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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Eisenbahn. Ohne Waggons, die ihn beschwerten, erreichte die Lokomotive möglicherweise schon morgen mittag Grange Head – vorausgesetzt, keine Straßensperren oder Suchtrupps kreuzten ihren Weg. Thalia, Kiel und die anderen würden vielleicht schon zur Abendessenszeit ihre Belohnung in Händen halten. Vielleicht würde Maia als Maskottchen der Gruppe von ihren Freundinnen sogar eine gute Mahlzeit und ein Nachtlager spendiert bekommen, ehe sie sie wegschickten.
    Renna grinste fröhlich und drückte Maias Schulter, aber sie spürte bereits, wie sie sich innerlich von ihm distanzierte, als Schutz vor der nächsten unvermeidlichen schmerzlichen Trennung.

Logbuch des Peripatetikers:
    Mission Stratos
    Ankunft plus 40.177 Megasekunden
     
    Caria, die Hauptstadt, liegt auf einer Hochebene, von der man drei Flüsse ins Meer münden sieht. Die Einwohner nennen Caria die ›Goldstadt‹, wegen der gelben Dachziegel der Clanfesten auf den berühmten dreizehn Hügeln. Aber aus der Umlaufbahn habe ich die Stadt von hoch oben, in der Morgendämmerung gesehen, und da hat sie diesem Namen noch weit mehr Ehre gemacht: In ihren Mauern aus Kristallgestein bricht sich das Sonnenlicht und strahlt in den Weltraum mit einem Glanz, der jenseits des Farbenspektrums liegt und auf Cys Bildschirm als bernsteinfarbener Halo abgebildet wurde. Es ist wie ein Wunder, selbst für jemanden, der Schwebwale auf Wolken schaumigen Creills hat weiden sehen, inmitten der Metrotürme von Zaminin.
    Im Lauf des letzten Jahres habe ich mir oft gewünscht, diesen Anblick mit jemandem teilen zu können.
    Reisende betreten Caria durch ein breites Granitportal, gekrönt von einem prächtigen Fries – Pallas Athene, die Göttin der Antike, Beschützerin der Stadtbewohner, mit dem Gesicht der weisen Gründerin dieser Kolonie. Leider hat der Künstler nicht ihr sarkastisches Lächeln eingefangen, das ich aus dem Studium zahlreicher Bordakten über Lysos kenne, aus der Zeit, als sie noch Philosophin und Professorin auf Florentina war und abstrakt über die Dinge sprach, die sie später in die Praxis umsetzen sollte.
    Als unsere Prozession vom Raumhafen eintraf, schien alles friedlich und ruhig, aber ich bin sicher, daß die majestätischen Stadtmauern nicht nur zur Zierde gebaut worden sind. Sie bilden eine sehr effektive Trennlinie zwischen der Stadt und ihrem Umfeld. Eine Verteidigungslinie.
    Der Verkehr floß geschäftig unter Athenes ausgestrecktem Stab hindurch, um den sich die ineinander verflochtenen Schlangen winden – eine Verkörperung der DNS-Spirale. Um größeres Aufsehen zu vermeiden, entfernte sich unsere Kavallerie-Eskorte an dieser Stelle, und ich fuhr im Wagen weiter. Meine Landung ist zwar kein Geheimnis, aber sie wird gezielt heruntergespielt. Wie auf den meisten bewußt pastoral-idyllisch gehaltenen Welten, sind auch hier konkurrierende Nachrichtenmedien als grundsätzlich schädigender Einfluß verboten. Die sorgsam zensierten Nachrichtensendungen des Regierungsrats stellten den neuerlichen Kontakt mit dem Phylum als Nebensächlichkeit dar, nicht ohne gleichzeitig seine Bedrohlichkeit durchschimmern zu lassen.
    Durch Abhörversuche über Funk erfährt man nie wirklich, was die Durchschnittsfrau auf der Straße denkt. Ich frage mich, ob ich je Gelegenheit bekommen werde, das herauszufinden.
     
    Wenn ich mir das Leben auf einem Planeten von Klonen vorstellte, sah ich unwillkürlich unendliche Reihen gleicher Gesichter… Horden identischer Zweibeiner mit glasigen Augen, in stummem, wohlgeordnetem Gleichschritt. Eine Karikatur von Menschen als Ameisen oder Bienen.
    Ich hätte es besser wissen sollen. Menschenmengen drängten sich unter den Portalen, tummelten sich auf den Gehwegen und Brücken von Caria, es wurde gestritten und gegafft, gefeilscht und gelacht wie in jeder anderen Hominidenwelt. Nur gelegentlich entdeckte ich ein Paar oder ein Trio, ein Quartett oder gar ein Quintett von Klonen, und selbst in solchen Gruppen unterschieden sich die Schwestern in Alter und Kleidung. Statistisch betrachtet mußten die meisten Frauen, die ich erspähte, einem parthenogenetischen Clan angehören. Doch Menschen sind nun einmal keine Bienen, und eine menschliche Stadt wird nie zu einem Bienenstock. Mein verschwommener erster Eindruck zeigte mir eine Vielfalt von Frauentypen, groß und klein, breit und schmal, mit jeder erdenklichen Hautfarbe… kaum die gängige Vorstellung von Homogenität.
    Abgesehen davon, daß es so gut wie keine Männer gab. Ich

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