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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Rowarn bedeutet Perlmond in der Sprache deines Volkes. Deine Mutter ahnte bereits, dass du der Letzte sein würdest, und deswegen schloss sie den Kreis, indem sie dir diesen ehrenvollen Namen verlieh. Dein Schimmern in der Nacht ist die Erinnerung an das, was verloren gegangen ist.«
    »Damit«, keuchte er, »wird meine Last nur noch größer ...«
    »Nein«, erwiderte sie sanft. »Es macht dich zu einem Teil des Ganzen.«
    Rowarn schüttelte den Kopf und versuchte, sich zu fassen. Es war besser, nicht darauf einzugehen, deshalb lenkte er das Gespräch von sich ab. »Hat dein Name auch eine Bedeutung?«
    »Aber sicher. Morgenlied .« 
    »Ein wunderschöner Name. Und ... er passt zu dir.« Für ihn ging immer die Sonne auf, wenn er sie ansah, und ihre Stimme war wie ein Gesang.
    »So wie Perlmond zu dir.« Sie lehnte sich an ihn. »Niemand erwartet Wunder von dir«, schloss sie leise. »Erwarte du sie auch nicht von mir.«
    Aber genau davon brauchten sie inzwischen ein ganzes Fass voll.

    Am Morgen erwachte Rowarn sehr früh. In der Nacht war der erste Schnee gefallen, ohne Vorankündigung, ganz still und leise. Rowarn, der seinen Kopf tief unter Umhang und Decke gezogen hatte, hatte es nicht bemerkt, und nun sah er sich überrascht von einer zusätzlichen weißen Decke eingehüllt. Die Bäume um ihn herum waren tief verschneit; es wäre ein romantischer Anblick gewesen – hätte man ihn durch das Fenster einer warmen Hütte betrachtet. 
    Arlyn hatte versprochen, dass es in Farnheim wärmer sein würde. Doch erst mussten sie den alten Wald hinter sich lassen. Dieser Wald, so sagte sie, sei uralt und empfange kaum mehr Licht, sodass es immer eiskalt in seinem Innern sei. Er lag in einem Talkessel, der zudem nur wenige Stunden am Tag von der Sonne beschienen wurde. »Der Wald wird sterben, es ist keine Kraft mehr in ihm, deshalb kann er auch keinen Schutz mehr bieten.« Rowarn wusste nicht genau, was sie damit meinte; er war einfach froh, dass sie bald ein warmes Haus erreichen würden, vor allem auf die heißen Quellen freute er sich. Er schälte sich schlotternd aus der Decke und schüttelte den Schnee ab.
    Die anderen schliefen alle noch, auch Lara und Reeb. Rowarn weckte sie nicht, er vertraute auf die feinen Sinne von Aschteufel und Graum, die auch im Schlaf rechtzeitig eine nahende Gefahr spüren konnten.
    Der Schattenluchs war jedoch gar nicht im Lager, sondern irgendwo unterwegs; offenbar erst seit kurzem, denn die Prankenabdrücke im Schnee, die tiefer in den Wald führten, waren frisch. 
    Und dann sah Rowarn Angmor! Der Visionenritter war allein aufgestanden, nach all den Tagen der Apathie, und hatte sich etwas abseits vom Lager in den mageren Schutz eines Baumes gesetzt.
    »Heute Nacht«, hörte Rowarn seine tiefe Stimme, zum ersten Mal seit Dubhan.
    »Vater!«, rief Rowarn leise und strahlte. »Wann bist du zu dir gekommen?«
    »Ja, ich kann sehen«, sagte Angmor.
    »Und deine Augen sind klar!«
    Rowarn hielt verwirrt inne und starrte seinen Vater an, dessen eisglühende Augen auf ihn gerichtet waren.
    »Ja«, sagte der Visionenritter langsam, »verdammt.«
    »Verdammt!«, entfuhr es Rowarn. Er griff sich an die Stirn. Einen langen Moment wartete er, doch Angmor schwieg. Dann fragte Rowarn schnell: »Was war denn das gerade?«
    Der Visionenritter wartete noch ein wenig mit der Antwort, dann nickte er. »Ich denke, ich werde es mit der Zeit lernen, in der richtigen Reihenfolge zu antworten. Es ist für den Anfang ein wenig schwierig.« Er wies neben sich. »Setz dich, Rowarn, und hör mir zu.«
    Rowarn gehorchte schweigend. Er war völlig durcheinander. Tausend Fragen warteten ungeduldig darauf, ausgesprochen zu werden, aber er hielt den Mund und wartete, bis sein Vater weitersprach.
    Die mächtigen Widderhörner auf dem Kopf des Dämons warfen einen langen Schatten an den Baum hinter ihnen, als die Sonne aufging und die ersten schrägen Strahlen durch die Reihen der rissigen Stämme warf. Angmors Haut bekam im Morgenlicht einen tieferen blauen Schimmer, so wie es in seiner Jugend gewesen sein mochte.
    »Das gewöhnliche Augenlicht, mit dem ich geboren wurde«, fing Angmor an, »ist verloren. Femris hat mich wahrhaftig geblendet. Aber meine visionäre Sicht konnte er nicht auslöschen. Es wird allerdings einige Zeit dauern, bis sie dauerhaft ist, und ich werde ebenso lange noch von Anfällen und Schmerzen geplagt sein. Aber ihr habt mich als Kämpfer nicht verloren, und ich werde die Pflicht des Ordens

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