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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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sollten. Die Geschichten endeten stets gleich. Nachdem die Männer dank der Klugheit und Tapferkeit der jungen Heldin gerettet worden waren, versprachen sie, den kleinen tugendhaften Clan von nun an jeden Winter zu besuchen, solange die Mütter und Schwestern der Heldin dies wünschten.
    Tugend siegte über Korruption. Gedruckt oder auf der Leinwand war das spannend und romantisch. Aber im wirklichen Leben hatte Maia weder Mütter noch Schwestern, an die sie sich wenden konnte. Sie war ein einsames fünfjähriges Sommermädchen ohne einen einzigen Freund auf der ganzen Welt. Sie war Tizbe und ihren Jopland-Kundinnen auf Gnade und Barmherzigkeit ausgeliefert.
    Vorausgesetzt, sie kriegen mich, dachte Maia und biß sich auf die Unterlippe, damit sie nicht so zitterte. Es half auch, wenn sie die Fäuste ballte. Trotz war ein gutes Gegenmittel gegen die Angst.
    Oh-oh.
    Jetzt war sie anscheinend in eine Sackgasse geraten. Der Weg hatte sich auf einem Überhang halbwegs die Canyonwand heruntergeschlängelt, aber als Maia jetzt um eine Ecke bog, sah sie, daß er sich direkt auf einen Abgrund zuschlängelte. Eine wackelige Hängebrücke lag vor ihr, halb im Schatten, halb im Mondlicht, das ihren inzwischen ganz auf die Dunkelheit eingestellten Augen richtig weh tat.
    Bestimmt bin ich unterwegs irgendwo falsch abgebogen. Calma kann ihren Wagen unmöglich über dieses Brückchen gefahren haben!
    Als sie die spinnennetzartigen Umrisse des Stegs näher betrachtete, sah Maia, daß er sich über eine Schlucht spannte, in der sich große Haufen von Asche und Schlacke türmten. Ausgangspunkt des ganzen Abfalls schien eine Reihe großer, bienenstockähnlicher Gebäude am gegenüberliegenden Abhang zu sein. Hier und dort entdeckte Maia rötlich flackernde Flammen von Kohlefeuern, die für die Nacht mit Asche bedeckt waren, aber offenbar nicht ausgehen sollten.
    Eisengießereien! Also war sie doch in der Lerner-Feste angekommen. Sicher hatte Calma eine längere Route gewählt, die eigens für Transporte auf dem Grund des Canyons verlief, und dies war der direktere Weg.
    Selbst bei Tageslicht wäre die Überquerung der knarrenden, schwankenden Brücke furchterregend gewesen. Aber Maia hatte keine andere Wahl. Dabei konnte ich so etwas noch nie sehr gut, dachte sie und erinnerte sich dabei an Campingausflüge mit anderen Sommerkindern in die Steppe bei Port Sanger. Sie und Leie hatten die Unternehmungen geliebt und sich frohgemut auch mit Stechmücken und bitterer Kälte abgefunden. Aber sie hatten beide nicht viel dafür übrig, auf schaukelnden Baumstämmen oder glitschigen Steinen brausende Bergbäche zu überqueren.
    Und die Brücke, die hier vor ihr lag, war ohne Zweifel weit schlimmer. Vorsichtig machte Maia einen Schritt nach vorn und packte das Leitseil, das sich auf Taillenhöhe neben dem Steg über die Schlucht spannte. So arbeitete sie sich Stück für Stück vor, von einer knarrenden Planke auf die nächste, jeden Augenblick darauf gefaßt, daß hinter ihr plötzlich die Rufe ihrer Verfolgerinnen ertönten oder unter ihr ein Seil nachgab. Die schaurige Stille tat nichts, um ihr Unbehagen und das Gefühl vollkommener Einsamkeit zu lindern.
    Aber schließlich hatte sie die andere Seite erreicht, lehnte sich an einen der Pfosten und stieß einen zittrigen Seufzer der Erleichterung aus. Von hier oben konnte sie den Pfad überblicken, auf dem sie gekommen war. Keine Spur von einer Suchtruppe, deren Lichter bestimmt kilometerweit zu sehen wären. Wahrscheinlich übertreibst du mal wieder, dachte sie. Für die bist du doch bloß eine dumme kleine Var, die ihre Nase in etwas gesteckt hat, was sie nichts angeht. Wenn du eine Weile von der Bildfläche verschwindest, werden sie dich im Handumdrehen wieder vergessen.
    Das klang vernünftig. Andererseits konnte es natürlich auch sein, daß sie zu dumm war, um abzuschätzen, wie tief sie tatsächlich in Schwierigkeiten steckte. Während sie so dastand, merkte Maia, daß der Wind deutlich kälter wurde. Ihre Finger waren klamm, beinahe steif, und alles Anhauchen nutzte nichts. Zitternd rieb sie die Hände aneinander und begann, sich zwischen den Brennöfen und Lagerhäusern nach den Wohngebäuden umzusehen, in denen dieser Zweig des Lerner-Clans lebte und seine Töchter großzog.
    Als sie das Wohnhaus entdeckte, war sie tief enttäuscht. Sie hatte sich vorgestellt, die industriellen Lerner-Frauen hätten ein eindrucksvolles Gebäude aus Stahl, Stein oder Glas errichtet. Doch was sie vor

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