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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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erfüllten sie mit primitiven brutalen Schattierungen, als hätte man eine Leinwand von einer Palette grob bespritzt. Die Luft fühlte sich aufgeladen an, wie vor einem Gewitter, unheilvolle Ahnungen ließen ihr Herz wild schlagen.
    Maia versuchte, die Augen zu schließen, aber die Eindrücke ließen ihr keine Ruhe, sondern verfolgten sie gnadenlos. Wenn sie die Lider zusammenpreßte, kamen nicht nur die vertrauten Druckempfindungen, nein, es blitzten plötzlich helle Flecken auf, erloschen mit schwindelerregender Geschwindigkeit, wurden dunkel und funkelten von neuem. Dieses Phänomen kannte Maia schon ihr Leben lang, aber jetzt machte es ihr angst – und faszinierte sie gleichzeitig. In überlappenden Wellen schien das Flimmern ihr etwas sagen zu wollen, zog es sie in etwas gleichzeitig Wunderschönes und doch Schreckliches hinein.
    Mit einem Seufzer wich die Luft aus ihren Lungen, und Maia fand ihre Willenskraft wieder. Sie rieb sich die Augen und schlug sie auf. Eine Weile tanzten noch rote Punkte vor ihrer Nase, aber schließlich verschwanden sie zusammen mit dem unheimlichen, ungebetenen Gefühl formloser Form. Zurück blieb nur eine vage Sicherheit. Wenn Maia aufblickte, sah sie zwar keine sich stets verändernden Muster mehr, die in permanenter Rekursion über den wolkengefleckten Himmel hinwegzogen, aber sie konnte sie sich noch immer ins Gedächtnis zurückrufen. Der Himmel schien aus kurzlebigen, stets im Wandel begriffenen, symbolischen Formen zu bestehen, die sich überlappten und sich zu der Illusion von Beständigkeit verwoben, die Maia als Realität zu sehen gelernt hatte.
    Mit Erleichterung, aber auch mit ehrfürchtigem Bedauern stellte sie fest, daß der Moment vorüber war. Die Atmosphäre wurde wieder schwere, feuchte Luft. Das Holz der Reling unter ihren Händen fühlte sich fest an.
    Jetzt weiß ich, daß ich verrückt werde, dachte Maia zynisch. Als hätte ich nicht schon genug Probleme.
    Man rief zum Frühstück. Mit behutsamen Schritten, als könnte das Deck doch noch unter ihren Füßen nachgeben, ging Maia zu den anderen zurück und stellte sich in die Schlange. Dann sah sie zu, wie der Koch zwei Portionen auftat – eine für Renna und eine doppelte für sie, nach Anweisung des Schiffsarztes. Als sie sich suchend nach dem Sternenmann umsah, entdeckte sie ihn beim Kapitän, in ein intensives Gespräch verwickelt. Allem Anschein nach war es ihm ganz gleichgültig, daß er sich am Vorabend so blamiert hatte. Sie näherte sich den beiden von hinten und lenkte seine Aufmerksamkeit wenigstens so lange auf sich, daß sie sicher sein konnte, daß er seinen Teller auf dem Kartentisch neben seinem Ellbogen bemerkt hatte. Renna lächelte und machte Anstalten, etwas zu ihr zu sagen, aber Maia tat, als hätte sie nichts davon bemerkt, und ging wortlos davon. Sie trug ihren Teller mit heißem Weizenbrei ganz nach vorne zum Bugspriet, wo das Salzwasser durch das Auf und Ab des rollenden Schiffs immer wieder hoch aufspritzte. Deshalb war die Stelle eher ungemütlich, aber man konnte ziemlich sicher sein, daß man nicht gestört wurde.
    Der Brei war nahrhaft, aber bestimmt kein Leckerbissen. Aber Maia legte auch keinen Wert darauf. Inzwischen hatte sie ihre Gedanken so weit geordnet, daß sie darüber nachgrübeln konnte, welche Möglichkeiten ihr offenstanden, wenn das Schiff den Hafen erreichte.
    Ursulaborg – die Perle der Mechant-Küste. Manche der alten Clans hier sind so groß und mächtig, daß sie Pyramiden kleinerer Clans unter sich haben, die ihrerseits wieder über eigene Vasallenfamilien verfügen und so weiter. Es gibt Klone, die immer noch den Klonen der gleichen Frau dienen, die vor Jahrhunderten die Arbeitgeberin ihrer Vorfahren war. Jede kennt vom Tag der Geburt an ihren Platz, und alle potentiellen Persönlichkeitskonflikte sind seit langer Zeit gelöst.
    Maia erinnerte sich, daß sie als Dreijährige mit Leie ein Filmvideo gesehen hatte, eine Komödie. Sie spielte im prächtigen Palast eines solchen Multiclans in Ursulaborg. Es ging um einen bösen Outsider, der unter den Clans, die seit Generationen gut miteinander zurechtkamen, Unfrieden stiften wollte. Zuerst schien es auch zu klappen: Es kam zu Streitereien, die Frauen wurden mißtrauisch, aus unverfänglichen Situationen wurden haarsträubend falsche Schlüsse gezogen. So schaukelte sich die Situation immer weiter hoch, bis die Kommunikation schließlich ganz zusammenbrach und die Welle der absichtlich inszenierten und zufälligen

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