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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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sind bis dahin noch hier.
    Maia war durchaus nicht sicher, ob sie es solange aushalten würde. Die andere Gefangene hatte wesentlich mehr Geduld.
    Dennoch ist der Plan besser als alles, was ich mir bisher habe einfallen lassen. Man stelle sich vor – das alles mit einem Spielgerät herauszufinden! Wer konnte so etwas geschafft haben – ohne lebenslange Übung?
    Ein Mann? Maia schnaubte verächtlich. Ganz gewiß kein Mann, sondern eine Frau mit den Fähigkeiten einer Savanten.
    Ich wollte, ich könnte sie sehen. Mit ihr sprechen. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit.
    Maia vermutete, daß es bald Mitternacht war. Gerade wollte sie den Kopf wieder aus dem Fenster strecken, um den Lauf der Sterne zu kontrollieren, als sie hörte, wie es anfing. Das nächtliche Klopfen.
    Hastig holte sie ihr Notizbuch ins Mondlicht und fing an, die Zeichen aufzuschreiben. Ein Schrägstrich für jedes Klicken, ein Gedankenstrich für jede Zeiteinheit einer Pause. Nach etwa zwanzig Sekunden hielt sie inne und nahm die Anfangssequenz in Augenschein.
    »Klick, klick, Pause, klick«, las sie langsam vor. »Klick, klick, Pause, Pause… ja. Ich bin ganz sicher, es ist das gleiche wie neulich!«
    Rasch schob Maia das Notizbuch in ihren Gürtel und kletterte von der Kistenpyramide, so hastig, daß die instabile Konstruktion gefährlich ins Wanken geriet. Als sie fast schon unten war, verfing sich ihr Zeh in einer Teppichfalte, und sie stürzte auf Hände und Knie. Ohne auf den Schmerz zu achten, sprang sie sofort wieder auf die Füße.
    »Wo kommt es her?« flüsterte sie aufgeregt. Konzentriert in der Dunkelheit umherspähend, folgte sie ihrem Gehör zur östlichen Mauer. Sie kauerte sich nieder und fuhr mit der Hand über den kühlen Stein. Ungeduldig schob sie Bündel und Kisten beiseite, denn das Geräusch lockte sie weiter nach rechts. Als sie hinter einen Stapel steifer Kissen griff, stießen ihre Finger auf etwas, das sich wie eine kleine Metallplatte anfühlte, direkt über dem Fußboden. Jetzt klang das Klicken ganz nah!
    Während Maia die Umrisse der Platte abtastete, streifte ihre Hand einen winzigen Knopf, der in der Mitte angebracht war, und plötzlich war die nähere Umgebung von einem grellblauen elektrischen Licht durchflutet. Unwillkürlich schrie Maia auf, taumelte zurück und landete hart auf dem Steinboden. Sechs oder acht Herzschläge lang blieb sie halb betäubt auf dem Boden sitzen und lutschte an ihren kribbelnden Fingerspitzen, bis sie sich endlich so weit erholt hatte, daß sie sich wieder aufrappelte, die Kissen nach allen Seiten wegwarf und die Stelle freiräumte. Jetzt sah sie, daß bei jedem hörbaren Klicken kleinere Funken sprühten und die Platte in der Wand für einen Moment erleuchteten.
    Seltsam, daß mir das noch nie aufgefallen ist. Wahrscheinlich, weil ich nur nach Geheimgängen und Falltüren gesucht habe. Was wieder einmal zeigt, daß man aus Phantasiegeschichten nichts Gescheites lernt.
    Bisher hatte sie sich nie vorgestellt, daß sie in ihrer Zelle geheime Botschaften empfangen könnte oder daß diese irritierenden Geräusche wirklich einen Code darstellten. Aber was sollte es sonst sein? Würde sich etwas rein Zufälliges wie beispielsweise ein Kurzschluß zwei Nächte hintereinander in identischer Abfolge wiederholen?
    Noch immer zitternd nahm sie ihr Notizbuch und einen Stift zur Hand und begann wieder, die Lichtblitze mitzuschreiben. Selbst mit ihren an die Dunkelheit angepaßten Augen konnte Maia kaum sehen, was sie zu Papier brachte. Darum kümmern wir uns morgen bei Tageslicht, sagte sie sich, als das Klicken etwa fünf Minuten später aufhörte. Das Glück wendet sich offensichtlich zu meinen Gunsten.
    Sie wußte, daß es für solch umfassende Schlußfolgerungen eigentlich keine echten Beweise gab. Aber die Hoffnung war wie ein Lebenselixier, jetzt, da sie einmal davon gekostet hatte. Maia wickelte sich in ihre behelfsmäßigen Laken und versuchte, ihre Gedanken so weit zu beruhigen, daß sie einschlafen konnte.
    Kein leichtes Unterfangen. Immer wieder verfolgten sie Phantasien und weit hergeholte Befreiungsszenarien: Die Polizeiagentin aus Caria traf in einem riesigen Zeppelin ein und wedelte mit versiegelten Schriftstücken herum. Andere Bilder, die vor ihrem inneren Auge erschienen, waren weniger angenehm. Erinnerungen an Leie holten Maia rasch wieder ein und deprimierten sie von neuem. Wenn sie gelegentlich ins Bewußtsein zurückdriftete, fragte sie sich, ob das Klicken wirklich eine

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