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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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fragen, ob noch weitere Briefe für sie eingegangen waren, da Brod offenbar bereits beim letzten gezwungen gewesen war, ihn herauszuschmuggeln. Allein die Frage konnte ihre Freunde schon verraten.
    Sie ließ sich ihre Frustration nicht anmerken, weil sie ihren Gegnern nicht die leiseste Genugtuung verschaffen wollte, aber das Bild von Rennas fataler Explosion verfolgte sie in ihren Träumen. Mehrere Male schreckte sie aus dem Schlaf hoch, die Hände auf ihr pochendes Herz gepreßt, japsend wie in einem luftleeren Raum tief unter der Erde.
    Eines Tages teilten ihr die Wachen mit, sie hätte Besuch. »Deine huldvolle Gastgeberin, Odo vom Clan der Persim«, verkündeten die Dienerinnen und verbeugten sich tief vor einer großen, schon etwas älteren Frau mit einem breiten Gesicht und aristokratischem Auftreten.
    »Ich weiß, wer du bist«, sagte Maia. »Renna hat gesagt, du hast ihn in eine Falle gelockt, um ihn entführen zu lassen.«
    Die Frau setzte sich auf einen Stuhl und seufzte. »Es war ein guter Plan, und du hast einiges dazu beigetragen, ihn zu vereiteln.«
    »Danke.«
    Odo nickte höflich. »Bitte. Möchtest du wissen, weshalb wir uns die ganze Mühe gemacht, weshalb wir das Risiko auf uns genommen haben?«
    »Erzähl es mir ruhig, wenn du möchtest. Ich habe ja glücklicherweise nichts anderes zu tun«, antwortete Maia nach kurzem Schweigen.
    Odo spreizte die Finger. »Es gab zahllose Einzelpersonen und Gruppen, die den Outsider aus der Welt schaffen wollten. Die meisten aus instinktiven, unüberlegten Gründen, als könnte seine Vernichtung die Uhr zurückdrehen und die Wiederentdeckung von Stratos durch das Hominidenphylum ungeschehen machen.
    Manche haben sich vorgestellt, sein Verschwinden würde die Eisschiffe daran hindern, zu uns zu kommen.« Spöttisch und hoheitsvoll schüttelte Odo den Kopf. »Diese riesigen Schiffe voller friedlicher Invasoren werden erst eintreffen, wenn wir längst tot sind. Wenn wir uns an einem armen Boten rächen, würde das nur unsere Position schwächen, wenn der Kontakt später wieder aufgenommen wird.«
    »Soviel zu den Motiven der anderen. Natürlich hattest du bessere Gründe, Renna zu ergreifen. Beispielsweise, daß du Informationen aus ihm herauspressen wolltest?«
    Die alte Frau nickte. »Sicher, wir hatten zahlreiche Fragen an ihn. Unsere perkinitischen Verbündeten waren an den neuen Genspleiß-Methoden interessiert, die dazu führen könnten, daß man zum Selbstklonen keine Männer mehr braucht. Andere interessierten sich für eine verbesserte Verteidigungstechnik oder wollten die Schwachpunkte der Eisschiffe erfahren, damit wir sie aus der Ferne, weit weg von Stratos, zerstören können.«
    »So weit weg, daß die Öffentlichkeit nichts davon mitbekommt, meinst du. Damit die Bevölkerung nie erfahren würde, daß wir Zehntausende unschuldiger, schlafender Menschen ermorden.«
    »Man hat mir gesagt, daß du für eine kleine Var eine sehr schnelle Auffassungsgabe besitzt«, erwiderte Odo. »Doch das waren nicht die einzigen Ideen, wie man deinen außergalaktischen Freund und sein Wissen nutzen könnte.«
    Maia dachte an Kiels Radikale, die gehofft hatten, die stratoinische Biologie und Kultur mindestens so weit zu verändern wie die Perkiniten, wenn auch in der entgegengesetzten Richtung. Maia wußte, daß Renna sich von beiden Seiten nicht hätte einspannen lassen wollen.
    »Laß mich raten, was die Bellers sich vorstellten. Ihr Motiv war Bargeld, richtig? Aber ihr Persim, ihr hattet doch sicher eure eigenen Gründe.«
    Odo nickte. »Seine Anwesenheit in Caria war… zu einem Störfaktor geworden. Der Rat und die Kurie hatten wichtige Dinge zu besprechen, wurden in seiner Anwesenheit jedoch zunehmend unberechenbar. Wir hatten nicht erwartet, daß er sich im Sommer so ruhig und reserviert verhalten würde. Das hat viele von uns für ihn gewonnen, und uns wurde klar, daß die Lage im Winter und vor allem mit dem ersten Frost prekär werden mußte. Stell dir vor, welchen Einfluß ein vitaler, redegewandter Mann alten Stils auf diejenigen hätte ausüben können, die einen schwachen Willen und einen ebenso schwachen Verstand haben! So könnte man viele der sogenannten ›Gemäßigten‹ beschreiben, die sich immer mehr der Kontrolle unserer Fraktion entzogen. Aus politischen Erwägungen hielt man es also für notwendig, ihn zu entfernen.«
    »Was?« Maia stand auf. »Was willst du damit sagen, du bornierte Schnepfe? Soll das heißen, aus diesem Grund hast du

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