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Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Titel: Die Clans des Alpha-Mondes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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M2 durch die Erde ist. Daß wir im Grunde dort eine Kolonie wiedererrichten, sie unserer Regierung unterstellen, entwickeln und mit Siedlern bemannen wollen.«
    »Aber vor dem Krieg hat der Mond uns doch gehört«, sagte Mary. »Wie hätte man ihn sonst als Hospitalbasis verwenden können?«
    »Stimmt«, sagte MacRae. Sie verließen den Aufzug und gingen durch einen Korridor. »Aber seit fünfundzwanzig Jahren ist kein terranisches Schiff mehr dort gewesen, und rein gesetzlich gesehen ist unser Anspruch auf das Land damit verfallen. Der Mond ist vor fünf Jahren politisch und gesetzlich unabhängig geworden. Doch wenn wir dort landen und eine Hospitalbasis mit Technikern, Ärzten, Therapeuten und allem weiteren errichten, was dazu erforderlich ist, können wir unseren Besitzanspruch erneuern – falls die Alphaner es nicht getan haben; aber sie haben es gewiß nicht getan. Sie sind natürlich immer noch damit beschäftigt, sich von den Folgen des Krieges zu erholen. Wahrscheinlich liegt es daran. Vielleicht haben sie den Mond auch ausgekundschaftet und sind zu dem Schluß gekommen, daß er nicht das Richtige für sie ist; daß seine Ökologie für ihre Biologie zu fremdartig ist.«
    MacRae hielt eine Tür auf, und sie trat ein und sah sich fünfzehn oder sechzehn Journalisten gegenüber, von denen einige Kameras bei sich hatten.
    Mary holte tief Luft und begab sich an das Rednerpult, auf das MacRae deutete; es war mit einem Mikrofon ausgerüstet.
    Dann sagte er durch das Mikrofon: »Meine Damen und Herren, dies ist Dr. Mary Rittersdorf, die bekannte Eheberaterin aus Marin County, die diesem Projekt ihre freiwilligen Dienste angeboten hat.«
    Einer der Journalisten sagte langsam: »Dr. Rittersdorf, wie lautet der Name des Projekts? – Projekt Psychose?« Die anderen lachten.
    Es war MacRae, der antwortete. »Wir haben ihm den provisorischen Namen Unternehmen Fünfzig Minuten gegeben.«
    »Was geschieht mit den Hirnis, nachdem Sie sie eingefangen haben?« fragte ein anderer Reporter. »Oder haben Sie etwa vor, sie unter den Teppich zu kehren?«
    Mary sagte durch das Mikrofon: »Zuerst werden wir, damit wir die Lage einschätzen können, Forschungsarbeit leisten. Wir wissen jetzt schon, daß die ursprünglichen Patienten – zumindest einige von ihnen – und ihre Nachkommen noch leben. Wir geben aber nicht vor zu wissen, wie lebensfähig die Gesellschaftsordnung ist, die sie aufgebaut haben. Ich neige zu der Ansicht, daß sie überhaupt nicht lebensfähig ist, abgesehen davon, daß die Menschen dort vor sich hinvegetieren. Wir werden bei denjenigen, bei denen es möglich ist, eine korrektive Therapie versuchen. Am meisten werden wir uns natürlich mit den Kindern beschäftigen.«
    »Wann, glauben Sie, werden Sie auf Alpha III M2 eintreffen, Doktor?« fragte einer der Journalisten. Die Kameras liefen weiter; sie surrten wie ein in der Ferne vorbeirauschender Vogelschwarm.
    »Ich würde sagen, innerhalb von zwei Wochen«, sagte Mary.
    »Sie werden nicht dafür bezahlt, stimmt’s, Doktor?« fragte ein anderer Reporter.
    »Ja.«
    »Dann sind Sie also davon überzeugt, daß das Projekt im Interesse der Öffentlichkeit liegt? Ist das ein Grund?«
    »Nun«, sagte Mary zögernd, »es…«
    »Dann wird Terra also von der Einmischung in die Kultur ehemaliger Sanatoriumspatienten profitieren?« Die Stimme des Reporters klang listig.
    Mary wandte sich zu MacRae um und fragte: »Was soll ich dazu sagen?«
    MacRae sagte ins Mikrofon hinein: »Dies ist nicht Dr. Rittersdorfs Aufgabenbereich. Sie ist ausgebildete Psychologin, keine Politikerin. Sie verweigert die Antwort darauf.«
    Ein hochgewachsener, hagerer, erfahrener Reporter stand auf und sagte schleppend: »Ist TERPLAN eigentlich schon mal die Idee gekommen, den Mond in Ruhe zu lassen? Ihn als Kultur wie jede andere zu sehen – und seine Wertbegriffe und Bräuche zu respektieren?«
    Mary sagte stockend: »Dazu wissen wir noch zu wenig. Aber wenn wir mehr wissen, wäre es vielleicht…« Sie brach ab, da sie nicht mehr weiter wußte. »Aber es handelt sich nicht um eine Subkultur«, sagte sie. »Sie hat keine Tradition. Es handelt sich um eine Gesellschaftsordnung, die aus geistig kranken Individuen und deren Nachkommen besteht… und erst seit fünfundzwanzig Jahren existiert. Man kann sie nicht erhöhen, indem man sie etwa mit der ganymedischen oder ionischen Kultur vergleicht. Welche Wertbegriffe können geistig kranke Völker entwickeln? Und dann noch in so kurzer

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