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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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die Gilden voneinander abfallen und schon bald faule Kompromisse akzeptieren würden, wie sie in einer Jahreszeit, in der das Blut wieder abkühlte, nicht fähig sein würden, ihren berechtigten Zorn aufrechtzuerhalten. Maia seufzte, denn diese Voraussage war durchaus glaubhaft. Lysos behielt stets die Oberhand.
    Kein Wunder, daß man mich das lesen läßt. Der Bericht war selbstverständlich unvollständig und voreingenommen. Trotzdem war Maia deprimiert.
    Odo kam, als Maia gerade mit Anziehen fertig war. Sie hatte erwartet, daß die Persim-Matriarchin sich an dem Artikel weiden würde, aber allem Anschein nach hatte Odo andere Dinge im Kopf. Nervös schickte sie die Bediensteten weg und forderte Maia auf, sich zu setzen.
    »Heute gibt es keine Ausfahrt«, erklärte sie. »Du hast Besuch.«
    Maia zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts.
    »Kurz und gut, du wirst Brill Upsala im östlichen Wintergarten empfangen. Du bekommst Stifte, Papier und was du sonst brauchst. Brill ist darüber informiert, daß du bereit bist, dich nach den Bedingungen des alten Gesetzes untersuchen zu lassen, aber daß du nicht über Belange diskutieren möchtest, die mit dem Außergalaktischen zu tun haben.«
    Odo sah Maia fest in die Augen. »Wir werden zuhören. Solltest du uns der Lüge bezichtigen oder irgendwelche Schwierigkeiten andeuten, so kannst du Upsala gleich begleiten, wenn sie geht… und für immer mit der Schuld am Tod deiner Schwester leben. Ich überlasse dir die Entscheidung.«
    Maia wußte, daß sie Odos Geduld schon einmal auf eine harte Zerreißprobe gestellt hatte. Odo und ihre Kohorten waren damit beschäftigt, unzählige Fäden politischer, sozialer und ökonomischer Natur zu ziehen. Öffentlich und auch hinter den Kulissen. Wenn sie zu der Überzeugung kamen, daß Maia und Leie und Brod als Bauern in ihrem Spiel mehr Ärger als Nutzen brachten, konnte man von ihnen nur Skrupellosigkeit erwarten. Deshalb nickte Maia und folgte Odo zur Tür hinaus.
    Inzwischen kannte sie den Haushalt der Persim gut. Es gab Yuquinn-Dienstmädchen und Venn-Köchinnen und Bujul-Handwerkerinnen, die sich alle in ihren ererbten Nischen wohl zu fühlen schienen, fleißig arbeiteten und weder Anordnungen noch Ansporn brauchten, um den Persim jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Warum auch nicht? Jede von ihnen stammte von einer Varfrau ab, die ohne Gefährtinnen gedient hatte und mit dieser Art von Unsterblichkeit belohnt worden war. Einer Unsterblichkeit, die jederzeit enden konnte, wenn die Persim ihre Schirmherrschaft zurückzogen. Keine Gewalt war dafür nötig, sie brauchten nicht einmal gefeuert zu werden. Die Persim mußten nur aufhören, die teuren Winterpaarungen für ihre Klienten zu finanzieren und dann ein bis zwei Generationen geduldig abwarten. Das war für sie keine lange Zeit.
    War ein solches Verhältnis ausbeuterisch? Ungerecht? Maia bezweifelte stark, daß die Yuquinns oder Venns diese Ansicht vertraten. Würden sie zu solchen Ansichten neigen, wäre ihre Linie mit dem natürlichen Tod der ersten Varahnin ausgestorben. Doch in letzter Zeit hatte Maia immer mehr Rennas Haltung angenommen. All dies war durchdacht, so natürlich, wie man es sich nur wünschen konnte, und doch von einem anderen Standpunkt aus entsetzlich und widerwärtig.
    Ich bin keine Tochter von Lysos mehr, merkte Maia. Ich werde mich nie an eine Welt gewöhnen, deren Grundvoraussetzung ich nicht ertragen kann.
    »Hier herein«, sagte Odo und deutete auf eine Doppeltür. »Und benimm dich.«
    Die implizite Drohung reichte aus. Odo drehte sich um und ging. Maia betrat den Wintergarten, wo die faszinierende dunkelhaarige Frau, die sie in der Oper kennengelernt hatte, gerade ihre Papiere auf einem märchenhaft teuren Tisch auslegte, der aus fast makellosen, in Metall gefaßten Kristallplatten bestand. In einer Ecke stand eine von Odos jüngeren Schwestern und beobachtete sie. Brill deutete auf einen Stuhl. »Danke, daß du dir Zeit für mich nimmst. Sollen wir anfangen?«
    Maia setzte sich. »Womit?«
    »Mit der Untersuchung natürlich. Wir fangen an mit einem kurzen Überblick über deine Vorlieben. Nimm diese Formulare. Jede Frage nennt fünf Tätigkeiten…«
    »Äh… entschuldige… was ist das für eine Untersuchung?«
    Brill setzte sich auf und betrachtete Maia, die das seltsame Gefühl hatte, in einen Abgrund zu blicken. Als sähe diese Frau durch sie hindurch und hätte gar keine Untersuchung nötig.
    »Ein Berufs-Eignungs-Test. Ich habe Einblick

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