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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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und fuhr mit festerer Stimme fort. »Aber was man euch gesagt hat, entspricht nicht der Wahrheit. Es ist eine Lüge. Ich habe den Seemann gekannt, von dem du gesprochen hast, der als Gast in unsere Gefilde kam… mit offenen Händen… nachdem er ein Meer überquert hatte, das weit größer und einsamer ist, als alle, die die Männer auf Stratos je gekannt haben…«
     
    Es war Spätnachmittag, als die Männer schließlich aufstanden und sich verabschiedeten. Hullin stützte Maia, damit sie mit ihnen zur Veranda humpeln konnte, wo der Kommodore ihr die Hand gab. Seine Offiziere standen neben ihm, mit nachdenklichen und erregten Gesichtern. »Ich danke dir für deine Zeit und deine Klugheit, Lady«, sagte der Gildenmeister. Maia blinzelte verlegen. »Indem wir eins unserer Schiffe den Piraten überlassen haben, ist deinem Haus ohne unsere Absicht Schaden geschehen. Doch du hast Großmut walten lassen.«
    »Ich…« Mehr brachte Maia nicht heraus. Sie war sprachlos.
    Der Kommodore fuhr fort: »Sollte ein Winter kommen, in dem dein Haus gewissenhafte Männer braucht, die mit Stolz und Freude ihre Pflicht erfüllen, werden all diese meine Männer« – er umfaßte mit einer Handbewegung seine jüngeren Kameraden, die mit ernster Miene nickten – »gerne zu euch kommen, ohne dabei auf die sommerliche Belohnung zu spekulieren.« Er legte eine Pause ein. »Ich allein darf mich ihnen nicht einschließen, denn so wollen es die Gesetze von Lysos.«
    Während Maia ihn noch immer wortlos anstarrte, verbeugte er sich noch einmal. In würdevollem Ton, unter dem er seine Rührung jedoch nicht verbergen konnte, fügte er hinzu: »Ich hoffe, wir sehen uns wieder, Maia. Mein Name ist… Clevin.«
     
    In dieser Nacht fiel Glorienfrost, schwebte in einem Nebel weicher Fäden herab aus der Stratosphäre, und legte sich wie glitzernder Staub auf die Holzgeländer, auf die Lilien am Teich. Das meiste verdunstete sofort und erfüllte die Luft mit einem schwachen, verführerischen Duft. Maia sah zu, wie die feinen Flocken vorübertrieben, als stiegen sie durch einen mikroskopischen Sternennebel nach oben. Noch lange danach konnte sie nicht einschlafen, denn sie hatte Angst, was dann passieren würde. So lag sie im Bett, und ihre Haut kribbelte, während sie sich fragte, was sie wohl träumen würde. Wessen Gesicht würde sie heimsuchen? Das von Brod? Bennett? Die Männer der Flossenfüßergilde?
    Würden die weiblichen Hormone wieder die Sehnsucht nach Renna heraufbeschwören, ihre erste, wenn auch keusche Liebe zu einem Mann?
    Der Schock, daß sie ihrem leiblichen Vater begegnet war, hatte noch nicht nachgelassen. Ihre Gedanken wirbelten im Kreis, während sie sich im Bett hin und her warf. Als sie dann endlich träumte, war es eine seltsam unfaßbare Phantasie – sie fiel und schwebte zwischen den abstrakten, sich stets wandelnden Figuren der Wunderwand von Jellicoe.
    Bald nach der Morgendämmerung kam die Ärztin und stellte zufrieden fest, daß heute ihre vorletzte Visite sein würde. Als sie den Agonpfropf entfernte, hatte Maia endlich Gelegenheit, das kleine Kästchen aus der Nähe zu betrachten, das den körperlichen wie den seelischen Schmerz so lange von ihr ferngehalten hatte. Es sah eher bescheiden aus, Massenware, die selbst dem einfachsten Mediziner überall auf Stratos zugänglich war. Jetzt wußte Maia auch, daß das Gerät ein Produkt eines kleineren Formers war, dessen selbsttätige Fabriken noch immer unter dem wachsamen Auge des Regierungsrates in Betrieb war. Selbstverständlich waren manche Dinge zu wichtig, um sie dem pastoralen Puritanismus zu überlassen. Doch wenn der Perkinismus die Oberhand gewann, würden möglicherweise sogar diese überaus hilfreichen Kästchen abgeschafft werden.
    »Du brauchst noch ein wenig Ruhe und Erholung hier in Ursulaborg«, erklärte Naroin später am Vormittag, als sie von ihrem dringenden Auftrag zurückkehrte. »Aber dann geht es ab nach Caria, und du wirst einem so schicken Publikum von Savanten vorgestellt, wie du noch nie eins gesehen hast. Was hältst du davon?«
    Maia klappte die Meßarme ihres neuen Sextanten auf und richtete sie auf eine Grimmlippenblume aus. »Ich halte davon, daß du eine Polizistin bist und ich nichts mehr sagen sollte, bevor ich nicht mit einer Anwältin gesprochen habe.«
    »Einer Anwältin?« Naroin runzelte die Stirn. »Wozu solltest du die brauchen?«
    Ja, wozu eigentlich? Vielleicht war Naroin ihre Freundin, aber eine Klonfrau war nie ganz ihre

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