen diesen Befehl verstößt, wird angeklagt und verurteilt, gleich hier vor einem Standgericht.« Er blickte scharf in die Runde. »Haben wir uns jetzt alle verstanden?«
»Mutiger Mann«, maunzte Graum leise mit einem vorsichtigen Seitenblick auf Angmor, hektisch darauf bedacht, sein gesträubtes Fell zu glätten.
Der Visionenritter verharrte einen langen Augenblick. Seine Aura ließ die Blätter im Umkreis welken, und Rowarn spürte auf einmal eine Beklemmung im Herzen und griff sich an die Brust. Dann wandte Angmor sich mit tief grollender Stimme an Olrig: »Kann man ihm jemals etwas ausreden?«
»Niemals«,
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