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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Reaktion war nicht bei allen die gleiche. Der Juniorkoch beispielsweise war sehr zufrieden, daß ihm die um den Porridge-Topf versammelten Frauen soviel Aufmerksamkeit angedeihen ließen. Und warum auch nicht? In diesem Zustand waren die Frauen selten gefährlich, und der arme Kerl fand im Sommer vermutlich nicht allzuviel Beachtung. Höchstwahrscheinlich mußte ihm die Erinnerung an einen kurzen Flirt über die ganzen einsamen Monate im Reservat hinwegtrösten.
    Zwei in der Nähe stehende Varfrauen, eine kleine Blonde und eine schlanke Rothaarige, kicherten und stießen sich gegenseitig an. Maia wandte den Kopf, um zu sehen, was sie so amüsierte.
    Renna, dachte sie und seufzte. Der Besucher vom anderen Stern hatte sich dem letzten Eimer genähert, der noch halb voll an der Reling stand, weil Maia vergessen hatte, ihn über Bord zu kippen. Jetzt bückte sich Renna, nahm eine Handvoll Glorienfrost und schnüffelte neugierig daran. Erst machte er ein verblüfftes Gesicht, dann warf er den Kopf zurück, und seine Augen wurden groß. Sorgfältig klopfte er sich den Staub von den Händen und steckte sie in die Taschen.
    Die beiden Radis lachten. Maia gefiel es ganz und gar nicht, wie sie Renna ansahen.
    »Vermutlich muß man ziemlich verzweifelt sein…«, sagte die eine.
    »Oh, ich weiß nicht«, gab die andere zur Antwort. »Ich finde, er sieht reichlich exotisch aus. Vielleicht, wenn wir in Ursulaborg sind.«
    »Mach dir bloß keine Hoffnungen! Das Komitee hat schon längst beschlossen, welche als erste ran dürfen. Du mußt warten, bis du an der Reihe bist, und kannst ein Kilo Ovop kauen, wenn du Glück hast.«
    »Igitt«, sagte die zweite und verzog das Gesicht. Doch der lüsterne Ausdruck blieb in ihren Augen, während sie Renna nachsah, der in Richtung Quarterdeck verschwand.
    Maias Gedanken überschlugen sich. Anscheinend planten die Radis, Renna ausgiebig zu beschäftigen, während sie mit dem Regierungsrat verhandelten. Maias erste Reaktion war Empörung. Woher nahmen sie die Frechheit, einfach davon auszugehen, daß er mitmachen würde?
    Doch dann drängte sie ihre Wut in den Hintergrund und versuchte, die Sache ruhig und sachlich zu betrachten. Vermutlich steht er in ihrer Schuld, räumte sie widerwillig ein. Es wäre kleinlich gewesen, wenn er seinen Retterinnen zuliebe nicht wenigstens einen Versuch unternommen hätte, auch mitten im Winter. Die Radikale Organisation hatte den Mitgliedern der Befreiungstruppe gewiß eine Belohnung versprochen, wenn sie erfolgreich waren – vielleicht eine Bürgschaft für eine Winterstimulation, dazu eine Wohnung und einen Trustfonds, mit dessen Hilfe das erste Klonkind die Grundschule besuchen konnte. Als Anführerinnen werden Kiel und Thalia sicher die ersten sein. Mit ihrer Bildung und ihrer Begabung wäre Kiel dann in einer guten Position, die Gründermutter eines Clans zu werden.
    Politik ist also nur ein Teil. Maia versuchte, sich die Beweggründe ihrer ehemaligen Mitbewohnerinnen vor Augen zu führen. Das geht mich alles nichts an, sagte sie sich, obgleich sie wußte, daß es sie trotzdem interessierte. Die erste Radi warf Maia einen Blick zu. »Natürlich hat auch er in gewisser Weise die Wahl«, meinte sie. »Gleichberechtigung, weißt du. Und der Geschmack eines Außerplanetarischen ist unberechenbar…« Die junge Frau drehte sich zu Maia um und zwinkerte.
    Maia wurde rot und ging schnell weg. Sie lehnte sich an die Steuerbordreling und blickte hinaus über die schaumfleckigen Wellen, unfähig, das Gedankenkarussell zu stoppen, das in ihrem Kopf kreiste. Die Frau hatte eine Frage ausgesprochen, die Maia selbst nicht zugelassen hatte: Was gefällt Renna wohl an einer Frau? Sie schüttelte heftig den Kopf und unternahm einen entschlossenen Versuch, sich abzulenken. Grübeleien waren bestenfalls unpraktisch, und sie hatte sich geschworen, eine praktisch denkende Person zu werden.
    Denk nach. Bald bringen sie Renna weg, und dann bist du allein in einer großen Stadt. Wenn er nicht mehr da ist, bist du endgültig auf dich allein gestellt.
    Was hast du gelernt? Welche Fähigkeiten besitzt du, die sich zu Geld machen lassen? Maia wollte sich konzentrieren, um eine Liste ihrer Talente aufzustellen, aber ihr Kopf blieb leer.
    Doch diese Leere war nicht wirklich leer. In einem Moment der Angst entstanden, breitete sie sich in Maia aus, und die finsteren Gedanken, auf denen sie basierte, färbten schon bald ihre Sicht der Umgebung, durchtränkten die Meerlandschaft,

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