Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
ungastliche Außengebiet, das wahre Dämonenreich sieht ganz anders aus. Dort haben wir eine große Stadt mit prächtigen Bauten aus glattem Stein, es herrscht Ordnung und eine strenge Hierarchie. Es ist ganz ähnlich wie auf Xhy, meiner Heimat. Du würdest Jahrhunderte brauchen, um unsere Lebensweise und Gesetze zu verstehen.«
»Und warum bist du hier draußen?«
»Ich war sehr überrascht, als ich deinen mageren und noch dazu nackten Körper herannahen sah. Und dann begriff ich.«
Rowarn nickte. »Wann wirst du es Femris sagen?«
»Sobald du mit dem Splitter das Dämonenland verlassen hast, natürlich«, antwortete Tracharh. »Ich verrate mein Volk nicht. Diese Treue steht über der zur Finsternis.«
»Aber mich verrätst du schon?«
»Du magst Nachtfeuers Essenz in dir tragen, doch das macht dich noch lange nicht zu einem von uns. Außerdem bist du genauso irregeleitet wie dein Vater und hast dich der falschen Seite zugewandt. Ich diene Femris und dem einzig wahren Reich des Gleichgewichts.«
»So weit, so gut«, sagte Rowarn. »Aber du kannst mich nicht gleich an Femris ausliefern, da immer noch Splitter fehlen, wenn ich diesen hier habe.«
»Natürlich liefere ich dich nicht aus«, erwiderte Tracharh. »Damit würde ich gegen den Befehl meines Herrschers verstoßen. Aber Femris wird erfahren, dass du mindestens einen Splitter in Händen hältst. Alles Weitere ist dann seine Sache.«
»Immer vorausgesetzt natürlich, dass ich den Splitter von der Hüterin erhalte.«
»Das ist auch ein Grund, weswegen Femris vorher nichts erfährt – du kannst es nämlich gar nicht überleben. Die Frauen dulden keinen Mann in ihrem Reich, und deine Bitte werden sie niemals erhören.«
»Worüber unterhalten wir uns dann hier eigentlich?«
»Ich habe dich gefragt, ob du weißt, wo die Frauen leben.«
»Ich habe mit Nein geantwortet.«
»Genau.«
Ehe Rowarn protestieren oder ausweichen konnte, packte Tracharh ihn plötzlich und warf ihn sich über die Schulter, wobei er Rowarn unsanft ein paar Haare ausriss. Dann fiel er in schnellen Trab, seine mächtigen Beine brachten ihn in weiten Sätzen voran. »Du kannst das Reich der Frauen nicht finden, wenn ich dir nicht helfe«, verkündete der Schwarze Dämon. »Und da mir daran gelegen ist, dass du dein Ziel erreichst, werde ich dich so nah wie möglich dorthin bringen.«
»Du wirst Femris damit keinen Gefallen tun, Tracharh«, sagte Rowarn ächzend. Diese Position war äußerst demütigend. Aber andererseits sparte er eine Menge Zeit und Kräfte, und es sah ihn ja niemand.
»Warten wir es ab«, meinte der Taur. »Wenn du stirbst, ist ihm auch gedient.«
Der Taur lief bis zur Abenddämmerung. Dann hielt er in einer von Bergen umgebenen Schlucht an. Das Gestein war löchrig und rissig. In der Nähe kochte ein Vulkan, in seinem Inneren rumorte und polterte es. Ab und zu stieß er Rauch aus, begleitet von Lavabrocken. Als ob er Leibesbeschwerden hätte.
Tracharh setzte Rowarn ab. »Du kannst das Frauenreich nur über einen geheimen Pfad erreichen«, erklärte er. »Dazu musst du durch das Schattenlabyrinth gehen.«
»Aber wo ...«
»Finde es heraus. Es befindet sich genau hier an diesem Ort.«
Rowarn sah nur ebenen, staubigen Boden, keine Spur von einem Labyrinth. »Muss ich durch die Berge ...?«
»Kein Weg führt hindurch, außer du bist feuerfest wie ich.« Tracharh bleckte grinsend die Reißzähne. »Nein, das Schattenlabyrinth ist hier in dieser Schlucht. Und mehr werde ich dir dazu nicht sagen.« Er wandte sich zum Gehen. Nach wenigen Schritten drehte er sich noch einmal um. »Eines noch. Alle, die keine Dämonen sind, alle Sterblichen, selbst wenn sie den Alten entstammen, können das Frauenreich nicht betreten und lebend wieder verlassen, selbst wenn es ihnen gestattet wäre. Ihre Lebenszeit vergeht dort rasend schnell.«
»Gibt ... es irgendetwas, das für mich spricht?«, rief Rowarn.
»Nichts«, antwortete der Schwarze Dämon, und sein Lachen brach sich vielfach an den Felsen. »Du hast nicht die geringsten Aussichten auf Erfolg, Halbblut, und das gefällt mir daran am besten. Nachtfeuer kann mich nicht mal dafür strafen, denn es gibt nur diesen Weg für dich. Erkenne, wie falsch der Pfad ist, den du eingeschlagen hast. Unendliches Leid liegt vor dir, und wofür das alles? Für einen Irrglauben.« Dann war er fort.
Rowarn stand unschlüssig da; inzwischen war es Nacht geworden, und er konnte nichts mehr unternehmen. Der Himmel war finster,
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