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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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ihrer Lieblingsphantasien lösten sich in Luft auf. Trotzdem gab ihr die Botschaft mehr als genug Spekulationsmöglichkeiten über die Absichten der Absenderin. Steht ›CY‹ vielleicht für eine Freundin oder Clangenossin der anderen Gefangenen? Ist ›GRVS‹ eine Gruppe oder ein Clan, womöglich einflußreich genug, daß er sie befreien kann? Wenn Maia ihrer Phantasie freien Lauf ließ, würde sie mit den wildesten Geschichten aufwarten, deshalb zwang sie sich, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Die andere Gefangene konnte beispielsweise eine Geschäftskonkurrentin der Perkiniten sein, die von den Joplands und ihren Verbündeten hier festgehalten wurde, um bessere Bedingungen herauszuschlagen.
    Die letzte Zeile der Botschaft klang seltsam resigniert. Oder lag Maia falsch mit der Vermutung, daß sie bedeutete: »Verschwindet falls nötig?«
    Konnte die Sache etwas mit der Droge zu tun haben, die die Männer im Winter brünstig machte?
    Möglicherweise war die andere Gefangene nicht besser als Tizbe oder die Joplands, sondern lediglich eine Konkurrentin. Doch das spielte jetzt kaum eine Rolle. Momentan konnte Maia bei der Wahl ihrer Verbündeten nicht wählerisch sein.
    Das Seltsamste an der Botschaft jedoch war, daß sie im Gegensatz zu der früheren nicht an eine zufällige Person gerichtet schien, die sie, wie Maia auf dem Spielbrett, irgendwann zu einem späteren Zeitpunkt entschlüsseln könnte, sondern an jemanden spezielles. Spiele, die möglicherweise weiterverkauft wurden, mit einer ›Flaschenpost‹ auszustatten, war vielleicht nur ein Nebengleis gewesen, ein Versuch, den Plan zu unterstützen. Doch das nächtliche Klicken schien auf etwas Unmittelbareres zu zielen, als wollte die Gefangene ihre Botschaften rascher und direkter senden.
    Maia dachte an die Metallplatte in der Wand. Funken in der Nacht.
    Bestimmt hat man das Reservat mit Telefonleitungen ausgestattet oder zumindest mit irgendeinem primitiven Kommunikationssystem, überlegte Maia. Da sie noch nie in einem Reservat gewesen war, gab es eigentlich keinen Grund, weshalb sie das überraschte, trotzdem hatte sie es nicht erwartet. Vielleicht machen die Männer das zur Bedingung, ehe sie einziehen. Wozu sie es wohl brauchen?
    Was auch immer der ursprüngliche Zweck dieser Leitung sein mochte, benutzte die andere Gefangene sie jedenfalls… zum Senden elektrischer Impulse. Aber wohin? Soweit Maia wußte, führten die Leitungen nirgendwohin.
    Da kam ihr ein Gedanke. Benutzt die andere Gefangene den Draht als… als Antenne? Versucht sie, eine Botschaft per Funk zu schicken? Theoretisch wußte Maia, daß man Funkwellen erzeugte, indem man Elektronen auf einem Draht hin und her jagte. Aber Com-Anlagen für Haushaltszwecke und auch diejenigen, die man an Bord eines Schiffs benutzte, wurden heutzutage in kaum handflächengroßen Einheiten verkauft. Viele Generationen waren seit der Entstehung der Originale vergangen, und wahrscheinlich wußten nur noch sehr wenige Menschen an der Universität, wie man sie herstellte.
    Sie muß eine Savante sein. Sie halten hier eine Savante gefangen!
    Maia erinnerte sich an den Abend in Lanargh, als sie und Leie die Nachrichtensendung gesehen und das geheimnisvolle Angebot, daß für Informationen reiche Belohnungen ausgesetzt waren, gehört hatten. Vielleicht ging es hier darum!
    Ich muß Verbindung zu ihr aufnehmen. Aber wie?
    Sie faßte einen Entschluß. Ich muß eine Botschaft schicken.
    Keine Frage, sie konnte es nicht so machen wie die Savante, indem sie die Startbedingungen des Spiels umcodierte, so daß nach Tausenden von komplizierten Abläufen Worte entstanden. Und als sie eine Weile nachgegrübelt hatte, begriff Maia, daß das auch gar nicht notwendig war. Schließlich bestand der Trick bei einer ›Flaschenpost‹ oder einer Funkbotschaft darin, sie so zu verschlüsseln, daß sie nach Möglichkeit nur die richtige Empfängerin entziffern konnte. Aber Maia wollte ja nicht mit jemandem jenseits der Mauern ihres Gefängnisses in Kontakt treten. Sie konnte einfache Druckbuchstaben verwenden.
    Mit dem Stift malte sie Kästchen auf dem Spielbrett schwarz, bis zu lesen stand:
     
    MITGEFANGENE!
HABE KLICKEN GEHÖRT
MEIN NAME IST MAIA
     
    Während sie sich ansah, was sie geschrieben hatte, kam ihr eine andere Idee. Die erste Zeile war unnötig, denn der Inhalt war offensichtlich. Was die zweite anging, so wußte die Savante vielleicht nicht, daß man sie auch anderswo in der Zitadelle hörte, wenn sie ihre

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