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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Odo anzusehen, wie sehr es sie ärgerte, daß sie sich um eine unwichtige Spielfigur wie Maia so viele Gedanken machen mußte.
    War das alles? Eine Maßnahme, um die Zeit des Gegners zu verschwenden? Falls ja, machte es Maia große Freude, behilflich sein zu können. Die Prüfungen waren anstrengend, aber eine willkommene Ablenkung. Sie hätte sich nur gewünscht, Brill wäre etwas empfänglicher für Hinweise, was sie Naroin und ihrem Vater mitteilen lassen wollte.
    »Die Upsalas sind ein seltsames Volk«, bemerkte Odo, während der Hauptgang abgeräumt wurde und sie ihr drittes Glas Wein austrank. »Hast du von ihnen gehört, Sommerkind?«
    Maia schüttelte den Kopf.
    »Dann will ich dich aufklären. Nach den üblichen Maßstäben sind sie ein recht erfolgreicher Clan mit etwa hundert…«
    »Achtundachtzig Erwachsenen«, korrigierte Brill und sah Odo mit ihren ruhigen grünen Augen an.
    »Meine Quellen sagen, ihr Wohlstand ist gesichert. Nicht erstklassig, aber gesichert. Es gibt zwei Upsalas im Regierungsrat und neunundvierzig mit Savantenstellen in verschiedenen Institutionen. Neunzehn davon an der Universität von Caria, in mehreren Fachbereichen. Aber weißt du, was das Sonderbarste an ihnen ist?« Eine Dienerin füllte Odos Glas nach, und sie beugte sich vor. »Sie haben keine Clan-Feste! Kein Haus, kein Grundstück, keine Diener. Nichts!«
    »Da komme ich nicht mit«, meinte Maia und runzelte die Stirn.
    »Sie leben alle allein! In Häusern oder Wohnungen, die jede für sich allein kauft. Jede verdient ihren eigenen Lebensunterhalt. Jede trifft bei der Stimulation ihre eigenen Abmachungen mit einem einzelnen Mann!
    Und weißt du auch, warum?« Odo kicherte. »Sie können sich gegenseitig nicht ausstehen!«
    Als Maia sich zu Brill umdrehte, zuckte diese nur die Achseln. »Die typische stratoinische Erfolgsgeschichte verlangt nicht nur Talent, Bildung und das Glück, eine Nische zu finden. Geselligkeit, ein Leben in der Herde ist ebenfalls eine Bedingung… Selbstaufopferung im Dienste des Stammeswohls. Schwesterliche Solidarität hilft dem Gedeihen eines Clans.
    Aber Menschen sind nun einmal keine Ameisen«, fuhr sie fort. »Nicht jede Frau ist dazu geboren, mit anderen Frauen auszukommen, auch wenn sie identisch mit ihr selbst sind.«
    Die Aufregung und der Alkohol hatten die gewöhnlich so distanzierte Odo verwandelt. Sie lachte laut. »Gut gesagt! Oft genug setzt eine kluge junge Var etwas in Gang, nur um dann zu erleben, wie ihre streitsüchtigen Töchter es wieder kaputtmachen. Nur diejenigen, die mit sich selbst in Frieden leben, können die Gabe der Gründerinnen nutzen.«
    Maia erinnerte sich an zahllose Situationen ihres gemeinsamen Heranwachsens, in denen sie und Leie sich alles andere als selbstlos benommen hatten. Sie hatten dies immer auf ihre sommerliche Herkunft geschoben, aber war das wirklich der Grund? Würde sich ihre Beziehung mit zunehmendem Wohlstand womöglich verschlechtern, statt sich zu einer perfekten Zusammenarbeit zu entwickeln? Maia hatte das Gefühl, daß hier ein evolutionärer Imperativ am Werk war. Über die Generationen hinweg würde die Selektion die Eigenschaft verstärken, mit verschiedenen Versionen des Selbst auszukommen. Falls dem so war, waren die Pläne der Zwillinge vielleicht seit jeher zum Scheitern verurteilt gewesen und ihr Erfolg so wahrscheinlich wie Frost im Sommer.
    »Es gibt Ausnahmen«, warf Maia hoffnungsvoll ein. »Dein Clan kommt ja irgendwie zurecht.«
    Brill seufzte, als langweilte sie das Thema ungemein.
    »Irgendwann haben wir Upsalas gelernt, wie wir die nützlichen Funktionen eines Clans aufrechterhalten können, ohne die ganzen Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.«
    »Sie meint damit, daß sie ungefähr einmal in einem alten Erdenjahr ein Treffen veranstalten. Die Hälfte nimmt nicht daran teil, sondern schickt eine Anwältin!« Odo schien das höchst amüsant zu finden. »Sie mögen nicht einmal ihre eigenen Klontöchter. Deshalb vermehren sie sich auch so langsam…«
    »Das stimmt nicht!« fauchte Brill und zeigte die erste Gefühlsaufwallung, die Maia an ihr gesehen hatte. Sie hielt inne und gewann ihre Fassung wieder. »Alles geht gut bis zur Pubertät, wenn…« Sie stockte zum zweiten Mal und vollendete den Satz mit leiser Stimme. »Mit meinen anderen Kindern komme ich gut zurecht.«
    »Mit deinen Varkindern, meinst du. Das ist was anderes. Die Upsalas bevorzugen die Sommerkinder. Das macht sie bei den Jungs so beliebt, jawohl«, meinte

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