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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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rumhängen sehen, ungefähr so dezent wie zwei Dampfwalzen. Sie haben so getan, als warteten sie auf jemanden, dabei haben sie Vars beobachtet. Ich hab noch zwei gesehen, die auf Pferden die Straße entlang patrouilliert sind. Die suchen dich immer noch, kleine Vestalin.«
    Maia seufzte. Soviel also zu ihren Fluchtplänen. Merk dir eins. Wenn du dich das nächste Mal mit jemandem einläßt, der stärker ist als du, dann such dir wenigstens einen Ort aus, der mehr als eine Hintertür hat. Holly Lock war so weit im Niemandsland, wie man es sich nur denken konnte, und die Eisenbahn war das einzige einigermaßen schnelle Transportmittel, mit dem man das Tal verlassen konnte. Selbst wenn sie ein Pferd stahl, würde ihr das nicht viel nützen. Der Tumult würde sie schnell verraten, wahrscheinlich noch ehe sie das Küstengebirge erreichte, von Grange Head ganz zu schweigen.
    »Anscheinend hast du doch eine gute Entscheidung getroffen«, meinte Thalia. »Daß du weiter ins Landesinnere gezogen bist, statt dich auf den Weg zur Küste zu machen. In der stinkenden Lerner-Feste sucht dich jedenfalls bestimmt niemand.«
    Ganz so sah es aus. Vielleicht hielten Maias Verfolgerinnen es auch einfach nicht für nötig, jede Hütte und jeden Bauernhof zu durchsuchen. Sie brauchten ja nur die Fluchtwege im Auge zu behalten und abzuwarten.
    »Haben sie Fragen gestellt? Meinen Steckbrief ausgehängt?« fragte sie Kiel, die nur die Achseln zuckte.
    »Also, welche Var würde denn eine andere Var an eine Perkinitin verpfeifen? Die wissen auch, daß sie das gar nicht erst versuchen müssen.«
    Für Maias Geschmack klang das ein bißchen zu einfach. Die Feindschaft zwischen Klonfrauen und Vars war in Long Valley ziemlich ausgeprägt. Dennoch hatte sie kein allzu großes Vertrauen in die Solidarität der Vars untereinander. Die anderen Lerner-Arbeiterinnen würden sie ohne weiteres verraten, wenn die Belohnung nur groß genug war. Glücklicherweise schien außer Thalia und Kiel aber niemand ihre Existenz richtig wahrzunehmen. Die berüchtigte Knausrigkeit der Joplands war Maias größte Hoffnung. Und die Tatsache, daß die Lerners keine Perkiniten waren und sich traditionsgemäß aus der Politik heraushielten.
    Wir werden sehen, ob ich in einer Woche immer noch oben auf der Liste stehe. Wenn sie das Interesse an mir verlieren, könnte ich versuchen, den Weg Stück für Stück zu Fuß zurückzulegen, bei Nacht wandern und tagsüber für mein Essen arbeiten…
    Der Verlust ihrer Tasche, die sie in Holly Lock aufgegeben hatte, machte Maia schwer zu schaffen. Schließlich waren darin ihre letzten Erinnerungen an Leie. Bei dem Gedanken, sie vielleicht nie mehr zurückzubekommen, fühlte sie sich noch einsamer und trauriger.
    Aber wenigstens hatte sie jetzt zwei neue Freundinnen. Natürlich konnten sie Leie nicht ersetzen, aber die schwesterliche Herzlichkeit, die Thalia und Kiel ihr entgegenbrachten, machte ihr den bevorstehenden Abschied schwer. Die Arbeit war hart und die kleine Hütte nicht viel besser als ein Schuppen, aber es war für Maia mehr ein Zuhause als alles andere, seit sie ihre Dachkammer in Port Sanger verlassen hatte. Es schien eine Ewigkeit her zu sein.
    Die Tage vergingen. Der Rhythmus der Brennöfen, der Gestank der Braunkohle, das Rumpeln der Metallwalzen… sogar die Hitze machte Maia nicht mehr soviel zu schaffen. Der Tag ihrer Verabredung in Grange Head kam und ging, aber sie konnte sich nicht vorstellen, daß die Richterin sie sehr vermißt hatte. Sie hatte der Polizeiagentin in Caria alles gesagt, was sie wußte. Sie hatte ihre Pflicht erfüllt.
    Außerdem begann sie sich Gedanken zu machen, während sie Abend für Abend den Gesprächen von Kiel und Thalia lauschte. Was schuldete sie eigentlich dieser Machtstruktur, die einer Var wie ihr sowenig zu bieten hatte, während manche Frauen nur aufgrund dessen, daß sie zu einer anderen Zeit geboren waren, alle Vorteile für sich in Anspruch nehmen konnten? Ihre Hausgenossinnen fanden es nicht ketzerisch, solche Dinge zu hinterfragen, es war sogar ein häufiges Gesprächsthema.
    Manchmal stellten sie das Radio nachts auf einen fremden Sender, drehten endlos an den Knöpfen, bis sie blecherne Stimmen vernahmen, seltsam hoch und von magnetischen Störungen verzerrt. »Niemand kann ernsthaft darauf hoffen, von den korrupten Behörden in Caria Gerechtigkeit zu erlangen, von Staatsdienerinnen, die von den großen Stammesclans des Landungskontinents gekauft werden. Die unterdrückten

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