Die Clans von Stratos
haben.«
»Bis jetzt machst du das sehr gut.«
»Wunderbar. Also, selbst das Klonen erfordert die Beteiligung eines Mannes, als Simulator, da das Sperma das Wachstum der Plazenta…«
»Stimulator heißt das«, korrigierte ihn Maia leise.
»Ja, richtig. So, jetzt kommt der Teil, der mir Probleme macht.« Renna machte eine Pause. »Es geht mir darum, wie Lysos die sexuelle Anziehung manipuliert hat. Weißt du, auf den meisten Hominidenwelten ist Sex ein Thema, das die Menschen ständig beschäftigt, von der Pubertät bis ins Greisenalter, unendliche Mengen von Geld und Zeit werden dafür verschwendet, es kommt gelegentlich zu absolut ekelhaftem Verhalten – und all das wegen einer gengesteuerten, praktisch einprogrammierten Besessenheit.«
»Wie du das sagst, klingt es wirklich schrecklich.«
»Hmm. Es gibt auch gute Seiten. Aber auf Stratos soll die auf Sex zentrierte Energie offenbar eingeschränkt werden. Alles im Einklang mit der guten alten herlandistischen Ideologie.«
»Mach weiter«, sagte Maia, die gegen ihren Willen gespannt zuhörte. Denken Menschen auf anderen Planeten wirklich mehr an Sex als ich? Wie finden sie dann Zeit, ihrer Arbeit nachzugehen?
Renna fuhr fort: »Visuelle Hinweisreize am Sommerhimmel regen stratoinische Männer ausgerechnet dann sexuell an, wenn die Frauen am wenigsten an Sex interessiert sind. Heute andererseits habe ich diesen seltsamen Rauhreif erlebt, den es hier im Winter gibt…«
»Glorienfrost.«
»Ja. Ein ziemlich erstaunliches Naturprodukt aus der Stratosphäre, mit dessen Entstehung ich mich unbedingt näher befassen möchte. Und das putscht die Frauen auf?«
»Soweit ich gehört habe.« Das Blut stieg Maia ins Gesicht. »Der Legende nach hat Lysos den alten Wahn aus Männern und Frauen herausgeholt und sich dann gefragt, wohin damit. Oben im Himmel erschien ihr am sichersten. Aber eines Sommers kam der Wengelstern, hat ein bißchen von dem Wahn gestohlen, eine Flagge daraus gemacht, die er schwenken und leuchten lassen konnte, und so hat er den Männern den Wahn zurückgebracht – durch die Augen.«
»Und im Winter mogelt sich der Alte Wahn als Glorienfrost vom Himmel herunter?«
»Richtig, und bei den Frauen schleicht er sich durch die Nase ein.«
»Hmm. Eine hübsche Geschichte. Aber ist es nicht seltsam, daß Männer und Frauen in ihrem Begehren so wenig im Einklang sind?«
»Der Rhythmus ist nicht völlig gegensätzlich. Sonst würden ja gar keine Kinder mehr geboren.«
»Stimmt, ich vereinfache zu sehr. Die Männer genießen den Sex auch im Winter und die Frauen auch im Sommer. Aber es ist doch seltsam, daß die Männer in der einen Jahreszeit als die leidenschaftlichen Freier auftreten und sich ein halbes Jahr später zieren, wenn die Frauen hinter ihnen her sind.«
Maia zuckte die Achseln. »Männer und Frauen sind nun einmal Gegensätze. Vielleicht können wir uns nur einen Kompromiß erhoffen.«
Renna nickte und erinnerte Maia dabei an eine höchst zerstreute, aber eifrige Savante aus dem Burbridge-Clan, die die Lamai-Mütter eingestellt hatten, um den Varlingen Trigonometrie beizubringen. »Aber so sorgsam Lysos die Gene eurer Vorfahren auch plant, Zeit und Evolution radiert jede Zusammenstellung aus, die sich nicht von Natur aus als stabil erweist. Die Männer, die vom Programm abweichen – und sei es auch nur ein bißchen –, würden ihre Gene öfter weitergeben und ihre Nachkommen ebenfalls. Das gleiche gilt natürlich für die Frauen. Nach einer gewissen Zeit würden sich die Triebe von Männern und Frauen wieder einigermaßen aufeinander einpendeln, mit einer Menge Spannungen und beidseitigem Hin und Her, genau wie auf anderen Welten.
Aber jetzt kommt der brillante Teil. Auf Stratos zahlt es sich – in strikt biologischer Hinsicht – für eine Frau mehr aus, wenn sie Klonkinder bekommt und nicht normale Söhne und Töchter, die ja nur die Hälfte ihrer Gene tragen. So verstärkt sich bei Frauen die Eigenschaft, Winterpaarungen zu bevorzugen.«
Maia blinzelte verwirrt. »Und die gleiche Logik trifft auch auf die Männer zu?«
»Genau! Ein stratoinischer Mann hat vom Sex im Winter keinerlei genetischen Vorteil! Es gibt für ihn keinen Grund, sich anzustrengen, denn falls ein Kind entsteht, ist es genaugenommen nicht sein eigenes. Dieser Zyklus untermauert also die von Lysos eingeführten Hinweisreize.« Er schüttelte den Kopf. »Ich brauchte ein gutes Computermodell, um zu überprüfen, ob das System wirklich so stabil ist, wie es
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