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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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erzählt hatte.
    »Weißt du, mit deinem Talent für Mustererk…«
    Ein Schrei aus dem Radarraum unterbrach sie. Zwei Jungen kletterten den Großmast hinauf, klammerten sich ans obere Rundholz und spähten angestrengt in die Ferne. Einer rief etwas und zeigte nach vorn. Bald hatte sich die gesamte Schiffsbesatzung an der Backbordreling versammelt und starrte erwartungsvoll in die angegebene Richtung, die Augen mit der Hand beschirmend.
    »Was ist los?« fragte Renna. Da Maia genausowenig Ahnung hatte wie er, schüttelte sie nur den Kopf. Ein Gemurmel hob sich, dann wurde es plötzlich ganz still. Maia kniff die Augen gegen die Reflexe auf dem Wasser zusammen. Dann endlich entdeckte sie etwas, vor ihr, in leicht südlicher Richtung.
    Sie schnappte nach Luft. »Ich glaube… ich glaube, es ist ein Riesenblumenbaum!«
    Was sich ihnen da näherte, sah aus wie eine kleine Insel, bedeckt mit Fahnenstangen, an denen zerfetzte Flaggen hingen – als hätten Legionen um die Besitzrechte an diesem winzigen Stückchen Land mitten im Meer gefochten. Aber diese Insel bewegte sich auf das Schiff zu. Aus der Nähe erkannte Maia, daß die vermeintlichen Fahnenmasten in Wirklichkeit dünne Baumstämme waren, von denen auch keine Banner, sondern die Überreste farbenfroh schimmernder Blütenblätter hingen.
    »Ich hab vor langer Zeit einmal eine Sendung über sie gesehen«, erklärte Maia. »Der Blumenbaum ernährt sich von winzigen Meereswesen. Weißt du, die Sorte mit nur einer einzigen Zelle. Sie legt unter der Wasseroberfläche eine Art dünnes klebriges Netz aus, um sie zu fangen. Deshalb hat Poulandres auch angeordnet, daß wir sie in weitem Bogen umfahren und nicht näher herangehen, um sie besser anschauen zu können. Es wäre nicht gut, wenn wir sie verletzten, nur aus Neugier.«
    »Das Ding sieht schon reichlich mitgenommen aus«, meinte Renna mit Blick auf die ausgefransten Blätter. Doch er schien ebenso hingerissen wie Maia von den Überbleibseln der Blüten, deren Blau, Gelb und Rot unabhängig von den Sonnenreflexen, die auf dem Wasser glitzerten, zu leuchten schienen. »Was ist denn da los? Picken Vögel an der Pflanze herum? Ist sie etwa tot?«
    Tatsächlich schwirrten große Schwärme vogelartiger Wesen um die schwimmende Insel – manche hatten größere Spannweiten als die Rundhölzer der Manitou, obwohl ihre Flügel hauchdünn waren –, wie Fliegen um ein sterbendes Tier; offenbar lockten sie die farbigen Blätter an. »Jetzt fällt es mir wieder ein«, antwortete Maia. »Sie helfen der Pflanze. So vermehrt sich der Blumenbaum. Die Vögel tragen den Pollen an ihren Flügeln zum nächsten Baum und so weiter.«
    Sie beobachteten fasziniert, wie eine kleine Gruppe dunkler Schatten sich aus dem Vogelschwarm löste und auf die Manitou zugesegelt kam. Auf den scharfen Befehl des Kapitäns rannten einige Besatzungsmitglieder unter Deck und tauchten mit Schleudern und Katapulten wieder auf. Damit schossen sie auf die anmutig dahinschwebenden Tiere, um sie von den Segeln fernzuhalten. Die Vögel pickten denn auch nur kurz mit ihren Schnäbeln und spitzen Zähnen an der Leinwand herum, verloren bald den Appetit und flogen davon… allerdings nicht bevor sie noch einen Jungen mit leuchtend roten Haaren gekniffen hatten. Alle außer dem Opfer fanden das ausgesprochen amüsant.
    Der Blumenbaum glitt nur ein paar hundert Meter entfernt vorbei. Jetzt sah man auch das bunte Fangnetz unter der Wasseroberfläche, dessen Ausläufer weit hinter ihm her trieben. Bunte Fische flitzten in Scharen zwischen den einzelnen Fäden herum – eine Art Gegengewicht zu den hektisch fressenden Vögeln. Maia schnippte mit den Fingern. »Schade, daß wir im Spätsommer keinen gesehen haben, wenn sie in voller Blüte stehen. Ob du’s glaubst oder nicht, die Bäume benutzen die Blüten als Segel, damit sie in der Sturmzeit nicht an Land geweht werden. Jetzt sind die Strömungen stark genug, da fallen die Segel auseinander.«
    Sie drehte sich zu Renna um. »Ist ein Beispiel für das, was du… Adaption nennst? Es muß eine original-stratoinische Lebensform sein, sonst wärst du schon mal einer begegnet, richtig?«
    Renna hatte zu der farbenfrohen schwimmenden Insel hinübergestarrt, die jetzt im Kielwasser der Manitou trieb. »Und sie ist so schön, daß ich sie bestimmt nicht übersehen hätte. Und mit Sicherheit einheimisch. Nicht einmal Lysos hätte sich so etwas ausdenken können.«
    Bald darauf segelte der nächste Blumenbaum vorbei, diesmal

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