Die Clans des Alpha-Mondes: Roman
Männer standen in der Tür. Sie drehte sich rasch um und sprang auf.
»Wo ist Mr. Rittersdorf?« fragte der ältere Mann. Er hielt ihr ein flaches, schwarzes Ausweismäppchen hin. Sie sah, daß die beiden aus dem Büro ihres Mannes kamen, aus der CIA-Zweigstelle in San Francisco.
»Er ist ausgezogen«, sagte sie. »Ich gebe Ihnen seine Adresse.«
»Wir haben einen Tip bekommen«, sagte der ältere Mann. »Von einem unidentifizierten Informanten. Daß Ihr Mann eventuell einen Selbstmord plant.«
»Den plant er immer«, sagte Mary, während sie die Adresse des jämmerlichen Schuppens aufschrieb, in dem Chuck jetzt wohnte. »Ich würde mir an Ihrer Stelle keine Sorgen um ihn machen. Er ist zwar chronisch daneben, aber nie richtig tot.«
Der ältere CIA-Mann musterte sie mit blanker Feindseligkeit. »Ich habe gehört, daß Sie und Mr. Rittersdorf sich trennen.«
»Stimmt. Aber das geht Sie wohl kaum was an.« Sie bedachte ihn mit einem kurzen, berufsmäßigen Lächeln. »Haben Sie was dagegen, wenn ich jetzt weiterpacke?«
»Unser Büro«, sagte der CIA-Mann, »legt Wert darauf, daß unsere Angestellten ein gewisses Maß an Schutz erfahren. Sollte Ihr Mann durch eigene Hand sterben, wird es eine Untersuchung geben – um herauszufinden, in welchem Ausmaß Sie darin verwickelt waren.« Und er fügte hinzu: »Und angesichts Ihres Status als Eheberater könnte dabei Überraschendes herauskommen, meinen Sie nicht auch?«
Nach einer Pause sagte Mary: »Ja, das nehme ich an.«
Der jüngere CIA-Mann – er trug einen Bürstenschnitt – sagte: »Sie können es als inoffizielle Warnung ansehen. Immer sachte, Mrs. Rittersdorf; setzen Sie Ihren Gatten keinem Druck aus. Haben wir uns verstanden?« Seine Augen waren leblos und gefühlskalt.
Mary nickte. Und schüttelte sich.
»Sollte er sich hier zeigen«, sagte der ältere Mann, »sorgen Sie dafür, daß er uns anruft. Er ist seit drei Tagen nicht mehr erschienen, und wir möchten gern ein Wörtchen mit ihm reden.« Die beiden Männer verließen den Raum und gingen zum Vordereingang des Hauses.
Mary kehrte zu ihrer Packerei zurück und stieß, jetzt, wo die beiden CIA-Männer nicht mehr da waren, einen erleichterten Seufzer aus.
Der CIA wird mir nicht vorschreiben, was ich zu tun habe, sagte sie sich. Ich sage zu meinem Mann, was ich will, und ich tue auch, was ich will. Sie werden dich nicht beschützen, Chuck, dachte sie, während sie einen Pullover nach dem anderen verstaute und brutal in den Koffer quetschte. Tatsächlich wird es noch härter für dich werden, weil du sie einbezogen hast; sei also darauf vorbereitet.
Lachend dachte sie: Du armer, ängstlicher Tölpel. Glaubst wohl, es wäre eine gute Idee, mich einzuschüchtern, indem du mir deine Kollegen auf den Hals hetzt. Du hast vielleicht Angst vor ihnen, aber ich doch nicht. Das sind doch nur dumme, stiernackige Bullen.
Während sie packte, spielte sie mit der Idee, ihren Anwalt anzurufen und ihm von der Unterdrückungstaktik des CIA zu erzählen. Nein, entschied sie, das tue ich jetzt nicht. Ich warte, bis der Scheidungsfall vor Richter Brizzolara liegt. Dann werde ich die Sache zu Protokoll geben. Ich werde ihm zeigen, zu welcher Art von Lebensführung ich gezwungen wurde, als ich diesen Mann heiratete. Der ständigen Belästigung durch die Polizei ausgesetzt. Bedroht haben sie mich, als ich ihm helfen wollte, einen Job zu finden.
Triumphierend legte sie den letzten Pullover in den Koffer, klappte den Deckel zu und verschloß ihn fest mit einer raschen Fingerdrehung.
Armer Chuck, dachte sie. Wenn ich erst mal vor Gericht stehe, hast du nicht mehr die kleinste Chance. Du wirst nie kapieren, was dich umgehauen hat. Du wirst für den Rest deines Lebens blechen. Solange du lebst, Liebling, wirst du nie wieder ganz frei von mir sein; es wird dich immer wieder etwas kosten.
Mit Sorgfalt fing sie an, ihre zahlreichen Kleider einzulegen und in den großen Schrankkoffer mit der Spezialaufhängung zu packen.
Es wird dich mehr kosten, dachte sie, als du dir zu zahlen leisten kannst.
4. Kapitel
Das Mädchen vor der Tür sagte mit leiser, zögernder Stimme: »Ich… ähm… bin Joan Trieste. Lord Flieh-den-Geiz sagt, Sie seien gerade erst hier eingezogen.« Ihr Blick huschte hin und her; sie schaute an Chuck Rittersdorf vorbei in die Wohnung. »Sie haben Ihre Sachen noch nicht mitgebracht, was? Kann ich helfen? Wenn Sie wollen, kann ich Ihre Gardinen aufhängen und die Küchenschränke
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