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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Botschaft enthielt. Und falls es so war – galt sie dann ausgerechnet Maia?
    Idiotin, dachte sie im Halbschlaf. Woher sollte jemand wissen, daß du hier bist?
    Schließlich träumte sie von Lysos.
    In fließende Gewänder gehüllt saß die Gründermutter neben einem Haufen von Molekülen, die sie wie Perlen auf eine Halskette oder Holzkugeln auf einen Rechenrahmen auffädelte. Jedesmal, wenn ein neues Teilchen dazukam, klackte die Molekülkette. So reihte Lysos DNS-Folgen zu einer endlosen Kette aneinander und summte dabei leise vor sich hin.
     
    Maia brauchte noch zwei Nächte, um die gesamte Botschaft aufzuschreiben und zu überprüfen, daß sie alles richtig kopiert hatte. Es war eine Geduldsübung, wie Maia sie nicht mehr gekannt hatte, seit sie und Leie versucht hatten, den Code für das Geheimtor im Weinkeller von Lamatia zu knacken. Doch es war unumgänglich, sie brauchte die Zeit. Erst am dritten Tag fühlte sich Maia bereit, die ganze Abfolge auf das Spielbrett zu laden.
    Zuerst einmal vergewisserte sie sich, daß das Feld nach den gleichen Spezialregeln präpariert war wie zuvor, als es ihr die ›Flaschenpost‹ übermittelt hatte. In dem kleinen Fenster stand RVRSBL CA 897W. Maia hoffte, daß das Programm das nächtliche Klicken entschlüsseln konnte. Erneut verkleinerte sich der Spielbereich auf neunundfünfzig Kästchen auf jeder Seite, umgeben von einer komplexen Grenzreihe.
    Okay, legen wir los. Mühselig begann Maia, jedes transkribierte Klicken in ein schwarzes Feld umzusetzen und für jede Sekunde Pause ein Kästchen frei zu lassen. Als sie mit einer Reihe von neunundfünfzig Feldern fertig war, machte sie auf der nächsthöheren weiter, so daß sie die vermutete Botschaft in hin und her laufenden Reihen eingab – wie eine Schlange, die sich an einer Mauer emporwindet. Nach einer Zeit, die ihr wie mehrere Stunden vorkam, hatte sie die gesamte Sequenz in den vorgegebenen Raum eingefügt. Daß sie paßte, konnte kein Zufall sein! Doch das Chaos, das nun entstanden war, enthielt keine sichtbare Bedeutung.
    Sie war so erschöpft, daß es ihr fast wie eine Erleichterung erschien, als sie das Schlüsselgerassel an der Tür hörte. Rasch deckte sie das Spielbrett zu, obgleich es wahrscheinlich keine Rolle spielte, ob die Guels es sahen. Maias Muskeln und Gelenke schmerzten, weil sie sich so lange und so angespannt über das Gerät gebeugt hatte. Hoffentlich lohnt es sich, dachte sie, während sie unter den ausdruckslosen Blicken ihrer Aufseherinnen ihr Essen verzehrte.
    Wenn ich auch nur ein einziges Kästchen falsch belegt habe, kann das alles ruinieren. Was soll ich tun, wenn es nicht funktioniert?
    Die Antwort war naheliegend. Ich werde es noch einmal versuchen. Was sonst?
    Die Wärterinnen trugen das Essenstablett weg und schoben den Riegel vor. Atemlos kehrte Maia zum Spielbrett zurück und kontrollierte noch einmal ihr Transkript. Sie verschränkte die Arme und zog an beiden Ohrläppchen, was Glück bringen sollte, dann drückte sie den Startknopf.
    Schwirrende Zyklone pulsierender Muster erschienen und zeigten ihr sofort, daß sie recht hatte. Das nächtliche Klicken war so gemeint gewesen! Der Code enthielt eine Anweisung. Eine komplexe Anordnung von Startbedingungen für dieses seltsame Spiel. Trotz der unterschiedlichen Regeln waren die meisten Muster wiederzuerkennen. Zwei Gleiterkanonen, die flatternde Pfeile über einen Bereich schickten, der mit Mikroben und Freßwellen, Strahlen und Blumen gesprenkelt war. Unmengen anderer Formen fanden sich zusammen und trennten sich wieder. Eine ›Ökologie‹ breitete sich aus und füllte die gesamten neunundfünfzig mal neunundfünfzig Kästchen. Aufmerksam, den Stift gezückt, beugte sich Maia über das Spielbrett, aber die Muster waren so faszinierend, daß sie es beinahe verpaßt hätte, als die chaotischen Formationen plötzlich zu zwei Reihen pulsierender Buchstaben zusammenfanden.
     
    CY, SAG GRVS IMAT
49° 16’ 67° 54’
KEIN HNDL M/ ODO!
VERSCHW FLS NTIG
     
    Wieder löste sich die Botschaft auf, kaum daß sie erkennbare Form angenommen hatte. Eilig kritzelte Maia sie in ihr Notizbuch, ehe sie samt allen anderen ›lebendigen‹ Überbleibseln auf dem Spielfeld endgültig verschwand. Kurz darauf lag das Brett weiß und leer vor ihr, und Maia starrte auf die vierzeilige Botschaft, die sie abgeschrieben hatte. Immer wieder las sie sie durch.
    Jetzt gab es keine Zweifel mehr – die Nachricht war eindeutig nicht an Maia gerichtet. Etliche

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