Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Wappenhemd und der Fahne Ardig Halls im Rückenköcher.
»Der Heermeister von Ardig Hall hat gegen den Heermeister von Femris gekämpft«, bestätigte der junge Zwerg das umstrittenste Gerücht in einem Gasthaus beim Steinernen Horn.
»Der Heermeister von Dubhan ist im Kampf gefallen«, berichtete ein Ritter an der Großen Kreuzung beim Goldenen Fluss.
»Der Heermeister von Ardig Hall ist verwundet, aber nicht tot«, fegte der Einäugige in einem Gasthaus von Ennishgar alle düsteren Vermutungen beiseite. »Er befindet sich an einem geheimen Ort zur Heilung und wird zum angemessenen Zeitpunkt wieder in Erscheinung treten.«
Waren dies nur weitere Gerüchte? Oder die Wahrheit? Niemand konnte es sagen, denn solange der Heermeister von Ardig Hall sich nicht leibhaftig zeigte, würde es immer Zweifler geben. Viele jedoch klammerten sich an die vage Hoffnung, dass es stimmen könnte. Denn das würde bedeuten, dass Ardig Hall wahrhaftig unbesiegbar war. Fürst Noïrun war das Symbol für die Freiheit des Landes, er sollte die Völker führen. Sie würden auf ihn warten, genau wie das wieder langsam erstarkende Heer, das in Eisenwacht lagerte und von Felhir, dem Stellvertretenden Heermeister, befehligt wurde.
Und als wäre dies noch nicht genug, kamen neue Gerüchte auf, die der Einäugige, und der Zwerg, der Ritter und noch andere weitergaben: Es gebe einen Thronerben von Ardig Hall. Und Femris liege seit dem Angriff dieses jungen Königs versteinert in Burg Dubhan.
»Das klingt noch unwahrscheinlicher als alles andere zuvor«, mochten die Zweifler einwenden, wenn sie dies hörten.
»Mag sein«, lautete daraufhin die Antwort der Hoffnungsvollen, »aber selbst wenn es nicht stimmt, zeigt es uns, dass Ardig Hall nicht ganz verloren ist. Und solange werden auch wir nicht aufgeben. Eines nicht so fernen Tages werden wir die Wahrheit erfahren.«
Und weise Männer rieten: »Lasst uns erst einmal den Winter überstehen, dann sehen wir weiter.«
Und das war der beste Rat, denn schwere Zeiten kamen auf sie zu.
Geschlagen ritten sie im braunen Frost der letzten Herbsttage nach Farnheim zurück. Die sterbenden Blätter brachen knisternd von den Zweigen, wenn ein Ärmel oder Pferdehals sie streifte. Die Sonne hatte sich verhüllt, als könne sie den traurigen Anblick der kleinen Gruppe, die müde durch den Wald zog, nicht ertragen.
Rowarn ritt neben seinem Vater, der vornübergebeugt im Sattel von Aschteufel saß. Der schwarzgraue Hengst setzte die Hufe so vorsichtig, als würde er über einen hauchdünnen Glasboden schreiten. Ab und zu drehte er den Kopf nach hinten zu seinem Herrn und wieherte leise. Nicht ein einziges Mal legte er die Ohren an oder bleckte die Zähne. Er entfernte sich kaum weiter als zwei Schritte von seinem Herrn, wenn sie lagerten, und beobachtete ihn unaufhörlich. Rowarn war erstaunt, wie sehr das Pferd darunter litt, was dem Visionenritter zugestoßen war.
Er konnte es ja selbst kaum glauben. Seit der Flucht aus Dubhan hatte Angmor kein einziges Wort gesprochen. Auch schien er die Geräusche um sich herum nicht wahrzunehmen; seine blinden Augen waren meistens geschlossen. Völlig teilnahmslos saß er abends am Feuer und nahm nichts zu sich. Arlyn gelang es lediglich, ihm einen Heiltrank einzuflößen, den er gehorsam schluckte. Nachts jedoch litt er oft unter Schmerzen und weckte die anderen durch sein Stöhnen. Graum legte sich dann zu seinem Herrn und versuchte wenigstens, ihn zu wärmen.
An diesem Abend schlugen sie das letzte Lager auf; spätestens am nächsten Nachmittag wollten sie Farnheim erreichen. Der Weg von Dubhan zurück war tatsächlich kürzer und schneller gewesen als ihr Weg dorthin. Wie Angmor es ursprünglich geplant hatte, ritten sie über offene Straßen, wo die Pferde ungehindert galoppieren konnten. Doch niemand verfolgte sie; wahrscheinlich hatten die Dubhani sich noch nicht von dem Schock erholt, dass Heriodon tot und Femris versteinert war, und wussten nicht, wie es weitergehen sollte.
Beide Seiten hatten in den letzten Tagen schwere Verluste erlitten, und die Heilung des Tabernakels schien in weitere Ferne denn je gerückt zu sein. Rowarn war ebenfalls wie gelähmt und ständig in grüblerische Gedanken versunken. Immerhin hatten die Nauraka großes Unrecht begangen – das erste, als sie das Artefakt von seinem Ruheplatz entfernten, und das zweite, als sie es Femris vorenthielten. Gewiss, es gab einen schwerwiegenden Grund dafür, denn Femris hatte sich
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