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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Ackerland erstreckte sich dort unten, soweit das Auge reichte, durchzogen von langen Fingern dunkleren Waldes mit Durchgangsschneisen für die heimischen Tiere, von der Küste bis hin zu den nebelverhangenen Bergen, die im Norden aufragten. Kleine Städte und schloßähnliche Clanvillen tauchten in unregelmäßigen Abständen auf, wie Spinnen im Netz von Straßen und kleinen Dörfern. Schimmernde Fischfarmen reihten sich an lange Seenketten, auf denen sich das Sonnenlicht brach und in Maias Augen reflektierte.
    Kurze Lastkähne mit grauen Segeln pflügten träge durch Flüsse und Kanäle, während Schwärme flinker, glitzernder Nurdrachen in Formationen von hundert und mehr Exemplaren dahinflatterten, auf ihrem Weg zu brachliegenden Nistgebieten sorgsam die Farmen und Wohngebiete meidend. Schwerfällige Heptoide stapften durch Sümpfe und seichte Ufergebiete, die breiten Rückenfächer aufgestellt, um die Hitze des Tages abzustrahlen. Und dann gab es noch die Gleiter – die Schweber und ihre kleineren Verwandten –, die in der sanften Brise auf und nieder schaukelten, wie lustige bunte Ballons an den Baumwipfeln schwingend, an denen sie grasten.
    In den letzten Monaten war Maia weit herumgekommen, aber nun wurde ihr klar, daß man nur von oben wirklich die richtige Perspektive gewann. Stratos war größer, als sie es sich je vorgestellt hatte. In allen Richtungen erkannte man, wie die Menschen in bäuerlicher Gemeinschaft mit dem Land lebten. Retina hat gesagt, daß Menschen aufgrund ihrer Kurzsichtigkeit oft ganze Welten in Wüsten verwandeln. Diese Falle haben wir umgangen. Niemand kann Lysos oder den stratoinischen Clans vorwerfen, daß sie kurzsichtig denken.
    Aber Renna hat auch angedeutet, daß es andere Möglichkeiten gibt, bei denen man nicht soviel dafür opfern muß.
    Maia sah zu, wie die Pilotin die Hebel bediente und die kleinen Skalenfenster kontrollierte, als das Flugzeug in eine kleine Wolkenbank eintrat und kurz vor den Bergen nach links schwenkte. Das Innere der Maschine war kunstvoll mit handgearbeiteten Holzpaneelen verkleidet und mit einer kompakten Anordnung von Instrumenten ausgestattet. Wäre Maia mit Freunden unterwegs gewesen, hätte sie jede Menge Fragen gestellt. Doch ihre gefesselten Hände erinnerten sie permanent an ihre Lage, und so schwieg sie, ignorierte Tizbe und gähnte demonstrativ, als die junge Frau zum vierten Mal ein Gespräch in Gang zu bringen versuchte. Was Maia damit ausdrücken wollte, war unmißverständlich. Schon zweimal war sie Tizbe entwischt und sie würde es jederzeit noch einmal tun. Maia spürte, wie sehr Tizbe sich über diese Einstellung ärgerte.
    Ich lerne dazu, dachte sie. Die anderen machen Fehler, und ich werde immer stärker. Wenn es so weitergeht, bekomme ich mein Leben womöglich doch noch in den Griff.
    Die Pilotin warnte die Passagiere, daß Turbulenzen bevorstanden. Kurz darauf begann das Flugzeug zu hüpfen, zu schwanken und zu ruckein. Tizbe und ihre Schlägertruppe wurden blaß, was Maia natürlich mit Freuden registrierte. Sie bemühte sich, ihnen das Leben noch schwerer zu machen, indem sie die Beller-Botin anstarrte, als wäre sie ein abstoßendes Exemplar einer niedrigen Lebensform. Tizbe fluchte, und Maia lachte sie aus, ohne das geringste Mitleid zu verspüren. Seltsamerweise schien das Gerüttel ihr längst nicht soviel auszumachen wie den anderen. Sogar die Pilotin wirkte etwas mitgenommen, als sie endlich wieder in ruhigere Luftmassen gelangten. Der Sturm auf der Wotan war um einiges schlimmer gewesen.
    Dann nahm ein goldener Lichtschein ihre Aufmerksamkeit in Anspruch, und sie kniff vor Staunen die Augen zusammen, als sie sah, was dort vor der Windschutzscheibe auftauchte: das Schimmern einer Stadtlandschaft, die dort, wo zwei breite Flüsse ineinanderflossen, eine weitläufige Hügelkette umringte und bedeckte.
    Caria! Maia beobachtete, wie die Hauptstadt immer näher rückte, an den Rändern gelb von den Ziegeln zahlloser Dächer, mit der Krone aus weißem Stein am Saum des berühmten Plateaus der Stadtburg. Über all dieser Pracht kamen nun auch noch zwei majestätische Basiliken in Sicht. Jedes Schulmädchen kannte diese säulengeschmückten Bauwerke: auf der einen Seite die Universalbibliothek, auf der anderen der Große Tempel, der weltweiten Huldigung der Stratos-Mutter gewidmet. Ihr ganzes Leben hatte Maia gehört, wie sich Frauen über ihre Pilgerfahrten nach Caria unterhielten, wie sie unter der schillernden Kuppel zur Rechten

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