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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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offensichtlich schon damals für die Finsternis entschieden. Aber war das eine Rechtfertigung?
    Vielleicht konnte Rowarn irgendwie herausfinden, was geschehen war, wenn sein Verstand klarer war. Im Moment war er kaum zu einem geordneten Gedanken fähig. Wenigstens war es eine Erleichterung, dass nicht er der Zwiegespaltene war. Aber leichter war seine Bürde dadurch nicht geworden. Rowarns Weltbild war ein weiteres Mal erschüttert worden. Mehr denn je war er im Zweifel, was er nun tun sollte.
    Die sommersprossige, stämmige Laradim und der gertenschlanke, dunkelhaarige Reeb kümmerten sich stets um das Lager und die Pferde; sie schienen froh zu sein, wenigstens eine Aufgabe zu haben. Arlyn und Graum suchten nach Heilkräutern und Essbarem; bisher hatten sie keinen Hunger leiden müssen, und Rowarns Verletzungen, die Femris ihm im Schwertkampf beigebracht hatte, waren fast verheilt. Allerdings schlotterte er nicht weniger als die anderen in den zunehmenden Nachtfrösten.
    »Arlyn – glaubst du, du kannst meinem Vater in Farnheim helfen?«, fragte Rowarn leise, als die kleine Gruppe nach dem Essen ums Feuer saß. Angmor lag wie gewohnt reglos abseits und Graum bei ihm.
    »Ich kann es dir nicht sagen, Rowarn«, antwortete die Lady. »Mit dieser Art magischer Verletzung musste ich mich noch nie auseinandersetzen.«
    Er nickte; eine andere Antwort durfte er nicht erwarten. Niemand konnte wissen, ob Angmor jemals den magischen Schock überwinden würde, den Femris ihm zugefügt hatte. »Ich sollte mich freuen, nach Farnheim zurückzukehren, in die Ruhe dorthin, um mich auf den nächsten Kampf vorzubereiten«, murmelte er. »Doch ich kann es nicht.«
    »Du fürchtest, was dir dort begegnen wird«, sagte Arlyn sanft. »Tod oder Leben.«
    Beide sprachen den Namen nicht aus; seit dem Kampf war es für Rowarn wie ein Tabu gewesen, über Noïrun zu sprechen. Er brachte es nicht über sich, und die anderen respektierten es. »Ja.« Er fuhr sich durch die Haare und blickte zum nächtlichen Himmel über den fast kahlen Baumkronen. Hoch oben glitzerten Sterne; Ishtrus Träne schien weiter denn je entfernt. »Am liebsten würde ich fortlaufen, bis ans andere Ende der Welt ...« Er zuckte zusammen, als Arlyn ihre feingliedrige Hand auf seinen Arm legte.
    »Das hast du noch nie getan, Rowarn. Du weißt, dass du dich deiner Aufgabe stellen musst. Und egal, was uns in Farnheim erwartet – es muss weitergehen.«
    »Ich weiß.«
    Arlyn rückte nah zu ihm; er merkte, dass sie trotz des Umhangs fror, und legte den Arm zusammen mit seinem Mantel um sie. Sie deutete nach oben. »Weißt du, dass der Nachthimmel weit im Westen der Welt nicht derselbe ist?«
    »Nein«, musste Rowarn zugeben.
    »Man sieht andere Sterne, und ... der Mond erscheint im grünlichen Licht und größer als hier. Außerdem gibt es dort noch den Kleinen Mond, der weiß ist wie unserer, und den man bei uns nicht sieht, weil seine Bahn anders verläuft. Warum das so ist, kann ich nicht sagen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Mein Volk kam übers Meer, das habe ich dir ja erzählt. Auf den Inseln im Westen ist vieles anders, und es wird sehr altes Wissen bewahrt. Ich kenne noch eine Legende, in der es um Valia geht.« Sie wandte sich ihm zu, die Flammen des Feuers zeichneten mit Licht und Schatten weiche Konturen in ihr Gesicht. Zart berührte sie seine Wange mit den Fingerspitzen. »Es gab noch einen Mond, groß und hell und schimmernd, der auf ganz Waldsee sichtbar war. Er war das Auge Lúvenors, wie es hieß, gütig und wachsam seit Anbeginn der Schöpfung. Doch während der letzten Schlacht auf dem Titanenfeld, als viele Leben vernichtet wurden, als das größte Massaker in der Geschichte Waldsees stattfand – zerbarst dieser Mond und war verloren, wie so vieles andere auch. Manchmal, in besonders klaren Winternächten, kann man die Überreste als fernen zarten Sternenstaub erkennen.«
    Rowarn schluckte. Das Titanenfeld würde ihn wohl nie mehr loslassen, es verfolgte ihn wie ein Fluch, ein Fluch in der Gestalt der Eliaha mit ihren grausamen Augen. »Hatte der Mond einen Namen?«
    »Gewiss.« Arlyn lächelte ihn auf eine Weise an, die ihn bis auf den Grund seiner Seele berührte. » Deinen Namen, Rowarn: Perlmond.«
    Für einen Augenblick saß er wie erstarrt. Olrigs Lied, das der Zwerg zusammen mit Noïrun bei der Ankunft vor Ardig Hall gesungen hatte, klang in seinen Ohren nach. »Aber das ist doch der Name des ersten Nauraka, der ...«
    »... das Meer verließ? Ja.

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