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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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immer noch schrecklich weh. In einer kleinen Ecke ihres Bewußtseins gab es eine Stimme, die sich weigerte, ihn endgültig loszulassen. Die Toten sind schon einmal zurückgekehrt, beharrte sie in Anspielung auf das wunderbare Wiederauftauchen von Leie. Andere Menschen hatten Maia für tot gehalten, und doch waren bisher alle Berichte über ihren Tod verfrüht gewesen.
    Die Hoffnung war ein verzweifelter, schmerzlicher Funke… und in diesem Fall absurd. Hunderte hatten zugesehen, wie das Schiff des Besuchers explodiert war.
    Laß los. Sie redete sich ein, sie sollte einfach froh sein, eine Weile einen solchen Freund gehabt zu haben. Vielleicht konnte sie ihm eines Tages Ehre machen, indem sie hier oder dort ein Licht aufleuchten ließ.
    Alles andere war Phantasie. Alles andere war Staub.
     
    Während es ihr Stück für Stück besserging, bekam Maia immer mehr Besuch.
    Zuerst erschien eine Abordnung aufrechter, graziler Klonfrauen mit weit auseinanderstehenden Augen und schmalen Nasen, gekleidet in feine, aber dezent gefärbte Stoffe. Die Priesterinnen stellten sie als die Mutter-Ältesten des Starkland-Clans aus dem nahegelegenen Joannaborg vor. Zuerst klang der Name nur vage vertraut, doch dann nahmen die Frauen gegenüber von Maia Platz und begannen von Brod zu sprechen. Da erkannte sie auch die Familienähnlichkeit. Seine Nase, die ehrlichen Augen.
    Ihr Freund hatte nicht übertrieben. Der Bibliotheksclan kümmerte sich tatsächlich weiterhin um seine Söhne und offenbar auch um die Sommertöchter, nachdem diese längst aus dem Haus waren. Die Mütter hatten von Brods Mißgeschicken gehört und wollten sich aus erster Hand beruhigen lassen. Maia war beeindruckt, wie sanft sie waren, wie ernst sie ihre Sorge bekundeten. Zur Bestätigung ihres kurzgefaßten Berichts über ihre Reise mit Brod zeigte sie ihnen seinen Brief.
    »Schlechte Grammatik«, meinte eine von ihnen tadelnd. »Und seht euch die Schrift an!«
    Eine etwas ältere Frau meinte: »Lizbeth! Du hast doch von der jungen Dame gehört, was der arme Junge durchmachen mußte!« Sie wandte sich an Maia. »Bitte entschuldige unsere Schwester. Sie ist Brods Geburtsmutter, deshalb reagiert sie so übertrieben. Aber erzähl doch bitte weiter.«
    Nur mit Mühe unterdrückte Maia ein amüsiertes Lächeln. Anscheinend war diese forsche, ein wenig zerstreute Nettigkeit eine dominante Erbanlage. Jetzt sah sie vor sich, woher Brod einige der Qualitäten hatte, die sie an ihm bewunderte. Als die Frauen aufstanden, um zu gehen, drängten sie Maia noch, ihnen Bescheid zu geben, falls sie irgend etwas brauchte. Maia bedankte sich, entgegnete aber, daß sie sich vermutlich nicht mehr lange in der Stadt aufhalten würde.
    In der vorhergehenden Nacht hatte Maia gehört, wie sich die Priesterin und die Erzdiakonisse unter ihrem Fenster unterhalten hatten. Vermutlich hatten sie gedacht, Maia würde fest schlafen.
    »Du bekommst es längst nicht so direkt zu spüren wie ich«, sagte die rundliche Laiin. »Während ihr Varidealisten hier in eurer ländlichen Festung herumsitzt und moralische Standpunkte bezieht, bekomme ich den ganzen Druck. Die Teppins und die Prosts…«
    »Die Teppins machen mir kein Kopfzerbrechen«, entgegnete die Priesterin.
    »Das sollten sie aber. Der Tempel von Caria dreht sich ganz nach den Launen…«
    »… der Kirchenclans«, vollendete die große Frau mit einem verächtlichen Schnauben. »Landpriester und Nonnen sind eine andere Sache. Können die Oberpriester über so viele den Bann aussprechen? Damit würden sie doch riskieren, daß in der Hälfte der Küstenstädte die Ketzer stärker werden als die Orthodoxen.«
    »Wenn ich mir da nur auch so sicher sein könnte. Scheint mir ein ziemlich großes Risiko, nur wegen eines armen, übel zugerichteten Mädchens.«
    »Du weißt, es geht letztlich nicht um sie.«
    »Nicht nur. Aber in unserer kleinen Ecke eignet sie sich gut als Symbolfigur. Und Symbole sind wichtig. Sieh dir doch nur an, was mit den Männern passiert…«
    Mit den Männern? hatte sich Maia gefragt, als die Stimmen weiterzogen. Wen meinen sie damit? Was geschieht da? Mit welchen Männern?
    Später, als die Starkland-Frauen aufbrachen, kam es zu einer Auseinandersetzung an den Tempeltoren, wodurch Maia zumindest eine Teilantwort auf ihre ungestellten Fragen bekam. Inzwischen war sie stark genug, um auf die Veranda ihres Gästehäuschens zu humpeln, und so bekam sie die erregte Debatte an der Straße mit. Die Vars, die als Wächterinnen

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