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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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gründlichst ab, mit jeder Menge Gegurgel und Gespucke. So was hab ich noch nie gesehen.«
    »Hmm«, machte Maia, während sie nach einer Erklärung suchte. »Manche Leute würden bestimmt besser riechen, wenn sie das gelegentlich auch mal versuchen würden.«
    »Ganz recht!« Naroin lachte. »Aber nach jedem Essen?«
    Maia schüttelte den Kopf. »Er ist eben wirklich ein Fremdling. Vielleicht hat er Angst… sich eine Krankheit zu holen?«
    »Aber er ißt unser Essen. Leuchtet nicht unbedingt ein, sich den Mund gut zu reinigen, nachdem man längst alles verschluckt hat.«
    Maia zuckte die Achseln. Unter anderen Umständen wäre das ein durchaus interessantes Thema gewesen, aber momentan kam es ihr nichtig und sinnlos vor. Gute Absichten hin oder her – es wäre ihr lieber gewesen, Naroin hätte sie in Ruhe gelassen. Zum Glück schien diese das zu spüren, und das Gespräch verebbte.
    Unterdessen ging Durga auf, und ihr schimmernd weißes Licht schien durch die Wolkenlücken auf die kabbelige See. Die beleuchteten Flecken und die sternhellen Öffnungen über ihnen entsprachen einander wie die einzelnen Teile eines Kinderpuzzles den Löchern, in die sie hineinpaßten. Maia erspähte Teile verschiedener Sternbilder und erkannte, daß das Schiff vor dem Wind nach Süden floh. Das stetige Steigen und Fallen des Bugs fühlte sich an wie ein langsamer, ruhiger Herzschlag, der sie nicht nur über die dunkle See, sondern auch durch die Zeit trug. Jeder Moment schuf neue Muster aus den alten Konfigurationen aus Holz, Wasser und menschlichem Fleisch. Jede neue flüchtige Form schuf die Voraussetzungen für die nächsten, die ihr folgten.
    Es war keine bloße Abstraktion. Irgendwo in der Dunkelheit lauerte ein schnelles, mit Radar ausgestattetes Schiff, das immer näher kam. »Denkt nicht daran«, beruhigte Naroin die nervösen Frauen ihrer Truppe. »Versucht zu schlafen.«
    Eine absurde Idee. Dennoch tat Maia so, als würde sie gehorchen. Sie rollte sich unter ihrer Decke zusammen, während das Schiff auf und ab rollte und sie sich an die rhythmischen Bewegungen des Pferdes erinnerte, auf dem sie über die Ebenen von Long Valley geflohen war. Sie schloß die Augen, nur für eine Minute…
    … und fuhr hoch, als ein stechender Schmerz ihren Oberschenkel durchzuckte. »Ich… was ist…?«
    Im düsteren, grauen Morgenlicht liefen die Frauen ziellos und vor sich hin murmelnd auf dem Vorderdeck herum. Die Luft roch nach Rauch und Ruß. Wieder piekte etwas in ihr Bein, und sie folgte der impertinenten Schuhspitze über ein narbenbedecktes Bein empor zu einem Gesicht – es war Baltha! Die große Frau hatte sich bis zur Taille ausgezogen und trug um die Brust nur noch ein enges Ledermieder. Ihre blonden Haare waren mit einem rosafarbenen Band zusammengebunden, das ungewöhnlich farbenfroh erschien, wenn man Balthas Augen sah, die vor Kampfeslust glitzerten. Sie grinste Maia an und streichelte ihre Fanghellebarde. »Es geht los, Fräuleinchen. Hast du Lust auf ein bißchen Spaß?«
    »Geh zurück auf deinen Posten«, fauchte Naroin die große Blonde an. Achselzuckend schlenderte Baltha davon und gesellte sich wieder zu ihren Gefährtinnen in der Nähe eines dampfenden Kessels, in dem der Koch herumrührte. Die rauhen Söldnerinnen von den Südlichen Inseln streckten sich und spielten mit ihren Hellebarden herum, piekten einander zum Spaß und zeigten nach außen keinerlei Anzeichen von Nervosität.
    Ein Kabinenjunge reichte Maia eine Tasse Tscha; das warme Gebräu durchströmte sie, öffnete ihre Adern und machte die Morgenkühle einen Augenblick noch kälter. Maia erinnerte sich daran, geträumt zu haben, aber die letzten Reste verzogen sich bereits und ließen lediglich die vage Vorahnung einer entsetzlichen Gefahr zurück.
    Anders als in der vorhergehenden Nacht wehte jetzt nur ein sanfter, böiger Westwind, aber ein leichtes Vibrieren deutete darauf hin, daß die Hilfsmotoren liefen und das Schiff auf seiner unbeholfenen Flucht unterstützten. Maia nahm ihre Tasse in eine Hand, umfaßte die Zipfel ihrer Decke mit der anderen und blickte hinaus aufs Meer.
    Als erstes sah sie eine Gruppe kleiner Inseln – wie umgekehrte Steinbrocken, von den Wellen glattgeschliffen in viel längeren Zeiträumen, als die Menschen auf Stratos lebten, so hoben sich die steilen Klippen aus dem tiefen Wasser wie eine Kette stumpfer Nadeln, von Nordwesten in einer Biegung nach Südosten verlaufend. Statt einen klaren Horizont zu treffen, verschwanden

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