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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Schutzkleidung machte die Arbeit mit den schweren Gießkellen voller geschmolzener Hitze noch viel anstrengender. Die Schufterei war noch schlimmer als auf einem Schiff, und sie verlangte eigentlich die Kraft eines Mannes, die Geduld eines Lugars und die Geschicklichkeit einer wintergeborenen Klonfrau. Dennoch arbeiteten ausschließlich Vars an den Hochöfen. Nur Vars, die dringend Arbeit brauchten, waren bereit, es mit dieser künstlichen Miniaturhölle aufzunehmen.
    »Gibt es dafür nicht ein Gesetz?« fragte Maia und tunkte ihren Waschlappen in die flache Schüssel mit rationiertem Wasser. »Ich dachte, die Arbeitgeber müßten so viel zahlen, daß man etwas auf die hohe Kante legen kann.«
    Thalia zuckte die Achseln. »Klar gibt es ein Gesetz, seit den Zeiten von Lysos…«
    Bei der Nennung des Namens der Ersten Mutter hatte Maia schon halb die Hand erhoben, hielt aber inne, ehe sie das Kreiszeichen machen konnte. Irgendwie hatte sie nicht den Eindruck, als wären Kiel und Thalia religiös.
    »Aber es ist total knapp«, fuhr die stämmige Frau fort. »Kauf dir ein paar Luxussachen aus dem Firmenladen. Verlier beim Spielen ein paar Kredite… du weißt ja, wie schnell das geht. Dann hast du Schulden und es gibt kein Entrinnen bis zum Amnestietag im Spätfrühling! Und was willst du dann machen? Ich habe nicht vor, nach meinem siebten Geburtstag noch hier zu sein. Ich hab große Pläne, weißt du.«
    Maia wies sie lieber nicht darauf hin, daß Kiel und Thalia trotz ihres Engagements nicht nur für die notwendigsten Dinge Geld ausgaben. Sie hatten beispielsweise ein kleines Radio, das manchmal bis mitten in der Nacht lief, und sie bezahlten die Lerner-Frauen für den Strom, den sie verbrauchten. Außerdem kauften sie regelmäßig Blumen und Setzlinge für den Garten.
    Andererseits waren das vielleicht notwendige Dinge. Während Maia sich langsam dem Trott der harten Arbeitstage in der Gießerei anpaßte, erkannte sie, daß diese kleinen Stückchen Zivilisation, so geringfügig sie auch sein mochten, oft einen entscheidenden Unterschied ausmachten – ob man die Perspektive wahrte oder den Überblick verlor und in das endlose Halbleben hineinschlitterte, das den anderen Vars zum Schicksal geworden zu sein schien. Oh, die Vars arbeiteten hart. Am Feierabend lachten und sangen sie und gaben sich voller Elan ihren Glücksspielen hin. Aber sie hatten kein Ziel vor Augen. Der Beweis dafür lag im Nachbartal, auf der Windseite und außer Sichtweite der Fabrik, wo die Kinderkrippe und die Spielplätze waren. Hier wurden sommer- und wintergeborene Kinder aufgezogen, aber alle waren sie von Lerner-Müttern geboren worden. Seit Menschengedenken war hier keine Varfrau schwanger geworden.
    Auch Maia begann, jeden Abend ihre Kredite zu zählen. Manche gab sie für gebrauchte Arbeitskleidung aus, für Seife und andere Notwendigkeiten. Wenn die Stromrechnung kam, bezahlte Maia ein Drittel davon. Übrig blieb nur sehr wenig, und wider alle Erwartung bekam Maia Heimweh nach dem Meer.
    Die Polizeiagentin hat mir eine Belohnung versprochen, wenn ich nach Grange Head komme, grübelte sie wehmütig. Selbst eine kleine Entschädigung für ihre Aussage wäre bestimmt mehr gewesen, als sie hier mit ihrer Schufterei beiseitelegen konnte. Fast eine Woche ist vorbei. Du könntest herausfinden, ob es sicher ist, wenn du dich wieder auf den Weg machst.
    Ihre Mitbewohnerinnen errieten bald, daß Maia sich auf der Flucht vor echten Schwierigkeiten befand. Obgleich die beiden Frauen nicht drängten und Maia auch nicht in die Details gehen wollte, erzählte sie ihnen immerhin, daß die Jopland-Mütter hinter ihr her waren. Das schien ihr Ansehen bei Kiel und Thalia nur zu steigern. Kiel erbot sich, am nächsten Greers-Tag, wenn der Versorgungswagen aus der Stadt eintraf, Erkundigungen einzuziehen. Wenn der Wagen nicht allzuschwer beladen war, konnten Arbeiterinnen, die gerade frei hatten, für einen geringen Preis mitfahren. Kiel hatte sowieso ein paar Einkäufe in der Stadt zu erledigen. »Ich werde mich ein bißchen für dich umsehen, Fräuleinchen, und rausfinden, ob die Luft rein ist.«
    »Ich wünschte, du würdest uns verraten, was du mit diesen Weibern zu schaffen hattest«, meinte die schwarze Frau bei ihrer Rückkehr, während sie ihre Einkäufe auf dem wackeligen Tisch ablud und Maia mit großen Augen musterte. »Du hast die Perkies ganz schön auf Trab gebracht. Als es Zeit war für den Zug, hab ich zwei Jopland-Frauen in der Station

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