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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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die pulsierenden Pünktchen, die weder Sterne noch Planeten waren, sondern Satelliten, unentbehrlich für die Navigatoren auf hoher See. Zwar sah sie keine Spur des interstellaren Raumschiffs, wohl aber die schwarze Dunkelheit der Klaue, von der man bösen kleinen Mädchen erzählte, sie sei die ausgestreckte Hand des Schwarzen Mannes, der die unartigen Kinder zu sich holte. Inzwischen wußte Maia, daß es ein Dunkelnebel war, nach stellaren Maßstäben nicht einmal sehr weit entfernt, der die direkte Sicht auf die Erde und das restliche Menschliche Phylum verdeckte. Für die Gründermütter war das sicher beruhigend gewesen, denn so hatten sie zusätzlichen Schutz vor unerwünschter Einmischung.
    Jetzt gehörte all das der Vergangenheit an. Etwas war aus der Klaue hervorgekommen, und Maia hatte den Verdacht, daß nicht einmal die großen Savanten wußten, ob es eine Drohung oder ein Versprechen war. Die dunkle Gestalt ließ sie schaudern, und kindlicher Aberglaube kämpfte mit ihren stolzen, wenn auch begrenzten wissenschaftlichen Kenntnissen.
    »Wenn wir nur wüßten, wonach die Savanten suchen«, sagte Leie wehmütig. »Ich würde mir den Kopf kahlrasieren, um das rauszukriegen!«
    Nüchtern gesehen war es ziemlich unwahrscheinlich, daß ausgerechnet zwei arme Mädchen an einer Grenzküste über das stolperten, was die großen Matronen von Caria suchten – falls sie überhaupt etwas suchten. »Die Welt ist groß«, seufzte Maia als Antwort.
    Natürlich verstand Leie die Worte ihrer Schwester anders, als sie gemeint waren.
    »Ja, das ist sie. Und sie steht uns offen, sie wartet nur darauf, daß wir sie an der Kehle packen!«

Warum gibt es das Geschlecht? – Drei Milliarden Jahre kam das Leben auf der Erde ganz gut ohne es zurecht. Ein Organismus teilte sich und gab so sein Erbe in zwei fast perfekten Kopien weiter.
    Dieses ›fast‹ jedoch war der springende Punkt. In der Natur ist wahre Perfektion eine Sackgasse, die letztlich zur Ausrottung führt. Leichte Variationen, hervorgerufen durch natürliche Selektion, führen dazu, daß sich sogar Einzeller an eine sich wandelnde Welt anpassen können. Doch trotz Äonen biochemischer Innovation blieb der Fortschritt auf diesem Gebiet äußerst träge. Das Leben blieb bescheiden und simpel – bis vor einer halben Milliarde Jahren, als es einen Durchbruch erreichte.
    Bakterien betrieben bereits einen primitiven Tauschhandel mit genetischer Information. Nun jedoch wurde das Tauschsystem organisiert, was die schematische Variabilität um ein Zehntausendfaches steigerte. Das Geschlecht war geboren, und schon bald erschienen die vielzelligen Organismen – Fische, Bäume, Dinosaurier, Menschen. Alles ein Verdienst des Geschlechts.
    Doch müssen wir, nur weil die Natur etwas auf eine bestimmte Art erreicht hat, es ihr unbedingt nachmachen, wenn wir unsere neue Menschheit entwerfen? Die moderne Gen-Kunst kann das Geschlecht noch einmal um ein Tausendfaches verbessern. Innerhalb der allgemeinen Grenzen der Säugetiere können wir mit Farben malen, von denen die arme blinde Biologie bisher nicht die geringste Ahnung hatte.
    Wir können aus den Fehlern von Mutter Natur lernen und es besser machen.
    - aus Mittel und Wege, von Lysos

 
Kapitel 4
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    Es regnete kaum. Dennoch verwandelte sich der böige Wind rasch in einen üblen Sturm.
    Der Frachter Wotan schlingerte durch hohe, rollende Wogen, rutschte halb auf der Seite liegend ihre Abhänge hinunter, querab zu einem Wind, der die Schiffsmasten wie Hebel benutzte, so daß das ohnehin schlecht ausbalancierte Schiff bei jeder neuerlichen und immer heftigeren Bö gefährlich überlag und das Steuerrad nicht mehr reagierte.
    Schreiend beschimpfte der Maat seinen Kapitän, er hätte in Lanargh zuwenig Ballast aufgenommen. Vorher hatte er geflucht, weil sie zu schwer beladen waren, um dem plötzlichen Unwetter zu entfliehen. Ohne auf die schrillen Verwünschungen des ersten Offiziers zu achten, schickte der Schiffsprofos einige Matrosen nach oben, um etwas gegen das gefährliche Spiel zu unternehmen, das der Wind mit den Masten trieb. In der eisigen Gischt fröstelnd, schwangen sich die Matrosen barfuß in die fliegenden Segelleinen. Die Beile zwischen die Zähne geklemmt, krochen sie auf allen vieren über die glitschigen Rundhölzer und begannen dort, auf das Takelwerk einzuschlagen, auf zerfetztes Segeltuch, auf alles, was der Sturm zu packen bekommen und damit das Schiff womöglich zum Kentern bringen konnte.
    Maia

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