Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
beim Kampf vorneweg zu sein und die Feinde das Fürchten zu lehren. Aber die Verhältnisse hatten sich geändert, das musste er einsehen.
»Hast du Angst?«, flüsterte er Arlyn zu.
Sie schüttelte den Kopf. »Wieso sollte ich?«
Angmor und die anderen verteilten sich und traten auf breiter Front den zahlenmäßig überlegenen Angreifern entgegen, die sich nun aus dem Shanzarr schälten.
»Angmor – nur kämpfen!«, rief Rowarn. »Setze deine Gabe nicht ein. Wir werden mit ihnen fertig. Hebe deine Kraft für später auf!«
»Das habe ich vor«, antwortete sein Vater.
Tracharh verharrte, und die anderen hielten daraufhin ebenfalls inne. »Wenn ihr euch ergebt, lassen wir euch leben«, dröhnte er. Er wies auf den Visionenritter. »Wir sind nur an ihm und dem jungen Ritter dort interessiert. Ihr anderen könnt gehen oder euch uns anschließen, wie es euch beliebt.«
»Kleiner Bruder!«, donnerte Fashirh. »Diesmal bist du zu weit gegangen. Ich habe genug von deiner Torheit! Ich werde dich zur Rechenschaft ziehen.«
»Teurer Bruder«, lachte Tracharh der Taur. »Du hast mir nichts mehr zu sagen, Abtrünniger.«
Der Rote und der Schwarze Dämon standen sich gegenüber, zwei Giganten mit riesigen Hörnern, für die der Wald zu klein schien. Zwei Brüder, die auf verschiedenen Seiten standen und zu Feinden geworden waren.
Dann prallten sie aufeinander, und der Boden bebte. Das war das Signal, und der Kampf begann.
Graum blieb in seiner Dämonengestalt und brach wie ein verheerender Sturm über die Warinen herein. Angmor stand in der Mitte wie ein Fels in der Brandung und teilte furchtbare Schläge aus. Auch Tamron und die beiden Ritter schlugen sich tapfer, doch es rückten immer noch mehr Dubhani nach. Allmählich kamen sie dem König näher.
Rowarn hielt es schließlich nicht mehr aus. »Ragon, Lara, ihr bleibt bei Arlyn. Ich sehe nicht mehr länger zu.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, stürmte er auf zwei Warinen zu, die durch eine Lücke herankamen. Mit Schwert und Messer griff er die beiden an. Jede Fußfolge, jede Armbewegung stimmte, er überließ sich voll und ganz der Kampftrance, die ihn ans Ziel führen würde. Er kannte die Kampfweise der Warinen bis ins Kleinste, hatte sie in der Splitterkrone hinreichend beobachten können, und zuvor auf dem Schlachtfeld vor Ardig Hall. Und er war schnell und wendig. Die Warinen waren schwer und stark, sie konnten sich durch ihre Masse halten. Aber Rowarn nutzte seine Jugend aus, seine schmale, hochgewachsene Gestalt, die es ihm erlaubte, gelenkig und biegsam jedem Hieb auszuweichen und zwischen beiden Angreifern hindurchzuschlüpfen. Bald lagen sie am Boden, und er wandte sich den nächsten zu.
»Rowarn!«, rief Angmor, als er an ihm vorbeisauste, doch er konnte den Sohn nicht aufhalten.
»Willkommen!«, rief Tamron jedoch, als Rowarn neben ihm erschien. »Endlich wieder vereint.«
Und dann gingen sie zu zweit voran wie ein Rammbock, immer noch gut eingespielt und unschlagbar.
Schließlich war der Kampf vorbei, und sie hatten gesiegt. Alle Angreifer lagen am Boden, wer noch zuckte, wurde erlöst.
Rowarn verhielt und drehte sich um, sah mit einem raschen Blick alle Gefährten, außer Atem und blutbesudelt wie er. Zum Teil hatten sie Verletzungen davongetragen, aber keine schweren. Ragon und Laradim standen vor Arlyn, zu ihren Füßen vier tote Dubhani. Der junge König nickte ihnen anerkennend zu, dann wandte er sich dem einzigen Kampf zu, der noch immer andauerte.
Die beiden Dämonen hatten bisher nichts zwischen sich entschieden. Sie waren ein Stück weit abgekommen, und durch ihre Schläge und die Wucht ihrer Körper hatten sie zwei jüngere Bäume umgestürzt und den Boden aufgewühlt, bis das Grundwasser durchgebrochen war. Nun versanken sie ihm Schlamm und schlugen weiter aufeinander ein. Es war deutlich zu erkennen, dass sie gleich stark waren.
Rowarn zuckte zusammen, als eine mächtige Aura gegen ihn prallte und ihn zwei Schritte wegschob, dann stampfte die finstere Gestalt des Visionenritters an ihm vorbei auf den Roten und den Schwarzen Dämon zu. Graum, immer noch in gestreckter Dämonengestalt, folgte seinem Herrn auf starken Hinterbeinen.
»Genug«, fing Angmor an und blieb vor den kämpfenden Dämonen stehen. Er hob die rechte behandschuhte Hand. »GENUG!«, donnerte er, und von seiner Hand löste sich etwas, das aussah wie hitzeflirrende Luft. Es prallte auf die Kämpfenden und schleuderte sie zurück, dass sie haltlos hinstürzten. Der
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